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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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tiefgründiger. Das Lied schien ewig weiterzugehen, Ayla wollte auch nicht, dass es aufhörte, und als es sich dem Ende näherte, befiel sie tiefe Trauer.
    Die Mutter ist zufrieden mit Frau und Mann Sie hat gegeben, was sie geben kann.
Hat sie fühlen, lieben und sorgen gelehrt,
Ihnen die Gabe der Wonnen beschert.
    Die Kinder haben die Lebensgaben.
     
    Ayla wusste, dass nun nichts mehr folgen würde, doch die Stimme verstummte nicht.
    Als letzte Gabe die Kenntnis, ihre Kinder zu lehren, Des Mannes Saft bedarf es, um das Leben zu mehren. Es ehrt die Mutter, teilt ein Paar die Wonnen, Dann wird in der Frau neues Leben begonnen.
    Zufrieden nun, kann die Mutter ruhn.
    Die Worte waren wie ein Geschenk, eine Erlösung, die ihren Schmerz linderte. Die Mutter sagte ihr, dass sie Recht hatte, dass sie sich nicht täuschte. Sie hatte es immer schon gewusst, und jetzt hatte sie die Bestätigung bekommen. Wieder schluchzte sie, empfand immer noch Schmerzen, die nun jedoch von Freude begleitet waren. Ayla weinte vor Kummer und Glück zugleich und wiederholte dabei unablässig die Worte in ihrem Kopf.
    Sie hörte das Fauchen eines Löwen, blickte auf und sah, dass ihr Totem-Löwe sich zum Gehen wandte. Sie versuchte aufzustehen, war aber zu schwach, sie konnte dem Tier nur nachrufen.
    »Baby! Baby, geh nicht! Wer führt mich hinaus?«
    Das Tier lief den Tunnel hinunter, hielt dann inne und machte kehrt, doch es war nicht der Löwe, der auf sie zukam. Das Tier sprang sie an und fuhr ihr mit der Zunge übers Gesicht. Benommen und verwirrt schüttelte Ayla den Kopf.
    »Wolf? Wolf, bist du das? Wie bist du hierhergekommen?« Sie schlang die Arme um seinen Hals.
Während sie dort saß, den Wolf im Arm, verblasste das Bild der Wisentherde in der Nische, und auch die Szenen an den Tunnelwänden lösten sich auf. Ayla tastete nach einer Wand, um sich abzustützen, und taumelte zur Nische hinaus. Dort setzte sie sich wieder und schloss die Augen, versuchte, den Schwindel im Kopf zu lindern. Als sie die Augen wieder aufschlug, war sie nicht sicher, ob sie wirklich offen waren. Es herrschte absolute Dunkelheit, ob ihre Augen nun geöffnet waren oder nicht. Angst kroch ihr den Rücken hinauf. Wie sollte sie je wieder hinausfinden?
Dann hörte sie Wolf winseln und spürte seine Zunge auf ihrem Gesicht. Sie streckte die Hand nach ihm aus, und ihre Angst ließ nach. Sie tastete nach der Wand, doch da war nichts, erst nach einer ganzen Weile stieß sie mit der Schulter gegen Fels. Unter der Wand war eine Öffnung, die sie bisher nicht bemerkt hatte, da sie sich direkt über dem Boden befand, doch als Ayla umhertastete, berührte sie mit den Fingern etwas, das nicht aus Stein war.
Hastig zog sie die Hand zurück, dann wurde ihr klar, dass es etwas Vertrautes war, und sie griff wieder danach. In der Dunkelheit musste sie erspüren, was sie da gefunden hatte. Die Oberfläche fühlte sich an wie gut geschabtes Rehleder. Sie zog daran, es war ein in Leder gewickeltes Bündel, das sie abtastete, bis sie einen Riemen zu fassen bekam und ihn löste. Offenbar handelte es sich um eine Tragevorrichtung, einen weichen Lederbeutel an einem Riemen. Innen fand sie einen leeren Wasserbeutel - dabei merkte sie, wie durstig sie war -, etwas aus Fell, vielleicht ein Umhang, außerdem fühlte und roch sie Reste von Nahrungsmitteln.
Sie schloss das Bündel und schlang es sich um die Schulter, dann zog sie sich an der Wand hoch und hielt sich daran fest, als eine Woge des Schwindels und der Übelkeit sie zu überwältigen drohte. Etwas Warmes lief ihr an der Innenseite der Beine hinunter. Der Wolf wollte an ihr schnüffeln, obwohl sie ihm dieses Verhalten eigentlich schon lange abgewöhnt hatte, und sie schob seine Schnauze fort.
»Wir müssen den Weg nach draußen finden, Wolf. Gehen wir nach Hause.« Als sie sich in Bewegung setzte, sich an der feuchten Wand entlangtastete, merkte sie erst, wie schwach und erschöpft sie tatsächlich war.
Der Boden war uneben und glitschig, übersät von Gesteinsbrocken, die mit feuchtem, lehmigem Schlamm vermischt waren. Stalagmiten, manche dünn wie Ästchen, andere so kräftig wie alte Bäume, schienen aus dem Boden zu wachsen. Wenn Ayla zufällig mit der Hand die Spitze einer solchen Säule streifte, war sie nass vom beständig herabtropfenden kalkhaltigen Wasser, das von den Stalaktiten stammte, den Steinzapfen, die ihnen von der Decke her entgegenwuchsen. Nachdem Ayla sich den Kopf an einem solchen Stalaktiten gestoßen

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