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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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sorgfältig ausgeführt wie viele andere Bilder, daher war sie sich nicht sicher. Sie wollte schon danach fragen, hatte aber ihre Zweifel, ob die Wächterin es wusste. Was sie auch sagen mochte, es wäre nur ihre Vermutung.
Als Nächstes gelangten sie an eine weitere Felsklinge, eine Art Trennwand, auf der erneut Zeichen zu sehen waren, dazu der unvollständige Umriss eines Mammuts in Schwarz mit dem Abdruck einer Hand innerhalb der Körperkontur sowie einer weiteren auf der Flanke eines Pferdes. Auf der anderen Seite des Wandbildes mit den Handabdrücken befand sich die Zeichnung eines kleinen Bären in Rot. Außerdem entdeckten sie dort einen roten Hirsch und ein paar andere Zeichen, der Bär jedoch war die vorherrschende Gestalt. Er war ähnlich gemalt wie die anderen roten Bären, allerdings wesentlich kleiner. Das Wandbild markierte den Eingang zu einer kleinen und sehr niedrigen Kammer direkt vor ihnen.
»Ich glaube, wir müssen nicht hineingehen«, sagte die Wächterin. »Das ist nur ein sehr kleiner Raum, in dem es nicht viel zu sehen gibt, und wir müssten uns bücken oder in die Hocke gehen, sobald wir drinnen sind.«
Die Erste war einverstanden. Sie hatte nicht den Wunsch, sich in einen winzigen Raum zu zwängen, und soweit sie sich erinnern konnte, war nicht viel darin. Im Übrigen wusste sie, was kommen würde, und war begierig, es zu sehen.
Die Wächterin wandte sich also nach links und hielt sich an die rechte Wand. Die nächste Kammer lag etwa eineinhalb Meter tiefer als die letzte, der Boden verlief schräg nach unten. Die Decke war an einigen Stellen hoch, an anderen niedrig, Wände und Decke wiesen zahlreiche Tropfsteinablagerungen auf. Abdrücke von Tatzen, Klauenspuren und Knochen zeigten, dass Höhlenbären dort gewesen waren. Ayla glaubte in einiger Entfernung eine Zeichnung zu entdecken, doch die Wächterin ging einfach weiter, ohne sich die Mühe zu machen, darauf hinzuweisen.
Der Eingang zur nächsten Kammer war ebenfalls niedrig. In der Mitte des Raums befand sich ein Krater, eine Mulde mit einem Umfang von ungefähr zehn Metern und von gut drei Metern Tiefe. Über einen Boden aus brauner Erde gingen sie auf der rechten Seite darum herum.
»Wann ist er eingebrochen?«, fragte Jondalar. Der Boden unter ihren Füßen schien recht stabil, doch er fragte sich, ob es wieder passieren könnte.
»Das weiß ich nicht. Aber ich kann mit Sicherheit sagen, dass es geschehen ist, nachdem die Alten hier waren«, antwortete die Wächterin.
»Woher weißt du das?«, fragte Jondalar.
»Schau mal über das Loch.« Sie zeigte auf einen glatten, scharfkantigen Fels, der von der Decke über dem Loch herabhing.
Alle wandten den Blick nach oben. Die Wände und die von der Decke gelösten Felsbrocken in dieser Kammer waren mit einer weichen Schicht aus braunem, tonartigem Material überzogen, mit Vermiculit, das sich aus den mineralischen Bestandteilen des Steins herauskristallisiert und die Oberfläche weicher macht. Die Bilder waren daher allesamt weiß. Zeichnungen konnten mit einem Stock oder sogar mit dem Finger eingeritzt werden, wobei der braune Ton auf der Oberfläche entfernt und eine reinweiße Linie darunter freigelegt wurde.
»Du hast Recht. Das müssen die Alten gemalt haben, bevor der Boden eingestürzt ist, denn jetzt käme niemand mehr heran«, sagte Jondalar.
Die Wächterin lächelte ihm zu, erfreut über das Staunen in seiner Stimme. Sie deutete auf weitere, mit Fingern eingeritzte Bilder und führte sie auf die andere Seite der kreisrunden Vertiefung. Obwohl der Raum voll war mit Stalaktiten, Stalagmiten und runden, vom Boden hochwachsenden Kegeln, konnte man sich mühelos darin bewegen, und die meisten Ausschmückungen befanden sich auf Augenhöhe. Selbst aus einiger Entfernung ließ das Licht ihrer Fackeln viele weiße Ritzzeichnungen erkennen. Von der Mitte des Raumes aus konnten sie Mammuts sehen, Nashörner, Bären, Auerochsen, Wisente, Pferde, eine Reihe von Kurvenlinien und gewundenen Fingerabdrücken über Spuren von Bärenklauen.
»Wie viele Tiere sind hier in diesem Raum?«, fragte Ayla.
»Ich habe fast zweimal fünfundzwanzig gezählt«, erwiderte die Wächterin und hielt ihre linke Hand hoch, wobei sie die Finger und den Daumen abknickte, sie daraufhin streckte und erneut die Finger krümmte.
Ayla musste an die andere Möglichkeit des Zählens denken. Mit den Händen konnte man mehr und besser zählen als durch den Gebrauch der einfachen Zählwörter, man musste nur wissen, wie es

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