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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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hatten kaum Spuren hinterlassen. Weil die Höhle so schön war und mit ihren weißen Wänden einen so außergewöhnlichen Anblick bot, wurde sie als beson ders heiliger Ort empfunden und galt als unberührbar. Die Ze landonia und die Anführer der Höhlen beratschlagten über ge eignete Zeiten, sie zu betreten, sowie Möglichkeiten der Nut zung.
Die Stelle, an der Ayla ein kleines Feuer entfacht und Holz kohlereste hinterlassen hatte, war zu einer von Steinen einge fassten Feuerstelle geworden, neben der benutzte Fackeln la gen. Sie holte ihr Feuerbesteck hervor, machte rasch Feuer und entzündete eine Fackel. Dann ging sie mit ihr zum Höhlenein gang.
Mit hoch erhobener Fackel betrat sie den dunklen Raum. Das durch die Öffnung strömende Sonnenlicht zeigte ihr den wei chen Lehmboden des abschüssigen Zugangsweges, der von Abdrücken nackter und besohlter Füße aller Größen übersät war. Neben dem Abdruck eines langen, schmalen Fußes, der vermutlich zu einem großen Mann gehörte, erkannte sie einen breiteren von mittlerer Größe und den Abdruck einer erwach senen Frau oder eines heranwachsenden Jungen. Man sah die aus Gräsern oder Schilf geflochtene Sohle einer Sandale, daneben den verwischten Abdruck eines ledernen Fußkleids, dann die ziemlich wackeligen, winzigen Schritte eines Klein kinds. Über alle Abdrücke hinweg zog sich die Spur eines Wolfs. Ayla fragte sich, was ein Spurenleser, der nicht wusste, dass das Tier vor den Menschen in die Höhle gelaufen war, wohl mit den Spuren anfangen würde.
Die Luft wurde kühl und feucht und die Umgebung immer dunkler. Der Zugang zur Höhle erforderte keine besondere An strengung, zumindest dann nicht, wenn man nur in den ersten Raum wollte. Dies war eine Höhle, die ganze Familien nutzen konnten, wenn auch nicht als Wohnraum. Unterirdische Höh len waren zu dunkel und zu feucht, um als Behausungen zu dienen, zumal die Gegend reich an Felsnischen war, in die das Tageslicht strömte, die ebene Böden hatten und durch über hängende Felsvorsprünge vor Regen und Schnee geschützt waren. Und diese Höhle war so wunderschön, dass sie sich wie ein besonderes Heiligtum anfühlte, wie ein geheimnisvoller Zugang zum Schoß der Mutter.
Von Wolf begleitet, schritt sie die Hauptkammer mit den weißen Wänden auf der linken Seite in ganzer Länge ab und betrat den engen Durchgang an der Rückwand der Höhle, der sich nach oben hin bogenförmig zu einem weißen Gewölbe erweiterte. Sie gelangte zu der Ausbuchtung um die runde Säu le, die von der Decke nicht ganz bis zum Boden hinabreichte. Allmählich wurde ihr kalt, und sie griff in ihren Tragesack, entnahm ihm die weiche Lederhaut eines Riesenhirschs und legte sie sich um die Schultern. Sie stammte von dem Hirsch, den sie vor der Wisentjagd, bei der Shevonar gestorben war, mit der Speerschleuder erlegt hatte. So viel war seither gesche hen, die Zeit kam ihr unendlich lange vor. Aber in Wirklichkeit war es erst vor kurzem gewesen.
Sie ging weiter bis ans Ende des engen Ganges, dann kehrte sie um und setzte sich in die Nähe der Säule. Hier war es ge räumig, das gefiel ihr. Wolf kam und rieb seinen Kopf an ihrer freien Hand. »Du willst wohl, dass ich mich mit dir beschäfti ge«, sagte sie, nahm die Fackel in die andere Hand und kraulte ihn hinter den Ohren. Als er seinen Entdeckungsrundgang wie der aufnahm, wanderten ihre Gedanken zurück zu der Zusam menkunft mit den anderen Frauen, die sich mit einem Gefähr ten verbinden wollten, und zurück zu der Diskussion mit den Zelandonia, nachdem die meisten Frauen gegangen waren.
Sie sann über Verwandtschaftszeichen nach und erinnerte sich, dass Marthonas Zeichen das Pferd war. Welches wohl ihr eigenes sein mochte? Sie fand es interessant, dass Pferde, Au erochsen und Wisente in der Welt der Geister Krafttiere waren, wichtiger als Wölfe oder Höhlenlöwen und wohl auch Höhlen bären. In jener Welt war alles anders herum, auf den Kopf ge stellt, vielleicht als sei das Äußere nach innen gekehrt. Unver mittelt überkam sie wieder jenes Gefühl, das sie bereits kannte. Sie versuchte, dagegen anzukämpfen, weil es sie erschreckte, aber es war stärker. Eine Erinnerung überfiel sie, eine Erinne rung wie an einen Traum. Aber es war mehr als eine Erinne rung, mehr als ein Traum; es war, als durchlebe sie ihre Träume und Erinnerungen noch einmal, wobei sie sich auch an Dinge erinnerte, die nicht geschehen waren.
Sie verspürte eine dumpfe Sorge. Sie hatte etwas falsch ge macht

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