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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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gesehen, die so entstanden sind!«
Die Wächterin lächelte über seine Verwunderung und wirkte ziemlich zufrieden mit sich. Als Ayla ihr Lächeln sah, fiel ihr auf, dass der Bereich, in dem sie sich befanden, allem Anschein nach besser beleuchtet war. Sie schaute sich um, und ihr wurde klar, dass sie wieder in der Nähe des Eingangs waren. Sie hätten diesen Weg zu Anfang gehen können, statt die Runde durch den ausgedehnten Raum mit den Bärenkuhlen zu machen, aber sie war sich sicher, dass die Wächterin ihre Gründe für diesen Weg gehabt hatte. Neben den großen Tupfen befand sich eine andere Zeichnung, die Ayla nicht zu deuten vermochte. Alles, was sie klar erkannte, war eine gerade senkrechte Linie aus roter Farbe mit einem Querbalken darüber.
Der Pfad führte sie um die Blöcke und Tropfsteinformen in der Mitte des Raums herum, bis sie zum Kopf eines Löwen kamen, der mit schwarzer Farbe an die gegenüberliegende Wand gemalt war. Das war die einzige schwarze Umrisszeichnung, die Ayla sah. Daneben befanden sich ein Zeichen und ein paar kleine Punkte, vielleicht Abdrücke eines Fingers. Etwas weiter war eine Reihe handflächengroßer roter Abdrücke zu sehen. Sie zählte sie im Stillen unter Verwendung der Zählwörter. Es waren dreizehn. Darüber befand sich an der Decke eine weitere Gruppe aus zehn Punkten, doch um sie anzubringen, musste jemand mit Hilfe anderer auf eine der Tropfsteinformationen geklettert sein. Sie mussten dem Künstler daher wichtig gewesen sein, den Grund dafür konnte sie sich aber nicht vorstellen. Ein Stück weiter kamen sie an eine Nische. Ein Felsvorsprung am Eingang war vollständig mit den großen roten Punkten übersät, ebenso eine Wand in der Nische, und auf der gegenüberliegenden Wand wurde eine Anzahl Punkte durch ein paar Linien und andere Zeichen ergänzt sowie durch drei Pferdeköpfe, von denen zwei gelb waren. In der zentralen Ansammlung aus Felsblöcken und Stalagmiten gegenüber der Nische wies die Wächterin auf ein ansehnliches Wandbild mit großen roten Tupfen hinter ein paar niedrigen Tropfsteingebilden hin.
»Ist das in der Mitte dieser Tupfen ein Tierkopf aus roten Punkten?«, fragte Jonokol.
»Manche glauben das.« Die Wächterin schenkte dem Zelandoni ein anerkennendes Lächeln.
Ayla versuchte, ein Tier zu erkennen, doch sie sah nur Punkte. Allerdings fiel ihr ein Unterschied auf. »Meinst du, diese Punkte wurden von jemand anderem gemacht? Sie sehen größer aus.«
»Ich glaube, du hast Recht«, sagte die Wächterin. »Wir meinen, die anderen stammen von einer Frau, diese hier von einem Mann. Es gibt noch mehr Zeichnungen, aber um sie zu sehen, müssen wir den Weg zurückgehen, den wir gekommen sind.«
Wieder begann sie zu summen, während sie die Gruppe in eine kleine Kammer innerhalb der mittleren Tropfsteinformationen führte. Eine große Zeichnung vom Rumpf eines Hirsches war dort zu sehen, wahrscheinlich eines jungen Riesenhirsches. Er hatte ein kleines, schaufeiförmiges Geweih und einen leichten Höcker auf dem Widerrist. Während sie dort standen, summte die Wächterin lauter. Die Kammer warf das Summen zurück. Jonokol stimmte ein und sang in einer Tonlage, die mit der Stimme der Wächterin gut harmonisierte. Ayla pfiff Vogellieder, die den Gesang abrundeten. Die Erste begann die nächsten Verse des Liedes der Mutter zu singen, wobei sie ihre kräftige Altstimme dämpfte, was dem Gesang eine noch vollere, tiefere Intensität verlieh.
    Der Freund und Gefährte beschert ihr Glück, Doch die Mutter ist rastlos, befragt ihr Geschick. Sie liebt den Schönen, sie ist ihm gut,
Doch es fehlt die Frucht der Liebesglut.
    Der Mutter Begehren ist sich vermehren.
    Sie trotzt dem Dunkel, dem grausigen Nichts Auf der eisigen Suche nach den Quellen des Lichts. Sie kämpft sich durch tosende Stürme und spürt, Wie das Chaos nach dem Puls ihres Lebens giert.
    Die Mutter ist herrlich. Die Suche gefährlich.
    Sie entreißt dem Chaos die Schöpfungskraft Und flieht mit dem Funken, der Leben schafft. Stolz trägt sie ihn im blühenden Schoß, Sie teilt sein Wachstum, wird stark und groß.
    Die Mutter will geben. Sie trägt neues Leben.
    Das nachtschwarze Dunkel, die wüste Erde Erwarten, dass etwas geboren werde. Ihr Blut, ihr Atem nährt das neue Sein Bis drängendes Leben durchbricht ihr Gebein.
    Die Mutter erschafft. Sie teilt die Kraft.
    Die sprudelnden Wasser füllen Flüsse und Seen, Lassen Bäume, Blätter und Gräser entstehen. Das kostbare Nass, von der Mutter

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