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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Spitze nur oberhalb der Hinterläufe eingedrungen, was nicht unmittelbar tödlich war. Die Feuersteinspitze ihres Speers war an einem kurzen, sich verjüngenden Holz befestigt, das im vorderen Ende des sehr viel längeren Schaftes eingepasst war und sich wie vorgesehen vom längeren Teil des Speers getrennt hatte.
Der Vielfraß suchte Deckung im Gebüsch. Da die Speerspitze immer noch in ihm steckte, konnte Ayla das verletzte Tier nicht zurücklassen. Es war zwar tödlich getroffen, doch Ayla wollte nichts und niemanden unnötig leiden lassen. Außerdem waren Vielfraße schon unter normalen Umständen schlimm genug, doch wer wusste, welchen Schaden das Tier anrichten würde, wenn es außer sich vor Schmerz war. Zudem wollte sie ihre Feuersteinspitze zurückholen und prüfen, ob sie noch verwendbar war. Und sie wollte das Fell haben. Sie zog einen weiteren Speer heraus und merkte sich, wo der Schaft des ersten lag, damit sie ihn später einsammeln konnte.
Such ihn, Wolf, befahl sie ihm wortlos und folgte ihm.
Wolf rannte los und hatte das Tier bald aufgestöbert. Als Ayla dazukam, knurrte er drohend ein Bündel dunkelbraunes Fell an, das aus dem Gebüsch zurückknurrte.
Schnell erfasste sie die Stellung des Tieres und schleuderte ihren zweiten Speer, so fest sie konnte. Er drang tief ein und durchbohrte den Hals. Schlagartig verstummte das Knurren, und der Vielfraß sackte zusammen.
Ayla machte den zweiten Speerschaft frei und erwog, den Vielfraß am Schwanz zurückzuziehen, doch der Fellstrich lag in die andere Richtung, und es würde leichter sein, das Tier mit dem Strich durchs Gras zu ziehen. Dann bemerkte sie, dass in der Nähe noch mehr Nelkenwurz mit kräftigen, biegsamen Stängeln wuchs, und riss sie mit den Wurzeln aus. Sie wickelte die Stängel um den Kopf und die Schnauze, schleppte den Vielfraß zurück zur Wiese und hob unterwegs ihren ersten Speerschaft auf.
Als Ayla die Stelle erreichte, an der sie ihren Sammelkorb gelassen hatte, zitterte sie. Sie ließ das Tier fallen, entfernte sich ein paar Schritte, lockerte die Tragedecke und schob Jonayla nach vorne. Sie drückte ihre Tochter an sich, während ihr Tränen über die Wangen liefen und sie endlich ihre Angst und Wut herauslassen konnte. Der Vielfraß hatte es auf ihr Kind abgesehen, dessen war sie sich ganz sicher.
Selbst mit Wolf als Bewachung - und er hätte sein Leben für sie gelassen - hätte der große Marder den Wolf verletzen und ihr Kind angreifen können. Die meisten Großkatzen wären zurückgewichen oder einfach vorbeigeschlichen. Solche Raubtiere hatte Ayla hauptsächlich im Sinn gehabt, als sie Jonayla zurückgelassen hatte, da sie das schlafende Kind nicht stören wollte, während sie ein paar Pflanzen sammelte. Aber mit einem Vielfraß hatte sie nicht gerechnet.
Sie stillte ihr Tochter, um sich selbst ebenso wie das Kind zu trösten, lobte Wolf, tätschelte ihn mit der anderen Hand und sprach mit ihm.
»Jetzt muss ich diesen Vielfraß häuten. Lieber hätte ich etwas getötet, das wir essen können, wobei du ihn natürlich fressen kannst, Wolf, aber ich möchte das Fell haben. Das ist das Einzige, wozu Vielfraße gut sind. Sie sind niederträchtig und bösartig, stehlen Fleisch aus Fallen und von Trockengestellen, selbst wenn Menschen in der Nähe sind. Wenn sie in einen Wohnplatz eindringen, zerstören sie alles, was sie finden, und verbreiten einen widerlichen Gestank, doch ihr Fell ergibt das beste Futter für eine Winterkapuze. Daran bleibt kein Eis hängen, wenn man atmet. Ich werde eine Kapuze für Jonayla daraus machen, eine neue für mich und vielleicht auch eine für Jondalar.«
Ayla erinnerte sich an den Vielfraß, der die Frauen von Bruns Clan bedrängt hatte, während sie ein frisch gejagtes Tier zerlegten. Immer wieder flitzte er zwischen sie und stahl die Fleischstreifen, die sie zum Trocknen an knapp über dem Boden gespannte Schnüre gehängt hatten. Auch als sie Steine nach ihm warfen, ließ er sich nicht lange abhalten. Schließlich mussten die Männer Jagd auf ihn machen.
Ayla legte die Kleine wieder auf die weiche Tragedecke, diesmal auf den Bauch, da sie sich gerne aufstützte und sich umschaute. Dann zerrte sie den Vielfraßkadaver ein paar Schritte weiter weg und drehte ihn auf den Rücken. Zuerst schnitt sie die beiden Feuersteinspitzen heraus, die in dem Tier steckten. Die im Hinterlauf war noch verwendbar, sie musste nur das Blut abwaschen, aber die andere, die Ayla mit solcher Kraft geschleudert hatte, dass

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