Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
mündete, und dachte an das letzte Treffen, das hier stattgefunden hatte. Ihr fiel ein, dass ein Stück weiter flussaufwärts eine gute Stelle zum Schwimmen war, eine tiefe Kuhle im Flussbett. Davon wussten nicht viele, denn sie war so abgelegen vom Hauptlager, dass sie nur selten aufgesucht wurde. Beim ersten Sommertreffen hatte Ayla ihr neues Volk noch nicht allzu gut gekannt, und sie und Jondalar waren häufiger dort gewesen, um von den vielen Menschen wegzukommen und ein wenig allein zu sein.
Jetzt wäre es schön zu schwimmen, dachte sie, und der Fluss ist von den vielen Menschen schon ziemlich verschlammt. Sie ging stromaufwärts zur Biegung. Dort hatte sich der Bach in der äußeren Kurve tiefer eingegraben, und auf der inneren Rundung war ein grasbewachsener Kiesstrand entstanden. Lächelnd dachte sie daran, was sie und Jondalar so oft neben dem Bach gemacht hatten. Sie hatte so häufig an ihn gedacht und daran, welche Gefühle er in ihr wachzurufen verstand. Allein, wenn sie sich seine Berührung vorstellte, wurde ihr überall ganz warm, und sie merkte sogar, dass sie zwischen den Beinen feucht wurde. Würde es nicht schön sein, noch ein Kind zu beginnen?, überlegte sie sich.
Als sie sich dem Schwimmplatz näherte, hörte sie Plantschen und Stimmen. Beinahe wäre sie umgekehrt. Das klingt, als hätten andere diese Stelle entdeckt, dachte sie. Ich möchte wirklich kein Paar stören, das eine Weile allein sein will. Aber vielleicht ist es gar kein Paar. Vielleicht sind es nur ein paar Leute, die zusammen schwimmen gehen. Beim Näherkommen vernahm sie deutlich die Stimme einer Frau, dann die eines Mannes. Sie konnte die Wörter nicht verstehen, aber etwas an der Stimme ließ sie stutzen.
Ayla bewegte sich so lautlos, als würde sie sich mit ihrer Steinschleuder an ein Tier heranschleichen. Wieder hörte sie die Stimmen, dann ein tiefes, ausgelassenes Lachen. Das kannte sie, obwohl sie es in letzter Zeit nur selten gehört hatte. Dann ertönte wieder die Frauenstimme, und jetzt erkannte Ayla sie auch. Und als sie durch die Büsche am Rand des kleinen Strandes spähte, erstarrte sie vor Entsetzen.
J ondalar und Marona kamen gerade aus dem Wasser, als Ayla durch die Büsche lugte. Voller Qual sah sie, wie Marona sich zu Jondalar umdrehte, die Arme um ihn schlang, ihren nackten Körper an seinen presste, den Kopf hob und ihn küsste. Jondalar beugte sich zu ihren Lippen hinab. Entsetzt verfolgte Ayla, wie seine Hände ihren Körper liebkosten. Wie oft hatte sie seine wissenden Hände gespürt?
Am liebsten hätte Ayla die Flucht ergriffen, doch sie war wie erstarrt. Die beiden kamen näher, gingen zu der weichen Lederhaut, die auf dem Gras direkt vor ihr ausgebreitet lag. Ayla sah, dass Jondalar nicht richtig erregt war. Seit ihrer Ankunft hatte ihn niemand gesehen, er war den ganzen Tag fort gewesen, und für Ayla war es offensichtlich, dass die beiden die Lederdecke an diesem Tag mindestens ein Mal bereits genutzt hatten. Marona schmiegte sich an ihn, küsste ihn heftig und sank langsam vor ihm in die Knie. Mit kehligem, wissenden Lachen schloss sie die Lippen um seine schlaffe Männlichkeit, während Jondalar ihr von oben zusah.
Ayla sah seine wachsende Erregung an seiner verzückten Miene. Sie hatte sein Gesicht nie gesehen, wenn sie das bei ihm machte. So sah er dabei also aus? Während Marona sich rhythmisch vor und zurück bewegte, schob sein anschwellendes Organ sie weiter von sich.
Der Anblick erschütterte Ayla zutiefst. Sie bekam kaum Luft, ihr Magen verkrampfte sich vor Schmerzen, ihr hämmerte der Kopf. Ein solches Gefühl kannte sie nicht. Bedeutete diese Qual Eifersucht? Empfand Jondalar dieses Gefühl, als ich zu Ranecs Schlafstatt ging?, fragte sie sich. Das wusste ich damals nicht, ich hatte Eifersucht nie gespürt, und er hat es mir nicht gesagt. Er meinte nur zu mir, es sei mein Recht zu wählen, wen ich wolle.
Das heißt, es ist sein Recht, mit Marona zusammen zu sein!
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, sie konnte es nicht mehr ertragen, sie musste weg. Blindlings machte sie kehrt und lief durch das Wäldchen davon, stolperte über eine freiliegende Wurzel und stürzte zu Boden.
»Wer ist da? Was ist das?«, hörte Ayla Jondalar rufen. Sie rappelte sich auf und wollte weiterlaufen, als er das Gebüsch auseinanderschob. »Ayla?«, sagte er entsetzt. »Was machst du denn hier?«
Sie drehte sich zu ihm. »Ich wollte nicht stören«, sagte sie, um Fassung ringend. »Du hast das Recht,
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