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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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ging. Mit der rechten Hand zählte man die Wörter und beugte dabei einen Finger, sobald ein Wort ausgesprochen war; mit der linken Hand zeigte man an, wie oft die Fünf gezählt wurde. Drehte man nun aber die linke Hand mit der Fläche nach außen und knickte die Finger und den Daumen ab, zählte man nicht die Fünf - so wie sie es sich selbst beigebracht und auch Jondalar sie es einst gelehrt hatte -, sondern fünfundzwanzig. Das hatte sie in der Ausbildung gelernt und war erstaunt gewesen, um wie viel besser man damit zählen konnte.
Ihr kam in den Sinn, dass die großen Tupfen für die Zählwörter stehen könnten. Ein Handabdruck könnte als fünf zählen; ein großer Abdruck nur von einer Handfläche könnte fünfundzwanzig bedeuten, zwei wären dann zwei Mal fünfundzwanzig, also fünfzig, und sehr viele Tupfen an einer Stelle wären dann eine sehr große Zahl. Doch wie bei den meisten Dingen, die mit der Zelandonia zu tun hatten, war es wahrscheinlich noch komplizierter. Alle Zeichen hatten mehr als eine Bedeutung.
Während sie durch den Raum gingen, fiel Aylas Blick auf ein schön ausgeführtes Pferd, dahinter befanden sich zwei übereinandergemalte Mammuts. Ihre Bauchlinien waren jeweils als hoher Bogen gezogen, bei dem Ayla der große Steinbogen draußen einfiel. Sollte der Bogen ein Mammut darstellen? Sie waren interessant, und Ayla wollte sie sich genauer ansehen, doch die Wächterin führte sie um den großen Krater herum in einen anderen Höhlenabschnitt. Die linke Wand lag hinter großen Felsblöcken verborgen, die sie im Licht der Fackeln kaum erkennen konnte. Dabei fiel ihr ein, dass sie die verbrannte Asche von ihrer Fackel klopfen sollte. Die Flamme loderte auf, und sie bemerkte, dass sie bald eine neue Fackel brauchen würde.
Die Wächterin begann wieder zu summen, als sie sich einem anderen, wesentlich niedrigeren Raum näherten. Er war so niedrig, dass jemand auf die Blöcke geklettert war und mit dem Finger ein Mammut unter die Decke gemalt hatte. Zur Rechten war der flüchtig skizzierte Kopf eines Wisents zu erkennen, gefolgt von drei Mammuts. Ayla sah außerdem zwei große Rentiere mit schwarzen Schattierungen, die ihnen Konturen verliehen, und ein drittes, weniger detailliertes. An einer von der Decke ragenden Gesteinsformation standen sich zwei schwarze Mammuts gegenüber, bei denen nur der vordere Teil des linken Tieres fertiggestellt war. Das rechte Tier war mit schwarzer Farbe ausgemalt und besaß Stoßzähne - die einzigen Stoßzähne, die sie an den Mammuts dieser Höhle gesehen hatte.
Ayla war vollauf damit beschäftigt, die Tiere genauer in Augenschein zu nehmen, so dass sie erst bemerkte, dass die Wächterin und der Zelandoni der Neunzehnten Höhle wieder für die Höhle sangen, als die Erste mit einstimmte. Sie schloss sich nicht an. Sie konnte Vogelstimmen und Tiergeräusche nachahmen, aber nicht singen. Doch das Zuhören machte ihr Spaß.
    Sie grüßt den Geliebten und öffnet ihr Herz Und teilt mit ihm ihren Kummer und Schmerz Er tritt ihr zur Seite, damit sie zu zweien Das irrende Kind aus der Not befreien.
Sie treiben ein Stück. Das Chaos zurück.
    Da ist die Erschöpfung der Mutter so groß sie lässt ihren hellen Geliebten los.
Sie schläft, und er ringt mit der kalten Macht
Und treibt sie zurück in die dunkle Nacht.
    Ihm ist nicht bang. Doch der Kampf währt zu lang.
    Der Kampf ist grimmig und wogt hin und her, Der schimmernde Freund setzt sich tapfer zur Wehr. Das Dunkel stiehlt ihm sein bleiches Licht,
Das Auge versagt ihm, den Sohn sieht er nicht.
    Er hat tapfer gerungen. Und ist doch bezwungen.
    Als Dunkel sich ausdehnt, die Mutter erwacht, Sieht nichts als das finstere Rund der Nacht. Sie eilt zu dem schimmernden Freunde hin, Treibt die finsteren Schatten hinweg von ihm.
    Doch aus dem Auge schon. Hat er verloren den Sohn.
Die Stärke des strahlenden Sohnes ist zerronnen, Die Erde ist finster, das Chaos hat gewonnen Kein üppiges Grün ist mehr zu sehen,
Über Schnee und Eis kalte Winde wehen.
    Die Erde ist leer. Trägt nichts Grünes mehr. Die entkräftete Mutter gibt den Kampf nicht verloren, Greift aufs Neue nach dem, den sie geboren. Sie hält ihn fest und verlässt ihn nicht,
Kämpft mit aller Kraft, zu retten sein Licht.
    Sie lässt ihn nicht gehen. Will sein Licht leuchten sehn.
    Plötzlich wurde Ayla auf etwas aufmerksam, bei dem ihr ein Schauer über den Rücken lief. Sie erblickte auf der ebenen Oberfläche eines frei stehenden Felsens den Schädel eines

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