Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
schau! Es schneit!" rief Ayla, und ihr Lächeln war glücklich. "Der erste Schnee des Jahres." Sie hatte ihn bereits in der Luft gespürt, und der erste Schnee des Winters war immer etwas Besonderes für sie.
"Ich verstehe nicht, warum du dich darüber freust", sagte er; aber ihr Lächeln war ansteckend, und er mußte auch lächeln. "Du wirst bald genug haben von Schnee und Eis, fürchte ich."
"Du hast recht, ich weiß. Aber ich liebe den ersten Schnee." Nach einigen Augenblicken fragte sie: "Können wir bald das Lager aufschlagen?"
"Es ist erst kurz nach Mittag", sagte Jondalar erstaunt. "Wie kommst du darauf, jetzt schon das Lager aufzuschlagen?"
"Ich habe vorhin ein paar Schneehühner gesehen. Sie fangen an, weiß zu werden; doch solange der Boden noch nicht mit Schnee bedeckt ist, sind sie leicht auszumachen. Das ändert sich schnell, wenn es geschneit hat. Und sie schmecken so gut zu dieser Zeit des Jahres, besonders wenn sie so zubereitet werden, wie Creb es liebte. Und das braucht seine Zeit." Sie hatte sich in Erinnerungen verloren und blickte in die Ferne. "Man gräbt ein Loch in den Boden, legt es mit Steinen aus und zündet darin ein Feuer an. Dann legt man die Vögel darauf, fest in Heu eingewickelt und gut zugedeckt, und wartet." Sie hatte so schnell gesprochen, daß ihre Worte sich zu überstürzen schienen. "Aber das Warten lohnt sich."
"Sachte, Ayla. Du bist ja ganz aufgeregt", sagte er und lächelte belustigt. Er liebte es, wenn sie so von Begeisterung erfüllt war. "Wenn sie wirklich so köstlich sind, wie du sagst, dann sollten
wir jetzt das Lager aufschlagen und Schneehühner jagen ge-hen."
"Oh, das sind sie", sagte sie und blickte Jondalar mit ernstem Ausdruck an. "Aber du hast sie natürlich schon gegessen und weißt, wie sie schmecken." Dann sah sie sein Lächeln und merkte, daß er sich über sie lustig gemacht hatte. Sie zog ihre Schleuder aus dem Gürtel. "Du machst das Lager; ich jage Schneehühner. Und wenn du mir hilfst, das Loch zu graben, darfst du sogar von einem Huhn kosten", sagte sie lachend und trieb Winnie an.
"Ayla!" rief Jondalar, bevor sie sehr weit gekommen war. "Wenn du mir die Schleppstangen hierläßt, werde ich für dich das Lager aufschlagen, >Frau, Die Jagt<."
Sie war überrascht. "Ich hätte nicht geglaubt, daß du noch weißt, wie Brun mich nannte, als er mir gestattete zu jagen", sagte sie, als sie zurückkam und vor ihm stehenblieb.
"Ich habe vielleicht nicht deine Clan-Erinnerungen, aber ich weiß sehr wohl einige Dinge über die Frau, die ich liebe", sagte er und sah, wie ihr zärtliches Lächeln sie noch schöner machte. "Und wenn du mir sagst, wo wir Lagern sollen, dann weißt du auch, wohin du die Vögel bringen kannst."
"Wenn ich dich nicht gesehen hätte, hätte ich deine Spuren verfolgt. Aber ich lasse dir die Stangen. Winnie kann sich mit ihnen ohnehin nicht sehr schnell bewegen."
Sie ritten weiter, bis sie einen geeigneten Lagerplatz gefunden hatten - auf ebenem Grund neben einigen Bäumen unweit eines Flusses mit felsigem Ufer, an dem Ayla die Steine finden konnte, die sie für ihren Erdofen brauchte.
"Wenn ich schon hier bin, kann ich dir auch helfen, das Lager aufzuschlagen", sagte Ayla und stieg vom Pferd.
"Geh deine Schneehühner jagen. Sag mir nur, wo du das Loch haben willst", sagte Jondalar.
Ayla dachte nach, dann nickte sie. Je früher die Vögel erlegt würden, desto früher konnte sie anfangen, sie zu garen. Sie schritt den Lagerplatz ab und wählte eine Stelle aus, die ihr für den Erdofen geeignet schien. "Hier", sagte sie. "Nicht zu weit von diesen Steinen." Sie ging am Ufer entlang und hob ein paar
runde, glatte Steine auf, die ihr als Geschosse für ihre Schleuder dienen sollten. Sie gab Wolf ein Zeichen, sie zu begleiten, und ritt den Weg zurück, auf dem sie gekommen waren. Als sie nach den Schneehühnern Ausschau hielt, die sie gesehen hatte, erblickte sie einige andere Arten, die ihnen ähnelten. Zuerst wurde sie von einer Kette grauer Rebhühner getäuscht, die reife Roggen- und Einkornsamen pickten. Sie erkannte die erstaunlich vielen Jungvögel an ihrer weniger ausgeprägten Zeichnung. Obgleich die mittelgroßen, gedrung-enen Vögel nicht weniger als zwanzig Eier auf einmal ausbrüteten, stellten ihnen so viele Räuber nach, daß nur wenige Tiere bis zurGeschlechtsreife überlebten.
Graue Rebhühner schmeckten ebenfalls gut, aber Ayla entschloß sich, weiterzusuchen und sich den Platz zu merken, falls sie die
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