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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sie den Hals durchbohrte, war vorne abgebrochen. Sie konnte sie nachschärfen und als Messer benutzen, wenn auch nicht mehr als Speerspitze. Doch das kann Jondalar besser, dachte sie.
Mit dem neuen Messer machte sich Ayla über den Vielfraß her. Ausgehend vom After, trennte sie die Geschlechtsteile ab und führte dann einen geschickten Schnitt zum Bauch hin aus, hielt aber vor der Analdrüse inne. Vielfraße markierten ihr Gebiet, indem sie an niedrigen Bäumen oder Büschen das stark riechende Sekret aus dieser Drüse hinterließen. Dieses Sekret konnte das Fell verderben, man bekam den Geruch fast nicht heraus, und ein durch diese Drüse verunreinigtes Fell auf dem Kopf zu tragen war schlichtweg unerträglich.
Sorgsam zog sie die Haut weg, um nicht durch die Magenschleimhaut und in das Gedärm einzudringen. Dann schnitt sie um die Drüse herum, tastete vorsichtig mit der Hand, führte das Messer darunter und trennte die Drüse heraus. Sie wollte sie schon in den Wald werfen, doch ihr wurde klar, dass Wolf den Geruch wahrscheinlich aufnehmen und ihm nachgehen würde, aber auch er sollte nicht so fürchterlich stinken. Behutsam hob sie die Drüse an dem Hautstück hoch, ging zurück zum Wald, wo sie das Tier getötet hatte, und legte die Drüse in eine Astgabel hoch über ihrem Kopf. Als sie zurückkam, verlängerte sie den Schnitt durch die Haut vom Magen bis zur Kehle.
Danach fing sie wieder am After an und schnitt jetzt durch Haut und Fleisch. Am Beckenknochen angelangt, tastete sie nach dem Beckengürtel zwischen der linken und rechten Seite und schnitt durch den Muskel bis auf den Knochen. Dann drückte sie die Hinterläufe auseinander, tastete wieder nach der richtigen Stelle, übte mehr Druck aus, brach den Knochen und schnitt leicht in das Bauchfell, um die Spannung zu vermindern. Sobald sie die Öffnung erweitert hatte, konnten Darm und Innereien herausgeholt werden. Nachdem diese heikle Aufgabe sauber erledigt war, schnitt sie durch das Fleisch bis zum Brustbein, wobei sie darauf achtete, die Eingeweide nicht anzuritzen.
Der Schnitt durch das Brustbein würde schwieriger werden und mehr als nur ihr Steinmesser erfordern. Sie brauchte einen Hammer. Einen kleinen Hammerstein trug sie in dem Beutel mit ihrer Schale und ihrem Becher bei sich, doch sie schaute sich zunächst einmal nach etwas anderem Nützlichen um. Sie hätte den abgerundeten Stein herausnehmen sollen, bevor sie mit dem Ausnehmen begann, hatte es aber in ihrer Aufgewühltheit vergessen. Mit Blut an den Händen wollte sie nun nicht in den Beutel greifen und ihn besudeln. Sie entdeckte einen aus dem Boden ragenden Stein und benutzte ihren Grabstock, um ihn herauszuhebeln, aber er war größer, als sie angenommen hatte. Schließlich wischte sie sich die Hände am Gras ab und holte den Hammerstein aus ihrem Beutel.
Doch sie brauchte noch etwas außer dem Stein. Wenn sie mit dem Hammerstein einfach oben auf den Griff ihres neuen Messers schlagen würde, könnte der Feuerstein absplittern. Sie brauchte etwas, das den Schlag abdämpfte. Dann fiel ihr die ausgefranste Ecke der Tragedecke ein. Sie erhob sich und ging zu ihrer Tochter hinüber, die mit den Beinen strampelte und nach Wolf zu greifen versuchte. Lächelnd schnitt Ayla an der zerfransten Stelle ein Stück weiches Leder ab. Als sie sich wieder an die Arbeit machte, legte sie die Klinge ihres Messers längs auf das Brustbein, breitete das gefaltete Leder darüber, griff nach dem Hammerstein und schlug auf die Klinge. Das Messer hinterließ einen Einschnitt, ohne jedoch den Knochen zu spalten. Ayla schlug erneut zu, dann ein drittes Mal, bis sie merkte, dass der Knochen nachgab. Nachdem das Brustbein geborsten war, verlängerte sie den Schnitt bis zur Kehle, um die Luftröhre freizulegen.
Sie drückte den Brustkorb auseinander und schnitt mit dem Messer um das Zwerchfell, das die Brusthöhle vom Magen trennte. Dann packte sie die glitschige Luftröhre mit festem Griff, zog die Eingeweide heraus und löste sie dabei mit dem Messer vom Rückgrat. Die miteinander verbundenen inneren Organe fielen als Ganzes zu Boden. Ayla drehte den Vielfraß um und ließ ihn ausbluten. Jetzt war er ausgenommen.
So wurde im Wesentlichen mit allen Tieren verfahren, kleinen oder großen. Bei einem Tier, das als Nahrung gedacht war, wäre der nächste Schritt gewesen, es so schnell wie möglich auskühlen zu lassen, durch Häuten, Auswaschen mit kaltem Wasser oder, im Winter, mit Schnee. Viele der inneren Organe von

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