Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
Vom Netzwerk:
würde sie nicht verhungern lassen. Aber ihre Lebensweise - Essen und Kleidung und die Achtung, die man ihnen entgegenbringt - hängt von seinem Rang ab. Und er würde Yorga verlieren. Sie ist jung und schön, ein anderer Mann würde sie gern nehmen, und wenn sie den Sohn bekommt, den Guban sich immer gewünscht hat, so nähme sie ihn mit."
    "Was geschieht mit ihm, wenn er zu alt wird zum Jagen?" "Ein alter Mann kann die Jagd langsam aufgeben, mit Würde. Er lebt
     
    dann bei den Söhnen oder Töchtern seiner Gefährtin, solange sie noch im selben Clan wohnen, und fällt deshalb nicht der Allgemeinheit zur Last. Zoug war mit der Schleuder dermaßen geschickt, daß er immer noch nützlich war, und selbst Dorvs Rat war stets gefragt, obwohl er kaum noch sehen konnte. Aber Guban ist ein Mann in der Blüte seiner Jahre und ein Anführer. Alles auf einmal zu verlieren, hätte ihm das Herz gebrochen."
    Jondalar nickte. "Ich glaube, ich verstehe. Nicht mehr jagen zu können das würde mich nicht weiter stören. Aber wenn ich den Feuerstein nicht mehr bearbeiten könnte, das wäre schlimm für mich." Nach einer Gedankenpause sagte er: "Du hast viel für ihn getan, Ayla. Sollte das nicht zählen, selbst wenn die Stellung der Frauen im Clan anders ist? Könnte er es nicht wenigstens anerkennen?"
    "Guban hat sich bei mir bedankt, aber sehr zurückhaltend, wie es sich gehört."
    "Das kann man wohl sagen. Ich habe es nicht bemerkt", sagte Jondalar.
    "Er hat sich direkt mit mir verständigt, nicht durch dich, und er hat sich meine Ansichten angehört. Er hat seiner Frau erlaubt, mit dir zu sprechen, was mich ihr ebenbürtig macht; weil er einen sehr hohen Rang hat, gilt das auch für sie. Er hält sehr viel von dir, weißt du. Er hat dir ein Kompliment gemacht."
    "Wirklich?"
    "Er fand deine Werkzeuge gut und bewunderte deine Handwerkskunst. Sonst hätte er die Krücken oder dein Zeichen nicht angenommen."
    "Was hätte er sonst tun sollen? Ich habe seinen Zahn akzeptiert. Ich fand das Geschenk zwar seltsam, verstand aber seine Be-deutung. Ich hätte jedes Zeichen von ihm angenommen."
    "Wenn er es nicht passend gefunden hätte, hätte er es zurück-gewiesen. Aber das Zeichen war mehr als ein Geschenk. Er hat damit eine schwere Verpflichtung anerkannt. Hätte er dich nicht geachtet, hätte er dein Stück Geist nicht im Tausch für seines angenommen; dafür ist ihm sein Geist zu kostbar.
     
    Er hätte eher eine Leere hingenommen als ein Stück unwürdigen Geistes."
    "Du hast recht. Bei diesen Clan-Leuten gibt es Hintersin-nigkeiten, von denen ich nicht weiß, ob ich sie jemals ganz begreifen würde", sagte Jondalar.
    "Glaubst du, das ist bei deinen Leuten so anders? Mir fällt es immer noch schwer, all eure Hintergedanken zu verstehen", sagte Ayla. "Aber deine Leute sind toleranter. Sie machen mehr Besuche; sie reisen häufiger als die Clan-Menschen und haben sich dadurch an Fremde gewöhnt. Ich habe bestimmt Fehler gemacht, doch dein Volk hat sie übersehen, weil ich ein Gast war und sie mit fremden Sitten und Gebräuchen Nachsicht üben."
    "Ayla, meine Leute sind auch deine Leute", sagte Jondalar leise.
    Sie blickte ihn an, als hätte sie ihn nicht ganz verstanden. Dann sagte sie: "Ich hoffe es, Jondalar. Ich hoffe es."
     
    Während die Reisenden weiter durch das Hochland zogen, wurden die Fichten und Tannen spärlicher und kümmerlicher, und der Weg am Ruß entlang führte sie dann und wann an Höhen vorbei und durch tiefe Täler, die ihnen die Sicht auf die Berge ringsum versperrten. An einer Flußbiegung stürzte ein Hochlandstrom in die Mutter; die bitterkalte Luft hatte das Wasser im Herabfallen gefangen und eingefroren, und die heftigen Winde hatten es zu eigenartigen, grotesken Gebilden geformt. Karikaturen lebendiger Geschöpfe, zu Eis erstarrt, als sie Hals über Kopf den Flußlauf hinunterfliehen wollten, schienen ungeduldig auf den Wechsel der Jahreszeiten und auf ihre bevorstehende Befreiung zu warten.
    Ayla und Jondalar führten die Pferde vorsichtig über das Durcheinander der Eisbrocken und um die Biegung herum zum höhergelegenen, gefrorenen Wasserfall hin. Als der massige Plateaugletscher drohend in ihr Blickfeld geriet, blieben sie wie verzaubert stehen. Schon vorher hatten sie manchmal ein Teilstück von ihm gesehen; jetzt schien er zum Greifen nahe, doch das war trügerisch. Der majestätische Eisriese mit seinem
    flachen Gipfel war weiter weg, als es den Anschein hatte.
    Der hohe Zwillingsgipfel im Süden,

Weitere Kostenlose Bücher