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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Untergrund und schlug der Länge nach hin. Dabei stieß sie mit dem Kopf gegen die Felswand.
Als sie wieder zu sich kam, war es ringsum dunkel, sie war in einem langen schwarzen Tunnel, konnte jedoch erstaunlicherweise sehen. Die Wände glühten schwach irisierend, Feuchtigkeit glitzerte. Ayla setzte sich auf, ihr schmerzte der Kopf, im ersten Moment sah sie nur Rot. Es kam ihr vor, als rasten die Wände an ihr vorbei, dabei bewegte sie sich nicht. Dann glühte und schimmerte es wieder, es war nicht mehr dunkel, die Felswände leuchteten in gespenstischen Farben, in schillerndem Grün, flammendem Rot, üppigem Blau, glänzenden Weißtönen.
Ayla stand auf, spürte unter den Händen die glatte, tropfnasse, kalte Wand, der sie folgte und die sich langsam eisig blaugrün färbte. Dann war es keine Höhle mehr, sondern ein schierer Gletscherspalt. Gewaltige ebene Flächen spiegelten flüchtig umherirrende Konturen wider. Der Himmel über ihr war tief purpurblau. Eine grelle Sonne blendete Ayla, der Kopf tat ihr weh. Die Sonne kam näher und füllte den Spalt mit ihrem Licht, nur war es jetzt kein Spalt mehr.
    Ayla befand sich in einem rauschenden Fluss, wurde von der Strömung fortgerissen. Gegenstände trieben an ihr vorbei, verfingen sich in Wasserwirbeln und Gegenströmungen, die immer schneller kreisten. Sie war in einem Strudel gefangen, drehte sich unablässig, immer und immer wieder. Sie wurde nach unten gezogen, das Wasser kochte in brodelnden Kreisen, der Fluss schloss sich über ihr, alles wurde schwarz.
    Nun war sie in einer tiefen, einsamen, reißenden Leere, sie flog, flog unbegreiflich schnell. Der Flug wurde langsamer, sie fand sich in einem dichten Nebel wieder, dessen schwach glühendes Licht sie langsam umfing. Dann tat sich der Nebel auf, um ihr eine fremde Landschaft zu offenbaren. Geometrische Formen in schillerndem Grün, flammendem Rot, üppigem Blau wiederholten sich in einem fort. Unbekannte Gebilde ragten in die Höhe, breite weiße Bänder entrollten sich am Boden, ein schimmerndes Weiß voller kantiger Formen, die darauf entlangrasten, ihr hinterher.
    Vor Angst war sie wie gelähmt und spürte ein Prickeln am Rand ihres Bewusstseins. Es schien sie zu erkennen. Sie fuhr zusammen, wollte sich ihm entziehen, tastete sich so schnell wie möglich an der Wand entlang. Als sie das Ende erreichte, übermannte sie Panik, sie fiel zu Boden, spürte vor sich eine Öffnung. Ein kleines Loch, durch das sie auf allen vieren kriechen musste. Sie schürfte sich die Knie auf, nahm es jedoch nicht wahr. Das Loch verengte sich, sie kam nicht weiter. Dann raste sie wieder durch eine Leere, so schnell, dass sie jedes Gefühl für Bewegung verlor.
    Sie bewegte sich nicht. Was sich bewegte, war die Schwärze ringsum, die sie umfing, sie erstickte, sie ertränkte, Ayla war wieder im Fluss, die Strömung riss an ihr. Sie war müde, erschöpft, der Fluss zog sie mit sich auf seinem Weg zum Meer, zum warmen Meer. Ein beißender Schmerz durchzuckte sie, warmes Salzwasser umspülte sie. Ayla atmete seinen Geruch ein, das Aroma des Wassers, spürte, wie sie friedlich im lauwarmen Wasser trieb.
    Nur war es kein Wasser, sondern Schlamm. Keuchend rang sie nach Luft und versuchte, aus dem Schleim herauszukriechen, doch dann packte das Ungeheuer sie, das sie verfolgte. Ayla krümmte sich und schrie vor Schmerz auf, als es sie zermalmte. Panisch grub sie sich durch den Schlamm, versuchte, sich aus der Tiefe zu befreien, in die das Ungeheuer sie gezogen hatte, wollte fliehen.
    Dann hatte sie es geschafft, kletterte auf einen Baum, schwang an seinen Ästen, Dürre und Durst trieben sie ans Ufer des Meeres. Sie tauchte ein, umfing das Wasser und wurde größer, luftiger. Schließlich stand sie aufrecht, schaute auf weites Grasland und watete dorthin.
    Doch das Wasser zog an ihr. Mühsam kämpfte sie gegen die Strömung an, sackte vor Erschöpfung zusammen. Wellen, die an den Strand schlugen, spülten über ihre Beine, zogen sie zurück. Sie spürte den Zug, den Schmerz, den quälenden, bitteren, beißenden Schmerz, der ihr die Eingeweide auszureißen drohte. In einem Schwall warmer Flüssigkeit gab sie dem fordernden Druck nach.
    Sie kroch ein Stück weiter, lehnte sich an eine Wand, schloss die Augen und sah eine üppige Steppe voll bunter Frühlingsblumen. Mit anmutigen, gemächlichen Sprüngen näherte sich ihr ein Höhlenlöwe. Sie war in einer winzigen Höhle, in einen kleinen Spalt gezwängt. Ayla wurde größer, füllte die

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