Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
ist. Sohn von Marthona, der früheren Anführerin der Neunten Höhle, Bruder von Joharran, dem Anführer der Neunten Höhle. Geboren am Herdfeuer von Dalanar, Anführer und Gründer der Lanzadonii.«
Er trug seine wichtigsten Namen und Zugehörigkeiten vor. Wenn Angehörige der Zelandonia nur ihre direkten Verbindungen darlegten, war das in Ordnung, doch ihm erschien es zu beiläufig und nicht sehr höflich, wenn er sich bei einer förmlichen Vorstellung so kurz gefasst hätte, besonders bei einer Zelandoni.
»Ich heiße dich willkommen, Jondalar von der Neunten Höhle der Zelandonii.« Sie ergriff seine Hände und schaute in unglaublich lebhafte, blaue Augen, die anscheinend direkt in ihren Geist hineinblickten und ihre Weiblichkeit erzittern ließen. Einen Moment lang schloss sie die Augen, um innerlich wieder ins Gleichgewicht zu kommen. Kein Wunder, dass die junge Frau noch nicht bereit ist, ihren Namen aufzugeben, dachte die Wächterin. Sie ist verbunden, noch dazu mit einem der faszinierendsten Männer, denen ich je begegnet bin. Ich frage mich, ob jemand ein Fest der Mutter für diese Besucher aus dem Norden plant ... schade nur, dass meine Zeit als Wächterin noch nicht vorbei ist. Wenn mich hier jemand braucht, kann ich nicht am Fest der Mutter teilnehmen.
Willamar, der darauf wartete, sich der Wächterin vorzustellen, senkte den Kopf und schmunzelte. Nur gut, dass Jondalar anscheinend kaum bemerkte, welchen Eindruck er auf Frauen machte, dachte er, und auch Ayla schien es trotz ihrer Scharfsichtigkeit nicht wahrzunehmen. Obwohl Eifersucht nicht gutgeheißen wurde, wusste er, dass sie immer noch in den Herzen vieler lebte.
»Ich heiße Willamar, Handelsmeister von der Neunten Höhle der Zelandonii«, sagte er, als er sich vorstellen durfte, »verbunden mit Marthona, der früheren Anführerin der Neunten Höhle, der Mutter dieses jungen Mannes. Wenn er auch nicht an meinem Herdfeuer geboren wurde, so ist er doch dort aufgewachsen, und daher ist er für mich der Sohn meines Herzens. Dasselbe empfinde ich für Ayla und ihre Kleine, Jonayla.«
Sie ist nicht nur verbunden, sie hat ein Kind, ein kleines Kind, dachte die Wächterin. Wie kann sie auch nur daran denken, eine Zelandoni zu werden? Noch dazu als Gehilfin der mächtigsten Zelandoni auf Erden. Die Erste muss sie für außergewöhnlich befähigt halten, aber innerlich muss die junge Frau hin- und hergerissen sein.
Diesmal würden nur die fünf Besucher die Höhle betreten, ihre Reisegefährten würden sie ein anderes Mal besichtigen. Die Hüter der Heiligen Stätte sahen es nicht gern, wenn zu viele Menschen gleichzeitig hineingingen.
Neben der Feuerstelle gab es Lampen und Fackeln. Ihre Herstellung gehörte zu den Aufgaben der Wächterin. Jeder nahm sich eine Fackel. Die Wächterin teilte noch mehr aus, steckte weitere zu einem Bündel zusammen und fügte ein paar Steinlampen und kleine Ölbehältnisse hinzu. Als alle eine Lichtquelle hatten, die ihnen den Weg erhellte, ging die Wächterin los.
In den Eingangsbereich drang genügend Tageslicht, um ein Gespür für die riesigen Ausmaße der Höhle sowie einen ersten Eindruck von ihrer Beschaffenheit zu bekommen. Eine chaotische Landschaft aus Steinformationen bot sich ringsum ihren Blicken. Stalaktiten, die einst von der Decke hingen, waren herabgefallen, und ihre Gegenstücke, die Stalagmiten, waren umgestürzt, in sich zusammengefallen oder zerbrochen, als hätte der Boden unter ihnen nachgegeben. Alles sah aus, als wäre es gerade eben geschehen, doch war alles von einer glitzernden karamellfarbenen Schicht überzogen, die darauf hinwies, dass sie schon jahrzehntelang hier liegen mussten.
Die Wächterin begann zu summen, während sie die Besucher dicht an der Wand entlang nach links führte. Sie folgten ihr hintereinander, die Erste voran, dann Ayla, Jonokol und Willamar, schließlich Jondalar.
Selbst ein gutes Stück im Inneren der Höhle drang noch Tageslicht herein, so dass alles in ein fahles Zwielicht getaucht war. Das Licht ihrer Lampen oder Fackeln fiel auf dünne, junge Eiszapfen aus reinem Weiß und erhellte klobige, vom Alter ergraute Stümpfe. Von oben herab schienen sich wallende Vorhänge zu ergießen, deren Falten in gelben, orangen, roten und weißen Schattierungen leuchteten. Funkelnde Kristalle fielen ins Auge, die das spärliche Licht reflektierten und verstärkten, manche glitzerten auf dem Boden, der mit einer dünnen weißen Kalkspatschicht überzogen war. Sie sahen seltsame
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