Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter
sich verbunden hatte, schlimmer war als alles, was sie vorher erlebt hatte. Seine Wonnen bestanden darin, sie zu schlagen und zu erniedrigen, bis sie sich schließlich gegen ihn auflehnte und ihn vergiftete. Aber sie hatte ihre Lektion gelernt. Seelisch verkrüppelt durch die Grausamkeiten, deren Opfer sie geworden war, konnte sie keine Wonne empfinden, ohne Schmerz zu bereiten. Sie machte sich wenig daraus, die Gabe der Mutter mit Männern oder selbst mit Frauen zu teilen. Sie bereitete sich Wonnen, indem sie zusah, wie Männer langsam und qualvoll starben.
Wenn sie für längere Zeit keine Besucher hatte, mit denen sie spielen konnte, hatte Attaroa sich gelegentlich auch mit den Männern der S'Armunai abgegeben; aber nachdem die ersten zwei oder drei ihre Wonnen kennengelernt hatten, wußten sie, um was es bei diesem Spiel ging. Sie flehten nur um ihr Leben.
Reisende kamen gewöhnlich in der wärmeren Jahreszeit. Die Leute reisten selten im Winter, und in der letzten Zeit war kaum jemand gekommen, im vergangenen Sommer niemand. Einigen Männern war es gelungen, zu fliehen, und einige Frauen waren fortgelaufen. Sie warnten andere. Die meisten Leute, die ihre Geschichten hörten, taten sie als Gerüchte ab; doch auch die Gerüchte von den bösen Wolfsfrauen verbreiteten sich, und die Leute vermieden es, in das Gebiet der S'Armunai einzudringen.
Attaroa hatte sich gefreut, als Jondalar ins Lager gebracht wurde; aber er war widerspenstiger als ihre eigenen Männer. Er wollte sich nicht auf ihr Spiel einlassen und gab ihr nicht ein-mal die Genugtuung, sie um sein Leben zu bitten. Wenn er es getan hätte, wäre sie vielleicht sogar darauf eingegangen - nur um des Vergnügens willen, ihm ihre Macht aufzuzwingen.
Auf ihren Befehl ergriffen Attaroas Wolfsfrauen Jondalar. Er wehrte sich heftig, stieß die Speere beiseite und teilte harte Schläge aus. Es gelang ihm fast, sich zu befreien; doch es waren zu viele, die auf ihn eindrangen. Er setzte den Kampf fort, als sie die Verschlüsse seines Kittels und seiner Beinlinge zerschnitten. Aber wie waren auf seine Gegenwehr vorbereitet und hielten ihm scharfe Klingen an den Hals.
Nachdem sie ihm den Kittel vom Leib gerissen und seine Brust entblößt hatte, fesselten sie ihm die Hände und hoben ihn hoch, um ihn, mit den Händen über dem Kopf, an den oberen Pflock des Übungspfahls zu hängen. Er stieß mit den Füßen um sich, als sie ihm Stiefel und Beinlinge auszogen, und traf einige Frauen empfindlich.
Sobald er nackt am Pfahl hing, traten sie zurück und sahen ihn mit höhnischem Lächeln an, zufrieden mit sich und dem, was sie vollbracht hatten. So groß und stark er auch war - sein Widerstand hatte ihm nichts genützt. Jondalars Zehen berührten gerade den Boden; die meisten Männer hätten mit den Füßen in der Luft gehangen. Es vermittelte ihm ein vages Gefühl von Sicherheit, den Boden zu berühren, und schickte ein Gebet an die Große Erdmutter, ihn aus dieser schrecklichen Lage zu befreien. "
Attaroa betrachtete interessiert die große Narbe, die sich über seinen Oberschenkel und seine Lenden hinzog. Sie war gut verheilt. Nichts hatte darauf hingedeutet, daß er ein so schwer verwundet worden war; er hatte weder gehinkt noch das Bein nachgezogen. Wenn er so kräftig war, wü er vielleicht länger durchhalten als die meisten ande Männer. Er konnte ihr noch einiges an Unterhaltung bieten.
Attaroas Lächeln ließ Jondalar nachdenklich werden. Er spürte, wie der eisige Wind seinen Körper mit einer Gänsehaut
überzog, und er schauerte zusammen - aber nicht nur vor der Kälte. Er sah zu dem Palisadenzaun hinüber und wußte, daß die Männer ihn durch die Ritzen beobachteten. Warum hatten sie ihn nicht gewarnt? Es war offensichtlich nicht das erste Mal, daß so etwas geschah. Hätte es etwas genützt, wenn sie ihn auf das, was ihn erwartete, aufmerksam gemacht hätten? Hätte eine solche Warnung nicht nur dazu geführt, ihn furchtsam werden zu lassen? Vielleicht hielten sie es für besser, wenn er nichts wußte.
Tatsächlich hatten einige der Männer darüber gesprochen. Sie alle schätzten den Zelandonii und bewunderten sein handwerkliches Geschick. Mit den Messern und Geräten, die er ihnen hinterlassen hatte, konnten sie vielleicht entkommen. Sie würden ihn deshalb immer in guter Erinnerung behalten; aber jeder wußte, daß Attaroa, wenn Jondalar nicht gefangen worden wäre, einen von ihnen an den Pfahl gehängt hätte - zu lang war die Zeit, in der
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