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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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anzuregen, die Zeremonie zu gestalten, entging ihr nicht. Auf einer mal mehr, mal weniger unterschwelligen Ebene beobachtete sie, wie die Erste die anderen nach ihrem Willen lenkte. Die Frau nutzte jeden Vorteil, der sich ihr bot, sie wusste, wann sie tadeln, drohen, schmeicheln, bitten, kritisieren oder loben musste - und die Zelandonia waren nicht leicht zu führen. Als Gruppe waren sie klug, scharfsinnig, oft auch zynisch und insgesamt intelligenter als die meisten anderen Menschen. Ayla erinnerte sich, wie Jondalar Zelandoni einmal gefragt hatte, wodurch eine Zelandoni zur Ersten würde. Auch damals hatte sie genau gewusst, wie viel sie preisgeben konnte und was sie verschweigen musste.
Insgeheim atmete Zelandoni auf. Jetzt gingen sie ganz auf in der ihnen gestellten Aufgabe, die Diskussion wurde immer lebhafter. Meistens bestand das Problem der Ersten vor allem darin zu verhindern, dass die Doniers sich von ihrer eigenen Begeisterung fortreißen ließen. Dieses Mal jedoch würde sie ihnen alle Ideen durchgehen lassen. Je spektakulärer, desto besser. Wenn sie das Fest nur aufwendig und effektvoll genug planen durften, hatten sie keine Zeit, über etwas anderes nachzudenken, bis die Zeremonie vorbei war.
Als der Ablauf der Zeremonie in groben Zügen entworfen war und die meisten Zelandonia ganz in der Planung aufgingen, überraschte Zelandoni, Die Die Erste Ist, sie mit einem weiteren Gedanken.
Sie stand auf, um sich Tee nachzuschenken, und meinte betont beiläufig: »Ich denke, wir sollten auch eine Versammlung des ganzen Sommerlagers einberufen, die ein oder zwei Tage nach der Zeremonie stattfindet, damit wir alle Fragen beantworten können, die unweigerlich aufkommen werden. Besser ist, wenn wir sofort auf sie eingehen. Dann können wir auch den Namen für die Beziehung eines Mannes zu seinen Kindern verkünden und ihnen sagen, dass von nun an der Mann den Jungen einen Namen gibt«, sagte sie.
Diese Äußerung wurde von den Zelandonia mit Bestürzung aufgenommen. Die meisten hatten sich noch gar nicht überlegt, welche Veränderungen dieses neue Wissen mit sich bringen würde.
»Aber es war immer so, dass die Mutter ihren Kindern einen Namen gibt!«, wandte eine der Anwesenden ein.
Zelandoni bemerkte, dass ihr etliche böse Blicke zugeworfen wurden. Genau das hatte sie befürchtet: dass einige der Doniers begannen, sich ihre eigenen Gedanken zu machen. Es war nicht klug, die Zelandonia als Gruppe zu unterschätzen.
»Wie sollen die Männer erkennen, dass sie notwendig sind, wenn wir sie nicht beteiligen?«, fragte die Erste. »Im Grunde verändert sich dadurch doch nichts. Das Paaren wird immer noch eine Wonne sein. Der Mann wird nicht plötzlich selbst Kinder gebären, und er wird die Frau, die er an sein Herdfeuer geholt hat, immer noch versorgen müssen, ebenso wie ihre Kinder, vor allem, wenn sie klein sind und die Frau in der Nähe der Höhle bleiben muss. Den männlichen Kindern einen Namen zu geben, ist keine große Sache, und die Frauen werden immer noch den Namen ihrer Töchter bestimmen.«
»Beim Clan bekamen alle Kinder ihren Namen von den Mog-urs«, warf Ayla ein. Alle Augen richteten sich auf sie. »Ich war überglücklich, als ich bestimmen konnte, wie meine Tochter heißt. Ich war zwar nervös, aber es war auch aufregend und gab mir das Gefühl, wichtig zu sein.«
»Ich glaube, den Männern würde es ähnlich gehen«, sagte die Erste, dankbar für Aylas unverhoffte Unterstützung.
Es wurde zustimmend genickt und gemurmelt. Niemand trug noch weitere Einwände vor, zumindest vorerst.
»Und wie soll die Beziehung genannt werden? Hast du dafür schon einen Namen?«, fragte die Zelandoni der Neunundzwanzigsten Höhle mit einem gewissen Misstrauen.
»Ich wollte meditieren, vielleicht komme ich dabei auf einen Namen, mit dem die Kinder den Mann ansprechen können, der seinen Teil dazu beitrug, dass sie auf der Welt sind, um diesen Mann von den anderen abzuheben. Vielleicht sollten wir uns alle etwas überlegen«, sagte die Eine, Die Die Erste Ist.
Sie hatte beschlossen, die Zelandonia mit Aufgaben zu überhäufen, solange sie noch von der neuen Erkenntnis überwältigt und ihr gegenüber im Nachteil waren. Sie wollte ihnen keine Zeit lassen, sich Gedanken über die möglichen Auswirkungen dieses Wissens zu machen und triftige Einwände zu erheben, die nicht einfach beiseitezuschieben wären. Die Erste war überzeugt, dass diese neue Gabe über die Kenntnis des Lebens viel weiter reichende Folgen haben

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