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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Wonnen. Hier treffe ich mich mit meinen Gehilfen, wenn ich sie unterrichte, und sie schlafen dann hier. Der Ort ist sehr heilig«, erklärte der Fünfte. »Das habe ich gemeint, als ich sagte, wir wohnen in unseren heiligen Stätten.«
»Schläfst du auch hier?«, fragte Ayla.
»Nein, ich schlafe in der Felsnische, in der wir eben waren, neben dem Wisent«, antwortete er. »Ich glaube nicht, dass es gut für einen Zelandoni ist, die ganze Zeit mit seinen Gehilfen zu verbringen. Sie müssen sich entspannen können, abgeschieden vom wachsamen Blick ihres Lehrers, und ich habe noch anderes zu tun.«
Auf dem Weg zurück in den ersten Teil des Abri fragte Ayla: »Weißt du, vom wem eure Bilder stammen?«
Die Frage traf ihn ein wenig unvorbereitet. Zelandonii fragten für gewöhnlich nicht danach. Die Menschen waren an ihre Kunst gewöhnt, sie war schon immer da, oder sie kannten diejenigen, die gerade daran arbeiteten, und niemand musste fragen.
»Die Ritzzeichnungen nicht«, erwiderte er nach kurzem Nachdenken. »Sie stammen von den Vorfahren, doch einige unserer Bilder hat die Frau gemalt, von der Jonokol zuerst unterrichtet wurde, als sie jünger war. Sie war die letzte Zelandoni der Zweiten Höhle vor der jetzigen und galt als die beste Künstlerin ihrer Zeit. Sie hat Jonokols Begabung erkannt, als er noch ein Junge war. Sie hat auch in einem unserer jungen Künstler Talent gesehen. Jetzt reist sie leider durch die nächste Welt.«
»Was ist mit dem geschnitzten Horn?«, wollte Jondalar wissen und zeigte auf den penisförmigen Gegenstand. »Wer hat das gemacht?«
»Der wurde dem Zelandoni vor mir geschenkt, oder dem davor«, antwortete der Fünfte. »Manche haben ihn gern bei den Festen der Mutter dabei. Ich bin mir nicht sicher, vielleicht wurde er benutzt, um die Veränderungen an einem männlichen Organ zu erklären. Oder er war Teil der Ersten Riten, besonders für Mädchen, die Männer nicht mochten oder Angst vor ihnen hatten.«
Ayla versuchte sich nichts anmerken zu lassen, es stand ihr nicht zu, sich kritisch zu äußern. Aber im Stillen dachte sie, es wäre unangenehm, vielleicht sogar schmerzhaft, einen harten, geschnitzten Gegenstand zu benutzen statt der warmen Männlichkeit eines liebevollen Mannes. Sie warf Jondalar einen Blick zu.
Beruhigend lächelte er sie an. Er fragte sich, ob der Fünfte sich die Sache ausgedacht hatte, weil er eigentlich nicht genau wusste, was der Gegenstand bedeuten sollte. Jondalar war sich sicher, dass er einmal eine gewisse Symbolkraft besessen und wahrscheinlich mit den Festen der Mutter zu tun hatte, denn es handelte sich eindeutig um ein erigiertes männliches Organ, doch seine genaue Bedeutung war wahrscheinlich in Vergessenheit geraten.
»Wir können den Bach überqueren und unsere anderen heiligen Stätten besuchen, die ebenfalls bewohnt sind. Ich glaube, auch die werden euch interessieren«, schlug der Zelandoni der Fünften Höhle vor.
Sie gingen an den kleinen Bach, der das Tal teilte, dann weiter hinauf bis zu der Stelle, die sie schon einmal überquert hatten. In der Mitte des Baches lagen zwei stabile Trittsteine, die sie benutzten, um auf die andere Seite zu gelangen. Dann wandten sie sich flussabwärts der Felsnische zu, in der sie untergebracht waren. Auf dieser Seite hatten sich mehrere Abris im Berghang gebildet, der zu einem hohen Vorsprung hinaufführte. Er beherrschte die gesamte Region und diente als guter Aussichtspunkt. Die nächste Felsnische lag etwa zweihundert Meter entfernt an der Mündung des Quellbachs in den Hauptfluss.
Als sie unter den überhängenden Fels der Wohnstätte traten, stießen sie sogleich auf einen Fries aus fünf Tieren: zwei Pferden und drei Wisenten, die alle nach rechts schauten. Die dritte Figur stach besonders ins Auge, ein etwa ein Meter langes, tief in die Steinwand geritztes Wisent. Der massige Körper war so plastisch dargestellt, dass er fast wie eine Skulptur wirkte. Der Umriss war durch eine schwarze Färbung hervorgehoben. Mehrere andere, weniger tief gearbeitete Ritzzeichnungen bedeckten die Wände: Blütenkelche, Linien und Tiere.
Sie wurden einigen der Umstehenden vorgestellt, die sie beobachteten. Die meisten Bewohner schienen ziemlich stolz auf ihre außergewöhnlichen Behausungen. Ayla konnte es ihnen nicht verdenken. Nachdem sie sich die Ritzzeichnungen sorgfältig angesehen hatte, nahm Ayla nach und nach den Rest der Felsnische in Augenschein. Offenbar lebten ziemlich viele Menschen hier, wenn sie auch im

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