Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
fast schon gedacht. Du siehst nicht aus, als würdest du so dick wie ich - das wirst du wahrscheinlich nie -, aber an manchen Stellen wirst du etwas fülliger. Wie viele Mondzeiten sind schon ausgeblieben?«
»Nur eine. Meine Mondzeit wäre vor ein paar Tagen gewesen. Und obwohl mir nicht richtig übel wird, ist mir morgens nicht ganz wohl«, antwortete Ayla.
»Ja, dann bekommst du wohl wieder ein Kind. Freust du dich?«, fragte Zelandoni.
»O ja. Ich möchte gern noch eins, obwohl ich eigentlich kaum Zeit habe, mich um das erste zu kümmern. Ich bin sehr froh, dass Jondalar so gut mit Jonayla zurechtkommt.«
»Hast du es ihm schon gesagt?«
»Nein. Ich glaube, dafür ist es zu früh. Alles Mögliche könnte noch passieren. Ich weiß, dass er gern ein zweites Kind an seinem Herdfeuer hätte, und ich möchte nicht, dass er sich freut, nur um dann enttäuscht zu werden. Selbst wenn die Schwangerschaft sichtbar wird, dauert es noch lange genug, ich muss ihm die Wartezeit nicht unnötig verlängern.« Ayla dachte an die Nacht, als sie ihren Posten auf der Felswand vorzeitig verlassen hatte, und wie schön es für sie beide gewesen war. Dann erinnerte sie sich daran, wie sie das erste Mal mit Jondalar die Wonnen geteilt hatte, und lachte still in sich hinein.
»Was ist so komisch?«, wollte Zelandoni wissen.
»Ich denke gerade an das erste Mal, als Jondalar mir die Gabe der Wonnen zeigte, damals in meinem Tal. Bis dahin wusste ich gar nicht, dass es eine Wonne sein sollte oder auch nur sein konnte. Jondalar hatte zwar versucht, mir Zelandonii beizubringen, aber seine Sprache und auch sein Verhalten waren mir zum größten Teil völlig fremd, und ich konnte mich kaum mit ihm verständigen. Wie es sich für eine Mutter gehört, hatte Iza mir beigebracht, wie eine ClanFrau einem Mann ihre Bereitschaft signalisiert, obwohl sie wahrscheinlich glaubte, ich würde es ohnehin nie brauchen.
Dieses besondere Zeichen hatte ich Jondalar gegeben, aber ihm hat es nichts gesagt. Später zeigte er mir die Wonnen noch einmal, aber das ging von ihm aus, nicht von mir. Ich dachte, er würde meine Zeichen, mit denen ich ihm sagte, ich wollte ihn wieder haben, nie verstehen. Schließlich bat ich ihn, sprechen zu dürfen, aber auf die Art der ClanFrauen. Als ich mich mit gesenktem Kopf vor ihn setzte und wartete, dass er mich aufforderte zu sprechen, verstand er überhaupt nicht, was ich wollte. Schließlich habe ich einfach versucht, es ihm zu sagen. Als er ungefähr begriff, worum es ging, dachte er, ich wollte es sofort, dabei hatten wir gerade aufgehört. Er sagte etwas in der Art, er wüsste nicht, ob er könnte, aber er würde es versuchen. Wie sich herausstellte, war es überhaupt kein Problem für ihn.« Ayla lächelte über ihre Ahnungslosigkeit.
Zelandoni schmunzelte ebenfalls. »Er war immer schon sehr zuvorkommend.«
»Ich habe ihn vom ersten Augenblick an geliebt, noch bevor ich ihn überhaupt richtig kannte. Er war so gut zu mir, Zelandoni, vor allem, als er mir die Gabe der Wonnen zeigte, die die Mutter uns geschenkt hat. Einmal fragte ich ihn, wie er Dinge über mich wissen könne, die ich selbst nicht einmal weiß. Schließlich hat er mir gestanden, dass jemand es ihn gelehrt hat, eine ältere Frau. Ich habe gemerkt, dass ihn das sehr gequält hat. Er hat dich sehr geliebt, Zelandoni«, sagte Ayla. »Und das tut er auf seine Art immer noch.«
»Ich habe ihn auch geliebt und tue es auf meine Art auch immer noch. Aber ich glaube nicht, dass er mich je so geliebt hat, wie er dich liebt.«
»Aber ich war so oft nicht da, vor allem nachts. Es erstaunt mich, dass ich schwanger bin.«
»Vielleicht täuschst du dich, vielleicht vermischt sich sein Lebenssaft in dir nicht mit deinem, Ayla. Womöglich fängt neues Leben doch dadurch an, dass die Große Mutter den Geist eines Mannes wählt und mit deinem verbindet.« Zelandoni lächelte nachdenklich.
»Nein, ich glaube, ich weiß, wann dieses entstand. Eines Nachts bin ich vorzeitig von der Felswand zurückgekommen. Ich konnte mich einfach nicht konzentrieren, und ich hatte vergessen, mir meinen besonderen Tee zu machen. Allmählich fange ich an, den Regen zu mögen, vor allem nachts, wenn ich nicht draußen bleiben muss, weil ich ohnehin nichts sehe. Ich bin froh, wenn dieses Beobachtungsjahr vorbei ist.« Die junge Frau musterte ihre Lehrerin und stellte dann die Frage, die sie schon länger beschäftigte. »Du sagst, du hättest es dir überlegt, dich zu verbinden. Warum hast du
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