Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
dich dagegen entschieden?«
»Ja, einmal hätte ich mich beinahe verbunden, aber er kam auf einer Jagd ums Leben. Nach seinem Tod vertiefte ich mich in die Ausbildung. Und dann gab es keinen anderen, mit dem ich mich hätte verbinden wollen ... bis auf Jondalar. Eine Weile überlegte ich wirklich, ihn zu nehmen, er war so beharrlich, und er kann sehr überzeugend sein - aber es war verboten, wie du weißt. Ich war seine DoniiFrau, außerdem war er noch sehr jung. Wir hätten wahrscheinlich die Neunte Höhle verlassen müssen, und es wäre schwierig geworden, eine neue Wohnstätte zu finden. Außerdem hatte ich das Gefühl, dass es ihm gegenüber unredlich wäre. Seine Familie hat ihm immer sehr viel bedeutet. Für ihn war es schlimm genug, weggehen zu müssen, um eine Zeit lang bei Dalanar zu leben«, sagte die Donier. »Und ich wollte auch nicht fort. Weißt du, dass ich für die Zelandonia ausgewählt wurde und mit meiner Ausbildung begann, noch ehe ich eine Frau war? Ich weiß nicht genau, wann mir endgültig klarwurde, dass mir die Zelandonia wichtiger sind als ein Gefährte. Und es war gut so. Ich bin von Doni nie gesegnet worden, ich fürchte, ich wäre eine kinderlose Gefährtin gewesen.«
»Ich weiß, dass die Zweite Kinder hat, aber ich glaube, ich habe nie eine schwangere Zelandoni gesehen.«
»Einige werden durchaus schwanger«, antwortete Zelandoni. »Meist unternehmen sie etwas, um es in den ersten Monden zu verlieren, bevor sie allzu füllig werden. Einige tragen das Kind aus und geben es einer anderen Frau, häufig einer, die unfruchtbar ist, sich aber sehnlich ein Kind wünscht. Diejenigen, die verbunden sind, behalten das Kind für gewöhnlich, aber nur wenige Zelandonia-Frauen sind verbunden. Für die Männer ist es leichter. Sie können den Großteil der Arbeit mit den Kindern ihrer Gefährtin überlassen. Du weißt, wie schwierig es manchmal ist. Die Aufgaben einer verbundenen Frau lassen sich oft kaum mit den Pflichten der Zelandonia vereinen, zumal wenn sie Mutter wird.«
»Ja, das weiß ich«, sagte Ayla.
Alle Angehörigen der Neunten Höhle waren in einer Stimmung freudiger Erwartung. Am nächsten Tag würden sie zum Sommertreffen aufbrechen, und alle waren vollauf mit den letzten Vorbereitungen beschäftigt. Ayla half Jondalar und Jonayla zu entscheiden, was sie zurücklassen, was sie mitnehmen und wie sie es verstauen sollten. Zum Teil tat Ayla das auch, weil sie noch etwas Zeit mit den beiden verbringen wollte. Marthona war ebenfalls dabei. Zum ersten Mal würde sie nicht mit ihrer Höhle am Sommertreffen teilnehmen. Sie konnte keine weiten Strecken mehr zurücklegen, wollte aber zumindest am Packen beteiligt sein, damit sie sich nicht gänzlich ausgeschlossen fühlte. Ayla wünschte, sie brauchte nicht noch länger hierzubleiben, andererseits machte sie sich Sorgen um Marthona und war froh, sich noch eine Weile um sie kümmern zu können.
Im Kopf war Marthona so wach wie eh und je, doch ihre Gesundheit ließ nach, Arthritis verkrüppelte ihre Hände und Füße, manchmal konnte sie kaum einen Fuß vor den anderen setzen und nicht einmal mehr an ihrem Webstuhl arbeiten. Ich breche später auf, dachte Ayla, nach dem Sommer-Langtag. Sie liebte Marthona als Freundin und als Mutter, insbesondere schätzte sie ihre Klugheit und ihre nicht immer liebenswürdigen geistreichen Bemerkungen. Die kommenden Tage wären eine gute Gelegenheit, mehr Zeit mit ihr zu verbringen. Ayla betrachtete das als Ausgleich dafür, dass sie einen Teil des Sommertreffens verpasste. Sie nahm sich vor, nach ihrer Rückkehr darauf zu achten, wieder öfter mit ihrer Familie zusammen zu sein, doch wenn sie die Aufgabe, den Mond und die Sonne zu kennzeichnen, dieses Jahr nicht beendete, müsste sie die Aufgabe in einem anderen Jahr wieder ganz von vorne beginnen, und jetzt brauchte sie nur bis kurz nach dem Sommer-Langtag hierzubleiben. Im vergangenen Jahr war sie früher vom Sommertreffen zurückgekehrt, um mit der Kennzeichnung zu beginnen.
Am schwierigsten war das Kennzeichnen im Winter gewesen. An einigen Tagen hatte es derart gestürmt, dass Sonne und Mond gar nicht zu sehen waren, doch am Winter-Kurztag und bei der Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst und auch im Frühling hatte es aufgeklart, was als günstiges Omen galt. Bei der Tag-und-Nacht-Gleiche im Herbst hatte Zelandoni ihr geholfen. Sie waren beide länger als einen Tag und eine Nacht wach geblieben, hatten besondere Dochte und eine heilige Lampe verwendet, um zu
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