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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Unavoas Unterkunft."
    Stolz und ein wenig erstaunt sah Jondalar, wie Ayla Epadoa und die Jägerinnen mit dem Leichnam begleitete. Bisher hatte er sie nur als Herrin einer Situation erlebt, wenn jemand verletzt oder krank war und ihrer besonderen Künste bedurfte. Dann fiel ihm ein, daß diese Menschen krank und verwundet waren. Vielleicht war es doch nicht so seltsam, daß Ayla wußte, was zu tun war.
    Am Morgen nahm Jondalar die Pferde und holte die Ausrüstung, die sie mitgenommen hatten, als sie den Großen Mutter Fluß verließen. Alles schien so lange her; ihm wurde bewußt, daß sich ihre Reise beträchtlich verzögert hatte. Sie hatten einen solchen Vorsprung auf ihrer Wanderung zum Gletscher gehabt, daß er glaubte, die Reise in aller Ruhe meistern zu können. Nun war der Winter fortgeschritten, und sie waren weiter von ihrem Ziel entfernt als zuvor.
    Dieses Lager brauchte Hilfe, und er wußte, daß Ayla nicht weggehen würde, bis sie alles getan hatte, was in ihren Kräften stand. Auch er hatte ihnen Hilfe versprochen und freute sich darauf, Doban und den anderen die Bearbeitung des Feuersteins und den Gebrauch der Speerschleuder beizubringen. Und doch begann er, sich zu sorgen. Sie mußten diesen Gletscher vor der tückischen Frühlingsschmelze überqueren, und deshalb mußten sie sich bald auf den Weg machen.
    S'Armuna und Ayla untersuchten und behandelten die Jungen und Männer des Lagers. Für einen Mann kam ihre Hilfe zu spät. Er starb in der ersten Nacht seiner Freiheit in Attaroas Hütte - der Wundbrand, an dem er litt, war so weit fort-geschritten, daß beide Beine schon abgestorben waren. Fast alle übrigen waren verletzt oder krank, ausnahmslos alle unter-ernährt. Sie rochen nach Krankheit und waren unglaublich schmutzig.
    In der inneren Feuerkammer erhitzten die beiden Frauen Wasser zum Baden und zur Behandlung der Wunden, doch das meiste bewirkten Essen und Wärme. Nachdem alles getan war,
     
    was getan werden konnte, gingen diejenigen, die nicht schwer krank waren und Mütter, Gefährtinnen oder andere Verwandte, in ihre Hütten zurück.
    Vor allem sorgte sich Ayla um die Jungen, deren Lage beson-ders bitter war. Beim gemeinsamen Abendessen besprachen Ayla und S'Armuna einige Probleme, auf die sie gestoßen waren, wiesen auf das Nötigste hin, das zu tun war, und beantworteten Fragen. Doch der Tag war lang gewesen, und Ayla wollte gerade aufstehen und schlafen gehen, als sich jemand nach einem Jungen erkundigte, woraufhin Ayla antwortete und eine andere Frau über die böse Anführerin herzog, die an allem schuld sei. Die selbstgerechte Entlastung, die sich die Frau erteilte, brachte Ayla in Rage, und die große Wut, die sich den ganzen Tag über angestaut hatte, brach aus ihr heraus.
    "Attaroa war eine starke Frau mit starkem Willen; doch wie stark ein Mensch auch immer sein mag, zwei oder fünf oder zehn Leute sind stärker. Hättet ihr alle Widerstand geleistet, wäre ihr Ende früher gekommen. Daher seid ihr alle, die Frauen und Männer dieses Lagers, am Leid der Kinder mitschuldig. Und ich sage euch, jeder dieser Jungen und jeder Mann, der lange unter diesen Greueln gelitten hat" - Ayla bemühte sich, ihre Fassung zu bewahren - "hat ein Recht auf die Fürsorge des ganzen Lagers. Ihr alle seid für sie verantwortlich, für den Rest eures Lebens. Sie haben gelitten und sind damit Erwählte der Muna geworden.. Wer sich weigert, ihnen zu helfen, bekommt es mit mir zu tun."
    Ayla wandte sich um und ging mit Jondalar fort. Doch ihre Worte wogen schwerer, als sie wissen konnte. Die meisten Leute sahen in ihr nicht mehr eine gewöhnliche Frau, sondern die Verkörperung der Großen Mutter - eine Munai in Menschengestalt, die gekommen war, um Attaroa zu holen und die Männer freizulassen. Wie sonst war zu erklären, daß die Pferde auf ihren Pfiff hörten? Was war von einem Wolf zu halten, der ihr überallhin folgte und ihren Befehlen gehorchte? War es nicht die Große Erdmutter, die die Geister aller Tiere geschaffen hatte?
    Wie es hieß, hatte die Mutter Frauen und Männer zu einem Zweck geschaffen und ihnen das Geschenk der Wonnen gegeben, um sie zu ehren. Beide Geister, die der Männer und die der Frauen, waren nötig, um neues Leben zu zeugen. Und nun war Muna gekommen, um zu zeigen, daß jeder, der ihrer Absicht zuwiderhandelte, sie beleidigte. Hatte sie nicht den Zelandonii geschickt, um ihren Willen kundzutun? Einen Mann, der größer war als die meisten Männer, hell wie der Mond.

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