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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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mehrere Stängel und hatte vor, die Blüten als Tee zu verwenden, der nicht nur aromatisch war, sondern auch gut gegen Husten, Heiserkeit und Erkältungen. Mit den zerstampften Blättern ließen sich Schnitte, Verbrennungen und Prellungen behandeln. Einen aus den Blättern zubereiteten Tee zu trinken und die Glieder in Ysopsud zu baden, half gegen Rheumatismus. Dabei musste sie plötzlich an Creb denken und unwillkürlich lächeln. Eine der anderen Medizinfrauen hatte Ayla beim Clan-Miething erzählt, sie würde Ysop auch bei geschwollenen Beinen verwenden, die zu viel Wasser anstauten. Ayla blickte auf und sah Wolf nach wie vor bei dem schlafenden Kind liegen, dann drehte sie sich um und ging tiefer in den Wald hinein.
Nicht weit entfernt entdeckte sie eine weitere vertraute Pflanze, über einen halben Meter hoch, die schattige Böschungen im Wald bevorzugte, eine Echte Nelkenwurz. Die gezackten Blätter, wie breite Federn geformt und mit kleinen Härchen bedeckt, waren sparsam um die biegsamen, leicht verzweigten Stängel verteilt. Die Blüten, die eher an Butterblumen erinnerten, hatten fünf leuchtend gelbe Blütenblätter mit grünen Kelchblättern dazwischen und wirkten zu klein für eine so hoch aufschießende Pflanze. Die Früchte, die sich zusammen mit den Blüten bildeten, waren auffälliger und reiften zu kleinen, stacheligen dunkelroten Kletten heran.
Aber Ayla grub nach dem Wurzelstock, aus dem die Pflanze wuchs. Sie wollte an die biegsamen Würzelchen herankommen, die den Geruch und Geschmack von Nelken hatten. Sie wusste, dass sie gegen vieles gut waren, gegen Magenprobleme einschließlich Durchfall, gegen Halsentzündung und Fieber, gegen eine verstopfte und triefende Nase, selbst gegen schlechten Atem, doch Ayla verwendete sie am liebsten als angenehmes, leicht pikantes Gewürz beim Kochen.
In einiger Entfernung entdeckte sie etwas, das sie zunächst für Veilchen hielt, sich aber bei näherem Hinschauen als Gundelrebe herausstellte. Die Blüten unterschieden sich in der Form und entsprangen aus den Achseln der Laubblätter, die in Quirlen zu dritt oder viert um den Stängel angeordnet waren. Die nierenförmigen Blätter mit stumpfen Blattspitzen und einem Netzwerk von Adern wuchsen an langen Stielen und blieben das ganze Jahr über grün, mal heller, mal dunkler. Gundelreben waren sehr aromatisch, daher roch Ayla daran, um sich zu vergewissern, dass sie die richtige Pflanze vor sich hatte. Sie hatte einen zähflüssigen Absud gegen Husten daraus gemacht, und Iza hatte Gundelrebe bei entzündeten Augen verwendet. Beim Sommertreffen der Mamutoi hatte ein Mamut Gundelrebe auch gegen Ohrenrauschen und Wunden empfohlen.
Der feuchte Boden ging in ein sumpfiges Gelände an einem kleinen Bach über, und Ayla freute sich über einen dichten Bestand von Rohrkolben, einer hochwüchsigen Sumpfpflanze, die zu den nützlichsten aller Pflanzen gehörte. Im Frühjahr konnte man die jungen Schösslinge neuer Wurzeln aus dem Wurzelstock ziehen und das zarte, weiche Mark freilegen. Die neuen Schösslinge und das Mark ließen sich roh oder leicht angegart essen. Im Sommer konnte man die grünen Blütenstände oben an den hohen Stängeln sammeln, die man gekocht von ihnen abnagte. Später verwandelten sie sich in braune Kolben, und der lange Sprossabschnitt mit dem Blütenstaub reifte und gab die eiweißhaltigen gelben Pollen zur Ernte frei. Dann platzten die Kolben auf und bildeten weiße Flugsamenbüschel, die als Füllung für Kissen, Polster und zum Trockenlegen von Kindern verwendet werden konnten oder auch als Zunder zum Feuermachen. Ebenfalls im Sommer kamen auch die zarten weißen Sprossen für das nächstjährige Wachstum der Pflanze aus dem dicken Wurzelstock hervor, und da sie so dicht wuchsen, schadete das Sammeln einer kleineren Menge der Ernte des nächsten Jahres nicht.
Der faserige Wurzelstock stand das ganze Jahr über zur Verfügung, selbst im Winter, falls der Boden nicht gefroren oder mit Schnee bedeckt war. Wenn man die Wurzeln in einem flachen, breiten, mit Wasser gefüllten Rindenbehälter zerstampfte, erhielt man ein weißes stärkehaltiges Mehl, das sich am Boden absetzte, während die Fasern oben schwammen. Man konnte den Wurzelstock jedoch auch trocknen und dann erst zerstampfen, um die Fasern zu entfernen und ein trockenes Mehl zu bekommen. Die langen, schmalen Blätter konnten zu Sitzmatten oder Beuteln mit Verschlussklappe verwoben werden, zu wasserfesten Trennwänden, die sich, zu mehreren

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