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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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noch schützend den Arm vors Gesicht reißen, ehe er zu Boden geworfen wurde.
    Doch das Tier biss ihn nicht, es leckte ihn ab. Dann sah er das abgeknickte Ohr. Kein wilder Wolf, wurde ihm klar. »Wolf! Bist du das? Was machst du denn hier?« Er setzte sich auf und musste erst einmal die überschwänglichen Liebesbeweise des aufgeregten Tieres abwehren. Dann streichelte er ihn eine Weile, kraulte ihn hinter den Ohren und versuchte, ihn zu beruhigen. »Warum bist nicht bei Jonayla und Ayla? Warum bist du mir den weiten Weg gefolgt?« Eine böse Vorahnung beschlich ihn.
    Als er aufstand und weitergehen wollte, tänzelte Wolf nervös vor ihm herum und lief dann den Weg, den er gekommen war, ein Stück zurück. »Willst du umkehren, Wolf? Dann geh! Du darfst zurückgehen.« Aber als Jondalar sich wieder flussaufwärts in Bewegung setzte, lief Wolf wieder zu ihm und verstellte ihm den Weg. »Was ist denn, Wolf?« Jondalar blickte zum Himmel und bemerkte erst jetzt, dass die Sonne den höchsten Punkt längst überschritten hatte. »Willst du, dass ich mit dir zurückgehe?«
    »Ja, genau das will er, Jondalar«, sagte Danug. »Danug! Was machst du denn hier?«, fragte Jondalar. »Ich suche nach dir.«
»Du suchst nach mir? Warum?«
»Wegen Ayla, Jondalar. Du musst sofort zurück.« »Ayla? Danug, was ist denn passiert?«
»Erinnerst du dich an die Wurzeln? Die, die sie für sich
    und Mamut zu einem Saft zerkaut hat? Sie hat es wieder gemacht, weil Zelandoni sie dazu aufgefordert hat, aber dieses Mal hat sie fast alles selbst getrunken. Niemand kann sie aufwecken. Die Donier sagt, du musst sofort zurückkommen, sonst stirbt Ayla, und ihr Geist ist für immer verloren.«
    Jondalar erblasste. »Nein! Nicht die Wurzel! O Große Mutter, lass sie nicht sterben! Bitte lass sie nicht sterben!«
Er machte kehrt und rannte in die Richtung, aus der er gekommen war.
Auf dem Hinweg mochte er gedankenverloren gewesen sein, jetzt, auf dem Rückweg, war er von einem einzigen Gedanken getrieben. Er rannte am Ufer des Hauptflusses entlang, zwängte sich durch Büsche, die ihm die bloßen Arme und Beine und das Gesicht zerkratzten, doch er spürte nichts. Er lief, bis er keuchend nach Luft rang und Seitenstechen bekam, das wie ein Feuersteinmesser in ihn schnitt, bis seine Beine schmerzten. Doch er nahm das alles kaum wahr, der innere Schmerz war weit größer. Selbst Danug hängte er ab, nur Wolf hielt mit ihm Schritt.
Er konnte nicht glauben, wie weit er gegangen war, und schlimmer noch, wie lange er brauchte, um zurückzukommen. Ein oder zwei Mal verlangsamte er das Tempo, um Atem zu schöpfen, doch er blieb nie stehen, und als das Gebüsch in der Nähe der Lagerstätte ausdünnte, setzte er zum Endspurt an.
»Wo ist sie?«, fragte er den ersten Menschen, den er sah.
»In der Hütte der Zelandonia«, kam die Antwort.
Alle Menschen beim Sommertreffen hatten nach ihm gesucht, hatten auf ihn gewartet, und als er auf die Hütte zustürmte, jubelten einige sogar. Doch das hörte er gar nicht, er blieb nicht stehen, bis er durch den Eingang stürzte und Ayla auf der Schlafstatt liegen sah, umgeben von Lampen. Und dann konnte er nur noch keuchend ihren Namen ausstoßen.
»Ayla!«
J ondalar fiel das Atmen schwer, seine Kehle brannte wie Feuer. Schweiß rann ihm in Strömen herab, und er krümmte sich vor Seitenstechen. Seine Knie zitterten, die Beine wollten unter ihm nachgeben, als er sich der Schlafstatt hinten in der Hütte näherte. Wolf hatte sich mit ihm hereingedrängt, auch er hechelte, die Zunge hing ihm aus dem Maul.
»Hier, Jondalar, setz dich.« Zelandoni stand auf und bot ihm ihren Schemel an. Sie sah die Qual in seinem Gesicht und wusste, dass er eine weite Strecke im Laufschritt zurückgelegt haben musste. »Gib ihm Wasser zu trinken«, trug sie der Gehilfin auf, die ihr am nächsten stand. »Und dem Wolf auch.«
Als er näher kam, sah Jondalar, dass Aylas Haut von einer tödlich grauen Blässe war. »Ayla, ach Ayla, warum hast du es wieder getan?«, stieß er halb erstickt hervor. »Du weißt doch, dass du beim letzten Mal fast gestorben wärst.« Hastig trank er den Becher leer, der ihm gereicht wurde, setzte sich auf die Schlafstatt, schob die Decken zurück und nahm Ayla in die Arme. Entsetzt merkte er, wie kalt sie sich anfühlte. »Sie ist eisig«, sagte er schluchzend. Tränen rannen ihm über die Wangen, doch das merkte er nicht, und es wäre ihm auch gleichgültig gewesen.
Der Wolf blickte zu den beiden Menschen auf, reckte

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