Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
dich mit jeder beliebigen Frau zu paaren. Sogar mit Marona.«
Marona zwängte sich durch die Sträucher, stellte sich direkt neben Jondalar und drückte sich an ihn. »Das stimmt, Ayla.« Sie lachte triumphierend. »Er kann sich paaren, mit wem er will. Was erwartest du denn, was ein Mann tut, wenn seine Gefährtin keine Zeit für ihn hat? Wir waren oft zusammen, und nicht nur diesen Sommer. Was denkst du denn, warum ich wieder in die Neunte Höhle gezogen bin? Er wollte nicht, dass ich es dir sage, aber jetzt, da du es herausgefunden hast, kannst du ruhig alles wissen.« Wieder lachte sie und fügte dann mit einem gehässigen Schnauben hinzu: »Du hast ihn mir vielleicht weggenommen, Ayla, aber du hast es nicht geschafft, ihn für dich allein zu behalten.«
»Ich habe ihn dir nicht weggenommen, Marona. Bevor ich hierherkam, kannte ich dich nicht einmal. Jondalar hat mich aus freien Stücken gewählt. Jetzt kann er dich wählen, wenn er das möchte, aber sag mir, liebst du ihn wirklich? Oder möchtest du nur Unfrieden stiften?« Damit wandte Ayla sich so würdevoll wie möglich um und ging schnell davon.
Jondalar schüttelte die Frau ab, die sich an ihn klammern wollte, und hatte Ayla mit wenigen Schritten eingeholt. »Bitte warte! Lass mich dir alles erklären!«, rief er.
»Was gibt es da zu erklären? Marona hat Recht. Wie konnte ich etwas anderes erwarten? Du warst gerade beschäftigt, Jondalar. Geh doch zurück und führ es zu Ende«, sagte sie und ging weiter. »Ich bin überzeugt, dass es Marona gelingen wird, dich wieder zu erregen. Sie hatte dich schon fast so weit.«
»Ich will Marona nicht. Nicht, wenn ich dich haben kann, Ayla«, sagte Jondalar. Plötzlich bekam er Angst, er könnte sie verlieren.
Marona sah überrascht zu ihm. Schlagartig wurde ihr bewusst, dass sie ihm nichts bedeutete. Sie hatte ihm nie etwas bedeutet. Sie hatte sich ihm angeboten, und er hatte sie als nützlich empfunden, um seine Lust zu stillen. Marona starrte sie beide wütend an, aber Jondalar bemerkte es gar nicht.
Seine ganze Aufmerksamkeit galt Ayla. Jetzt wünschte er, er hätte Maronas Aufforderungen nicht nachgegeben, hätte sie nicht so beiläufig benutzt. Er merkte nicht einmal, dass die Frau, mit der er sich gerade noch hatte paaren wollen, mit ihren Kleidern im Arm an ihm vorbeistürmte. Er überlegte fieberhaft, was er Ayla sagen könnte, um ihr seine Gefühle zu erklären.
Nachdem Jondalar von seinem Aufenthalt bei Dalanar zurückgekehrt war, hatte er viele Frauen gehabt, aber keine wirklich geliebt. Nichts kam an die Intensität seiner ersten großen Liebe heran, und seine Erinnerung an dieses überwältigende Gefühl war noch verstärkt worden durch den gewaltigen Skandal und die Schande, die diese Liebe über Zolena und ihn gebracht hatte. Sie war seine Donii-Frau gewesen, seine Lehrmeisterin, die ihm zeigen sollte, wie ein Mann einer Frau Wonnen bereiten kann, doch er durfte sich nicht in sie verlieben. Sie durfte nicht zulassen, dass es dazu kam.
Er war zu der Überzeugung gelangt, dass er nie wieder eine Frau lieben würde. Die Mutter, so hatte er sich gesagt, machte es ihm zur Strafe für seinen jugendlichen Ungehorsam unmöglich, noch einmal einer Frau so starke Gefühle entgegenzubringen. Bis er Ayla kennenlernte. Und er hatte länger als ein Jahr reisen müssen, in eine völlig andere, fremde Gegend, um sie zu finden. Er liebte Ayla mehr als sein Leben. Er würde alles für sie tun, würde für sie überallhin gehen, er würde sein Leben für sie opfern. Der einzige Mensch, für den er eine ähnlich starke, wenn auch andere Liebe empfand, war Jonayla.
»Du solltest dankbar sein, dass sie da ist, um deine Bedürfnisse zu befriedigen, Jondalar.« Ayla versuchte, ihren Schmerz zu überspielen. »Und ich werde jetzt noch mehr zu tun haben. Ich bin berufen. Ich werde die Wünsche der Großen Erdmutter erfüllen. Ich bin eine Zelandoni.«
»Du bist berufen worden? Wann, Ayla?« Panische Sorge schwang in seiner Stimme mit. Er hatte einige Zelandonia gesehen, die von ihrer Berufung zurückkehrten, und einige andere, die nicht zurückgekehrt waren. Man hatte sie später gefunden. »Ich hätte da sein sollen, ich hätte dir helfen können.«
»Nein, Jondalar, du hättest mir nicht helfen können. Niemand kann helfen. Das muss man alleine durchstehen. Ich habe überlebt, und die Mutter hat mir eine große Gabe geschenkt, aber ich musste ein Opfer dafür bringen. Sie wollte unser Kind, Jondalar. Ich habe es in der Höhle
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