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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sind jetzt die Zelandonii. Davor waren die Mamutoi meine Leute, die Mammutjäger, und davor war es der Clan, aber ich erinnere mich nicht an die Menschen, bei denen ich geboren wurde«, erklärte Ayla.
»Ich verstehe. Ich würde gern mehr erfahren, aber jetzt müssen wir uns zuerst noch diese Höhle ansehen.«
»Stimmt«, sagte die Erste. Sobald es zur Sprache kam, hatte sie gespannt darauf gewartet, wie diese Zelandoni auf Aylas Ausführungen reagieren würde. »Wir wollen weitergehen.«
Während Ayla sich Gedanken über den Bärenschädel auf dem Stein machte, hatte die Wächterin den anderen noch mehr von dem Abschnitt gezeigt, in dem sie sich befanden. Beim Weitergehen nahm Ayla mehrere Bereiche zur Kenntnis, eine Ritzzeichnung mit Mammuts, ein paar Pferden, Auerochsen und Steinböcken.
»Ich sollte dich darauf hinweisen, Zelandoni, Die Die Erste Ist«, sagte die Wächterin, »dass die letzte Kammer an dieser Achse, die durch die Länge der Höhle führt, ziemlich schwer zugänglich ist. Man muss ein paar hohe Stufen hinaufsteigen und sich bücken, um eine Stelle mit einer niedrigen Decke zu überwinden, und dort gibt es außer ein paar Zeichen, einem gelben Pferd und einem Mammut am Ende nicht viel zu sehen. Vielleicht willst du dir überlegen, ob du weitergehst.«
»Ja, ich erinnere mich. Ich muss die Stelle diesmal nicht sehen. Ich lasse die Tatkräftigeren vor.«
»Ich warte mit dir«, bot Willamar an. »Ich habe sie auch schon einmal gesehen.«
Als die Gruppe wieder zusammenkam, machten sie sich gemeinsam auf den Weg an der rechten Wand entlang, die jetzt zu ihrer Linken war. Sie kamen an den eingeritzten Mammuts vorbei und gelangten schließlich zu den schwarzen Zeichnungen, die sie nur flüchtig von ferne gesehen hatten. Als sie sich dem ersten Bild näherten, begann die Wächterin wieder zu summen, und die Besucher spürten, wie die Höhle reagierte.
    D ie ersten Bilder, zu denen sich Ayla hingezogen fühlte, waren die Pferde, obwohl sie keineswegs die ersten Zeichnungen auf der Wand waren. Sie hatte zahlreiche schöne Kunstwerke betrachtet, seitdem sie gelernt hatte, dass es bildliche Darstellungen gab, doch so etwas wie diese Pferdebilder auf der Wand vor ihr hatte sie noch nie gesehen.
    In dieser feuchten Höhle war die Oberfläche der Wände weich. An diesem Ort hatte sich durch chemische und bakterielle Wirkstoffe, die weder sie noch die Künstler auch nur annähernd begriffen, die Oberflächenschicht des Kalksteins in »Mondmilch« zersetzt, einem Material von weicher, fast samtener Beschaffenheit und makellosem Weiß. Sie konnte mit fast allem von einer Wand abgekratzt werden, sogar mit der Hand, und darunter war harter, weißer Kalkstein, der perfekte Untergrund zum Malen. Die Alten, die diese Wände bemalten, waren damit vertraut und wussten es zu nutzen.
    Die vier Pferdeköpfe waren perspektivisch gezeichnet, einer vor dem anderen, und die dahinterliegende Wand war freigeschabt worden, was dem Künstler die Möglichkeit verschaffte, alle Einzelheiten darzustellen, in denen sich die Tiere voneinander unterschieden: die ausgeprägte, hochstehende Mähne, die Kieferpartie, die Form des Mauls, ob offen oder geschlossen, geblähte Nüstern. Das alles war mit einer solchen Genauigkeit festgehalten, dass die Tiere verblüffend lebendig wirkten.
    Ayla drehte sich um und stellte fest, dass der hochgewachsene Mann, mit dem sie verbunden war, den Augenblick mit ihr teilte. »Jondalar, schau dir diese Pferde an! Hast du jemals so etwas gesehen? Es ist, als lebten sie.«
    Er stand hinter ihr und legte die Arme um sie. »Ich habe schon Wandzeichnungen von schönen Pferden gesehen, aber so etwas noch nicht.«
    Er wandte sich an die Erste. »Danke, dass du mich mit auf diesen Ausflug genommen hast. Allein dafür hätte sich die ganze Reise gelohnt.« Er drehte sich wieder zu den Wandzeichnungen um. »Und es sind nicht nur die Pferde. Schau dir die Auerochsen dort an und die kämpfenden Wollnashörner.«
»Ich glaube nicht, dass sie kämpfen«, meinte Ayla. »Nein, das machen sie auch, bevor sie die Wonnen teilen«, sagte Willamar und sah zur Ersten. Obwohl sie beide schon einmal hier gewesen waren, kam es ihnen vor, als sähen sie die Bilder durch Aylas Augen zum ersten Mal.
    Die Wächterin konnte sich ein stolzes Lächeln nicht verkneifen. Das war das Beste an ihrer Aufgabe. Nicht, dass man die Kunstwerke mit eigenen Augen sah - sie hatte sie oft betrachtet -, sondern zu erleben, wie die Menschen, die sie

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