Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
immer verwendete und die sie vor langer Zeit im Tal ersonnen hatte, ehe Jondalar kam und ihr seine Sprache beibrachte. »Zumindest du magst mich noch«, fuhr sie fort. Tränen rannen ihr über die Wangen. »Dabei müsstest du mich eigentlich auch hassen, ich habe dich so lange vernachlässigt. Ich bin froh, dass du es nicht tust. Du bist meine allerbeste Freundin, Winnie.« Sie sprach den Namen so aus, wie sie ihn von der Stute gelernt hatte, eine erstaunlich getreue Imitation eines Wieherns. »Als ich sonst niemanden hatte, warst du schon für mich da. Vielleicht sollte ich mit dir fortgehen. Wir könnten uns ein Tal suchen und zusammen dort leben, genau wie früher.«
Als sie in das Fell des Pferdes weinte, kamen auch die junge graue Stute und der braune Hengst angetrabt. Grau versuchte, ihre Nüstern in Aylas Hand zu schmiegen, während Renner ihr mit dem Kopf in den Rücken stupste, um sie wissen zu lassen, dass auch er da war. Dann lehnte er sich, wie schon so oft, an sie, so dass Ayla zwischen ihm und seiner Mutter stand. Ayla umarmte, streichelte und kraulte sie alle drei, dann suchte sie nach einem getrockneten Distelkopf und machte sich daran, Winnie das Fell zu striegeln.
Sie hatte es immer als entspannend empfunden, die Pferde zu versorgen, und als sie Winnie gebürstet hatte und sich dem ungeduldigen Renner zuwandte, der mit Nasenstübern um die ihm gebührende Aufmerksamkeit buhlte, waren ihre Tränen getrocknet, und es ging ihr etwas besser.
Als dann Joharran und Echozar auf der Suche nach ihr auftauchten, striegelte sie bereits Grau.
»Alle haben sich gewundert, wo du bleibst, Ayla«, begann Echozar lächelnd. Er freute sich, sie bei den drei Pferden zu sehen, so seltsam ihn das noch immer berührte.
»Ich habe mich in den letzten Tagen wenig um die Pferde gekümmert, und sie mussten mal wieder richtig saubergemacht werden. Ihr Fell wird schon dicker für den Winter«, sagte Ayla.
»Proleva hat Essen für dich warmgestellt, aber sie hat Angst, dass es langsam etwas trocken wird«, sagte Joharran. »Ich finde, du solltest jetzt zu uns kommen und etwas essen.«
»Ich bin hier fast fertig. Winnie und Renner habe ich schon gestriegelt, jetzt ist nur noch Grau an der Reihe. Und dann sollte ich mir wahrscheinlich die Hände waschen.« Ayla hielt die Hände hoch, um den beiden die Innenflächen zu zeigen, die schwarz waren vor fettigem Pferdeschweiß und Staub.
»Wir warten so lange«, sagte Joharran. Er hatte strikte Anweisungen, nicht ohne Ayla zurückzukehren.
Als Ayla schließlich eintraf, hatten viele ihre Mahlzeit bereits beendet und verließen das Lanzadonii-Lager, um ihren nachmittäglichen Unternehmungen nachzugehen. Ayla war enttäuscht, nicht auch Jondalar bei dem Fest anzutreffen, aber es war niemandem gelungen, ihn aus seiner Randhütte zu locken. Ayla war froh, doch noch gekommen zu sein. Nachdem sie sich den gut gefüllten Teller geholt hatte, den Proleva für sie aufgehoben hatte, freute sie sich, noch eine Weile mit Danug und Druwez reden und Aldanor etwas besser kennenlernen zu können, obwohl sich dazu wohl noch reichlich Gelegenheit bieten würde.
Folara und Aldanor würden bei den späten Hochzeitsriten den Knoten knüpfen, und zu Marthonas Freude wollte Aldanor ein Zelandonii und Angehöriger der Neunten Höhle werden. Danug und Druwez versprachen, auf ihrer Heimreise bei seinem Volk haltzumachen und dort von seiner Entscheidung zu berichten, doch das würde erst im folgenden Sommer sein. Sie wollten den Winter bei den Zelandonii verbringen, und Willamar hatte versprochen, sie und einige andere zu den Großen Wassern des Westens zu führen.
»Ayla, begleitest du mich zur Hütte der Zelandonia?«, fragte die Erste. »Ich möchte einiges mit dir besprechen.«
»Ja, natürlich, Zelandoni«, sagte Ayla. »Lass mich vorher kurz mit Jonayla reden.«
Sie fand ihre Tochter in der Gesellschaft von Marthona und natürlich Wolf. »Weißt du, dass Thona meine Großmutter ist?«, fragte Jonayla begierig, sobald sie Ayla sah.
»Ja, das weiß ich«, sagte Ayla. »Gefällt dir das?« Sie streichelte den Wolf, der ganz aufgeregt schien, sie zu sehen. Seit der Ankunft beim Sommertreffen war er kaum von Jonaylas Seite gewichen, als wollte er die lange Zeit der Trennung wettmachen, doch sobald Ayla auftauchte, war er überglücklich und bettelte um ihre Zuneigung und Bestätigung. Am glücklichsten wirkte er, wenn sie beide gemeinsam um ihn waren, doch das war meist nur nachts der Fall.
»Es freut
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