Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
Speerschleuder vor dem Hengst. Hatte Jonayla den Wolf nach ihrer Mutter geschickt, während sie versuchte, die Pferde vor mehr als einer Handvoll Möchtegern-Jägern zu beschützen?
»Gibt es Probleme?«, fragte die Donier. Die jungen Männer wussten, wer sie war, obwohl keiner von ihnen sie je gesehen hatte. Sie hatten Beschreibungen von der Ersten gehört und kannten die Bedeutung der Tätowierungen in ihrem Gesicht, der Ketten und ihrer Kleidung.
»Nicht mehr, doch diese Männer hatten vor, unsere Pferde zu jagen, bis Jonayla sie aufhielt.« Jondalar unterdrückte ein Lächeln.
Sie ist ein tapferes Mädchen, dachte die Donier. »Seid ihr von der Siebten Höhle der Südland-Zelandonii?«, fragte sie die jungen Männer. Die Siebte Höhle, die sie als Nächstes besuchen wollten, war die bedeutendste Höhle in dieser Gegend.
Nach ihrer Kleidung zu schließen, konnte sie sich vorstellen, von welcher Höhle sie stammten. Sie kannte alle unterschiedlichen Muster und Gestaltungen der Kleidung und des Schmucks der Höhlen in ihrer unmittelbaren Umgebung, doch je weiter sie reisten, desto weniger wäre sie in der Lage, Menschen zuzuordnen.
»Ja, Zelandoni, Die Die Erste Ist«, erwiderte der junge Mann, der auch zuvor gesprochen hatte, in wesentlich respektvollerem Ton. In Gegenwart der Zelandonia vorsichtig zu sein, war immer klug, vor allem, wenn man vor der Ersten stand.
Inzwischen war auch der junge Zelandoni der hiesigen Höhle eingetroffen, begleitet von denen, die mit in der heiligen Stätte gewesen waren. Sie warteten ab, was die mächtige Frau mit den jungen Männern anstellen würde, die diese besonderen Pferde bedroht hatten.
Die Erste wandte sich an die Jäger der hiesigen Höhle. »Mir scheint, jetzt haben wir sieben weitere hungrige Mäuler zu stopfen. Dadurch werden die Vorräte im Nu aufgebracht sein. Ich glaube, wir müssen ein wenig länger bleiben, bis ein Jagdtrupp zusammengestellt werden kann. Zum Glück werdet ihr Unterstützung haben. Ich bin sicher, unter diesen Umständen werden sie gern helfen, wo sie nur können«, sagte sie und bedachte den Wortführer der jungen Männer mit einem strengen Blick.
»Ja, natürlich«, stimmte er zu. »Wir sind ja auf der Jagd.«
»Aber sehr geschickt stellt ihr euch nicht an«, sagte jemand unter den Zuschauern leise, doch laut genug, dass alle es hörten. Einer der jungen Männer wurde rot und senkte den Blick.
»Hat jemand vor kurzem Herden gesehen?«, fragte Jondalar und richtete seine Frage an die beiden Jäger der Höhle. »Wir müssen auf jeden Fall mehr als ein Tier erlegen.«
»Nein, aber es ist die richtige Jahreszeit für durchziehendes Rotwild, vor allem Hirschkühe und Kitze. Jemand müsste sich aufmachen und sie ausspähen, doch das wird vermutlich ein paar Tage dauern«, erwiderte einer der Höhlenjäger.
»Aus welcher Richtung kommen sie für gewöhnlich?«, fragte Jondalar. »Ich kann mich heute Nachmittag auf Renner zu einem Erkundungsritt aufmachen. Er läuft schneller als ein Mensch. Wenn ich etwas entdecke, können Ayla und ich wieder hinreiten und die Tiere hierhertreiben. Auch Wolf kann helfen.«
»Das könnt ihr?«, platzte der junge Mann heraus.
»Wir haben dir doch gesagt, dass es besondere Pferde sind«, sagte Jondalar.
Das Wildbret war auf einem Trockengestell ausgebreitet worden, das über Nacht über ein kleines, rauchendes Feuer gelegt worden war. Als Ayla das Fleisch in ihrem Behälter aus Rohleder verstaute, wünschte sie, es hätte noch eine Weile trocknen können, doch sie waren bereits zwei Tage länger geblieben, als die Erste geplant hatte. Ayla hatte vor, das Fleisch unterwegs noch weiter über ihren Lagerfeuern zu dörren, oder auch noch, wenn sie die Siebte Höhle der Südland-Zelandonii erreicht hätten, denn dort würden sie eine Zeit lang bleiben.
Die Gruppe der Donier-Reisenden war wieder angewachsen, die sieben jungen Männer würden sie begleiten. Sie hatten sich auf der Jagd als hilfreich, wenn auch ein wenig übereifrig erwiesen. Sie wussten, wie man Speere wirft, nur nicht, wie man zusammenarbeitet und sich gegenseitig Tiere zutreibt oder in eine Pferchfalle hetzt, um sie erfolgreich zu erlegen. Die jungen Männer waren ziemlich beeindruckt von den Speerschleudern, die von den Reisenden aus dem Norden benutzt wurden, und den beiden einheimischen Jägern erging es nicht anders. Sie hatten zwar von der Waffe gehört, sie aber noch nie im Einsatz gesehen. Mit Jondalars Hilfe hatten die meisten bereits eigene
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