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Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers

Titel: Zyklus der Erdenkinder 05 - Ayla und der Stein des Feuers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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einem Wohnplatz bleiben kann.« Wolf schaute zu ihr auf, als er seinen Namen hörte. »Und dafür, dass ihr uns einen Platz für die Pferde Winnie und Renner gegeben habt.«
    Als Ayla den Namen der Stute nannte, erschrak die Menge. Ayla hatte, ganz im Sinne einer förmlichen Vorstellung, den Namen Winnie nicht einfach nur mit ihrem merklichen Akzent ausgesprochen, sondern so, wie sie ihn ursprünglich artikuliert hatte, und dabei das Wiehern eines Pferdes so perfekt nachge ahmt, dass die Umstehenden einen Augenblick glaubten, tat sächlich ein Pferd zu hören. Es war nicht das erste Mal, dass Ayla Menschen mit ihrer Fähigkeit zum Nachahmen von Tier lauten erstaunte.
    Sie konnte sich an die Sprache, die sie als kleines Kind ge sprochen hatte, nicht erinnern, und auch sonst war von ihrem Leben vor dem Clan, abgesehen von einigen verschwommenen Träumen und einer Todesangst vor Erdbeben, nichts geblieben. Menschen wie Ayla aber hatten einen inneren Drang zum Sprechen, der fast so stark war wie das Bedürfnis nach Nah rung. Als sie nach ihrer Trennung vom Clan allein im Tal lebte und noch nicht von Jondalar wieder sprechen gelernt hatte, ersann sie für sich Laute, denen sie Bedeutungen zuschrieb, eine Sprache, die nur sie selbst und, bis zu einem gewissen Maße, Winnie und Renner verstanden.
    Ayla besaß ein natürliches Talent für die Wiedergabe von Lauten, und als sie über keine Sprache im eigentlichen Sinne verfügte und allein lebte, so dass sie nur von Tieren umgeben war, begann sie deren Laute zu imitieren. In der Privatsprache, die sie dabei entwickelte, kombinierte sie die Babylaute, die ihr Sohn Durc von sich gegeben hatte, und die wenigen Worte der Clan-Leute mit nachgeahmten Tierlauten wie etwa dem Zwitschern von Vögeln. Im Lauf der Zeit wurde sie durch Übung so geschickt, dass selbst die Tiere den Unterschied nicht mehr bemerken.
    Das Nachahmen von Tierlauten wurde oft bei der Jagd einge setzt. Ayla hatte ihre Fähigkeit so vervollkommnet, dass es schon fast unheimlich war, und ihre Zuhörer auch jetzt wieder damit in höchstes Erstaunen versetzt. Doch weil sie es gewohnt waren, dass ein Redner, falls es nicht um allzu ernste Dinge ging, den einen oder anderen Scherz einflocht, kamen sie zu dem Schluss, dass Ayla mit dem Wiehern wohl einen Witz gemacht hatte. Und so ging die anfängliche Verblüffung bald in entspanntes Schmunzeln über.
    Die erste Reaktion der Versammelten hatte Ayla ein wenig irritiert, doch als sie sie nun lächeln sah, fühlte sie sich wieder wohler. Auf ihrem Gesicht breitete sich jenes zauberhafte Lä cheln aus, das sie von innen her erstrahlen ließ.
    »Jondalar, wie willst du denn die jungen Hengste von einem reizenden Fohlen wie diesem fernhalten?«, rief jemand. Es war das erste Mal, dass jemand Aylas Schönheit offen würdigte.
    Der flachsblonde Mann lächelte. »Ich werde oft mit ihr aus reiten müssen, damit sie beschäftigt ist«, sagte er. »Ich nehme an, ihr wisst, dass ich reiten gelernt habe, während ich unter wegs war.«
    »Jondalar, wie das ›Reiten‹ geht, wusstest du doch schon, be vor du weggingst!«
     
    Schallendes Gelächter folgte, und Ayla spürte, dass es dies mal eine andere Art von Heiterkeit war.
    Als das Lachen verebbte, ergriff Joharran noch einmal das Wort. »Ich habe nur noch eins zu sagen. Ich möchte alle Ze landonii, die von benachbarten Höhlen gekommen sind, zum Fest der Neunten Höhle einladen, mit dem wir Jondalar und Ayla zu Hause willkommen heißen wollen.«

7
    Von den Plätzen am südwestlichen Ende des Abri, die dem gemeinschaftlichen Kochen dienten, wehten schon den ganzen Tag köstliche Düfte herüber. Vor Joharrans Ansprache waren dort einige Leute mit letzten Vorbereitungen beschäftigt gewe sen. Nun, da das Vorstellungszeremoniell beendet war, strömte die Menge hinüber und zog Jondalar und Ayla mit, wobei die Leute allerdings sorgsam Abstand zu dem Wolf hielten, der einen Schritt hinter der Frau hertrabte.
    Die Speisen waren gekonnt auf Platten und in Schalen arran giert, die aus geschnitzten Knochen, aus gewebten Gras- und anderen Fasern oder aus Holz bestanden und auf langen niedri gen Tischen aus Steinblöcken und Steinplatten aufgestellt wa ren. Als Gerätschaften für das Servieren lagen Zangen aus Bugholz, Löffel aus Horn und große Feuersteinmesser bereit. Die meisten brachten ihr eigenes Essgeschirr mit, doch gab es auch zusätzliches Geschirr für diejenigen, die keines dabei hat ten.
    Ayla blieb einen Augenblick

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