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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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in einer Lösung mit Hirnmasse eingeweicht, die mit der Hand zu Brei verrührt und mit Wasser vermischt worden war und den Häuten eine erstaunliche Elastizität verlieh. Dann wurden die Häute zusammengerollt und gedreht, um so viel Flüssigkeit wie möglich herauszuwringen, wofür man zwei Leute brauchte, die jeweils an einem Ende anfassten. Aus vier Stangen war ein rechteckiger Rahmen gebaut worden; in ihn spannten sie die nasse Haut mittels einer Schnur, die durch alle Löcher gezogen und festgezurrt wurde. Dann begann die harte Arbeit.
    Während der Rahmen fest gegen Bäume oder einen horizon talen Pfosten gelehnt stand, wurden die Häute gewalkt. Mit einem Stab mit abgerundeter Spitze wurden sie nach allen Richtungen so stark wie möglich gedehnt, bis sie nach einem halben Tag endlich trocken waren. An diesem Punkt waren sie fast weiß und hatten eine angenehm weiche, wildlederartige Oberfläche bekommen. Sie hätten zu Kleidung weiterverarbei tet werden können, aber wenn sie nass geworden wären, hätten sie erneut gewalkt werden müssen, denn sonst wurden sie beim Trocknen zu hartem Rohleder. Damit sie ihre stoffähnliche biegsame Struktur auch nach dem Waschen behielten, musste noch ein weiterer Arbeitsgang folgen. Dabei gab es, je nach dem, welches Produkt am Ende erwünscht war, mehrere Mög lichkeiten.
    Die einfachste Art war das Räuchern. Man konnte dafür ein kleines, spitz zulaufendes Reisezelt benutzen, die Rauchöffnung abdecken und im Inneren ein Feuer entzünden. Dann hängte man mehrere Häute auf und schloss den Eingang.
    Der Rauch, der sich im Zelt ausbreitete, legte sich um die Collagenfasern in den Häuten. Wenn das Leder danach nass wurde oder man es wusch, blieb es dennoch weich. Das Räu chern änderte auch die Farbe der Haut. Ob sie eher gelblich, lohfarben, braungrau oder dunkelbraun wurde, hing von der Holzart ab.
    Man konnte auch pudrige rote Ockerfarbe mit Talg, also Fett, das in siedendem Wasser ausgelassen worden war, mischen und dies in die Haut einreiben. Das färbte sie rot - die Tönung variierte von leuchtendem Orangerot bis zu dunklem Kasta nienbraun - und machte sie wasserabweisend. Die fetthaltige Mischung konnte man mit einem glatten Stab oder Knochen einarbeiten, und die Oberfläche glänzte hinterher in umso satte ren Farben und war zudem fast wasserdicht. Roter Ocker ver hinderte Bakterienbefall und hielt Insekten ab, auch die kleinen Parasiten, die auf Warmblütern wie Menschen lebten.
    Eine weitere Art der Bearbeitung war weniger bekannt und aufwändiger und ließ das naturhelle Leder in reinem Weiß er strahlen. Diese Methode war nicht immer erfolgreich, weil es schwer war, die Haut weich zu halten, aber wenn sie gelang, konnte sich das Ergebnis sehen lassen. Ayla hatte sie von Cro zie, einer alten Mamut-Frau gelernt. Sie musste zuerst ihren Urin aufheben und ihn stehen lassen, bis er durch einen natürli chen Prozess zu Ammoniak, einem Bleichmittel, geworden war. Nach dem Entfleischen wurde die Haut in den Ammoniak gelegt, dann mit seifenhaltigen Wurzeln gewaschen, die Sei fenschaum ergaben, mit der Hirn-Wasser-Mischung weich ge macht und mit getrocknetem, zerstoßenem Kaolin poliert, einer feinen weißen Erdsorte, die in sehr reinen Talg gemischt wur de.
    Ayla hatte nur ein einziges weißes Kleidungsstück angefer tigt, und Crozie hatte ihr geholfen. Vor kurzem hatte sie eine Stelle mit Kaolin nicht weit von der Dritten Höhle entfernt ent deckt, und nun überlegte sie, ob sie es noch einmal versuchen sollte. Außerdem wollte sie wissen, ob der Schaum aus Fett und Holzkohle, wie er zum Bearbeiten des Leders gebraucht wurde und wie sie ihn bei den Losadunai kennen gelernt hatte, besser wirkte als das Seifenkraut.
    Während der gemeinschaftlichen Arbeit hatte Ayla einiges von den Gesprächen über Janida mitbekommen und interessiert zugehört, weil sie einen faszinierenden Einblick in die Traditi onen und Denkweisen der Zelandonii erhielt. Sie bezweifelte keinen Augenblick lang, dass Peridal das Baby in Janida zum Entstehen gebracht hatte, da beide erklärt hatten, kein anderer Mann sei in sie eingedrungen, und Ayla war davon überzeugt, dass die Substanz aus dem männlichen Geschlechtsorgan die Schwangerschaft zuwege brachte. Doch als sie nach einem langen Tag des Ledergerbens zum Lager der Neunten Höhle zurückkehrten, wollte sie doch wissen, warum die Zelandonii auf den Ersten Riten bestanden, bevor eine Frau ihre eigene Wahl treffen konnte.
    »Ich verstehe

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