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Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter

Titel: Zyklus der Erdenkinder 04 - Ayla und das Tal der Grossen Mutter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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zugleich ein tröstlicher Gedanke. Es war nicht erforderlich, jede Gelegenheit zu ergreifen. Das Gefühl war stark wie immer, aber der Drang weniger stark, und manchmal lohnte sich das Warten. Er konnte daran denken und die Vorfreude genießen. Jondalar erwiderte das Lächeln.
    Nachdem sie das Lager aufgeschlagen hatten, wollte Ayla das Tal erkunden. Es war ungewöhnlich, mitten in der Steppe eine so dicht bewaldete Landschaft zu finden, und sie war neugierig. Eine derartige Vegetation hatte sie seit Jahren nicht mehr gesehen.
    Auch Jondalar wollte die Umgebung erkunden. Nach ihrem Erlebnis mit dem Bären in der Waldlichtung hielt er es für angebracht, nach Spuren von Tieren Ausschau zu halten. Ayla nahm ihre Schleuder und ihren Sammelkorb mit, Jondalar seine Speerschleuder und ein paar Speere, und zusammen drangen sie in die Weidengruppen ein. Die Pferde blieben zurück und grasten, doch Wolf begleitete sie begeistert. Auch für ihn war ein Wald etwas Ungewöhnliches, voll von aufregenden Düften.
    Ein Stück vom Wasser entfernt traten Erlen an die Stelle
    Der Weiden, dann bewog eine Mischung aus Birken und Lärchen, zwischen denen auch ein paar ansehnliche Kiefern standen. Ayla hob ein paar Zapfen auf und stellte fest, daß es Zirbelkiefern waren, deren Zapfen die großen, delikaten Zirbelnüsse enthielten. Aber das wirklich Ungewöhnliche waren die Laubbäume. An einer Stelle, noch auf der Flußebene, aber näher am unteren Ende des Hanges, der zur offenen Grassteppe hinaufführte, stand, sogar eine Gruppe Buchen.
    Ayla betrachtete sie eingehend, verglich sie mit ihrer Erinnerung an ähnliche Bäume, die in der Nähe der Höhle wuchsen, in der sie als Kind gelebt hatte. Die Rinde war glatt und grau, die Blätter waren oval und an einem Ende zugespitzt, an den Rändern flach gezähnt und auf den Unterseiten seidig weiß behaart. Die kleinen, in stachligen Hüllen sitzenden Eckern waren noch nicht reif, aber die auf dem Boden herumliegenden Eckern und Schalen vom Vorjahr deuteten auf reichen Ertrag. Die Bäume waren nicht so groß wie die, an die sie sich erinnerte, aber doch recht ansehnlich. Dann fielen ihr die ungewöhnlichen Pflanzen auf, die unter den Bäumen wuchsen, und sie kniete nieder, um sie genauer zu betrachten.
    "Willst du die auch mitnehmen?" fragte Jondalar. "Sie sehen tot aus und haben überhaupt keine Blätter."
    "Sie sind nicht tot. Das ist die Art, wie sie wachsen. Hier, fühl mal, wie frisch sie sind", sagte Ayla und brach ein Stückchen von dem etwa fußhohen, glatten, blattlosen Stengel ab, von dem auf ganzer Länge dünne Triebe abzweigten. Die ganze Pflanze hatte eine trübrote Farbe, auch die Blütenknospen, und wies keine Spur von Grün auf.
    "Sie wachsen auf den Wurzeln anderer Pflanzen", sagte Ayla, "genau wie die, die Iza immer für meine Augen benutzte, wenn ich weinte, aber die waren weiß und glänzend. Manche Leute hatten Angst vor ihnen, weil sie glaubten, sie sähen aus wie die Haut eines toten Menschen. Sie hatten sogar einen Namen für sie." Sie überlegte einen Augenblick. "So etwas wie Totenpflanze oder Leichenpflanze".
    Sie blickte ins Leere, während sie sich erinnerte. "Iza glaubte,
     
    Meine Augen wären schwach, weil sie tränten, und das beunruhigte sie." Ayla lächelte bei dem Gedanken. "Sie holte immer eine frische von diesen weißen Leichenpflanzen und drückte mir den Saft direkt aus dem Stengel in die Augen. Wenn sie vom vielen Weinen wehtaten, fühlten sie sich danach immer besser an." Sie schwieg eine Weile, dann schüttelte sie leicht den Kopf. "Ob diese auch gut für Augen sind, weiß ich nicht. Iza benutzte sie für kleine Verletzungen und für bestimmte Wucherungen."
    "Wie heißen sie?"
    "Ich glaube, ihr Name müßte - wie nennt man bei euch diesen Baum, Jondalar?"
    "Das weiß ich nicht. Ich glaube, da, wo ich herkomme, gibt es ihn nicht, aber die Sharamudoi nennen ihn Buche."
    "Dann muß es sich bei diesem Baum um Buchenwürger handeln", sagte sie, erhob sich und rieb die Hände gegeneinander, um die Erde von ihnen abzustreifen.
    Plötzlich erstarrte Wolf, reckte die Nase in den dichten Wald. Jondalar bemerkte seine angespannte Haltung, erinnerte sich dran, wie Wolf den Bären gewittert hatte, und griff nach seinem Speer. Er legte ihn in die Rinne auf der Oberseite seiner Speerschleuder, eines geformten Holzstücks, das etwa so lang war wie der Speer. Er hielt ihn waagerecht in der rechten Hand und steckte das ausgehöhlte Ende des Speeres auf einen auf der

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