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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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dieser ersten Begegnung ebenfalls nicht teil, da sie die Situation nur erschweren würden. Ayla, weil sie eine große Rolle bei dem Zwischenfall gespielt hatte, und Laramars Gefährtin, weil sie nicht mit ihm zur Fünften Höhle ziehen wollte - ein weiterer Aspekt, der geklärt werden musste.
    Jondalar beeilte sich zu erklären, wie leid es ihm tue und wie sehr er sein Verhalten bereue, doch Laramar hatte nichts als Verachtung für den Bruder des Anführers der Neunten Höhle übrig. Mehr oder weniger zum ersten Mal in seinem Leben fühlte Laramar sich im Vorteil, er war im Recht, er hatte sich nichts zuschulden kommen lassen, und dies gedachte er nach Kräften auszunutzen.
    Als die Beteiligten aus der Hütte traten, wurde im Publikum vernehmlich gemurmelt, denn man hatte erfahren, dass Ayla Madroman beim Verlassen des Sommerlagers in Kleidung gesehen hatte, die er höchstwahrscheinlich Laramar gestohlen hatte. Das führte zu Spekulationen über die verschiedenen Verstrickungen: die alte Geschichte Jondalars und der Ersten mit Madroman, dessen Ausschluss aus der Zelandonia und Aylas Rolle dabei, und weshalb sie die Einzige war, die ihn gehen sah. Dann legte sich das Getuschel, alle warteten gespannt darauf, was nun kommen sollte. Es geschah nicht oft, dass sie die Gelegenheit hatten, derart dramatische Ereignisse zu verfolgen. Der ganze Sommer erwies sich als ausgesprochen aufregend und bot zweifellos Stoff für Unterhaltungen und Geschichten an zahlreichen langen, öden Wintertagen.
    »Wir haben heute mehrere schwerwiegende Probleme zu lösen«, hob die Erste an. »Dabei handelt es sich nicht um Fragen der Geisterwelt, sondern um Probleme zwischen ihren Kindern, und wir bitten Doni, sie möge unsere Überlegungen begleiten und uns helfen, die Wahrheit zu sagen, klar zu denken und gerechte Entscheidungen zu treffen.«
    Sie hielt eine kleine geschnitzte Statue hoch. Es war die Figur einer massigen Frau, deren Beine unten spitz zuliefen. Zwar konnten die Zuschauer den Gegenstand nicht deutlich erkennen, doch sie wussten alle, dass es eine Donii war, eine Statue, die den Geist der Großen Erdmutter barg oder zumindest einen wesentlichen Teil ihres Wesens. In der Mitte der ebenen Fläche war ein großer Steinhaufen errichtet, dessen Fundament aus relativ großen Steinen bestand, die Spitze bildete eine abgeflachte Kuppe aus sandigem Kies.
    Entschlossen steckte die Erste Unter Denen, Die Der Großen Erdmutter Dienen, die Füße der Donii in den Kies, damit alle die Figur sehen konnten. Die wesentliche Aufgabe der Statue bei derartigen Zusammenkünften bestand darin, vorsätzliches Lügen zu unterbinden, denn sie hatte eine sehr abschreckende Wirkung. Wurde der Geist der Mutter ausdrücklich aufgerufen, das Geschehen zu beobachten, wussten alle, dass sie Lügen sah und ans Licht brachte. Vielleicht kam jemand mit der einen oder anderen Lüge zunächst durch, doch früher oder später würde man die Wahrheit herausfinden, meist mit weit schlimmeren Folgen. An diesem Tag bestand zwar kaum Gefahr, dass gelogen würde, doch konnte die Donii auch jeden Hang zu Übertreibungen verhindern.
    »Fangen wir an«, sagte die Erste. »Da es so viele Zeugen gibt, ist es wohl überflüssig, die Umstände allzu ausführlich zu erörtern. Im Laufe des letzten Festes zu Ehren der Mutter sah Jondalar, dass seine Gefährtin Ayla die Gabe der Wonnen mit Laramar teilte. Sowohl Ayla als auch Laramar paarten sich aus freiem Willen, es wurde weder Gewalt noch Zwang angewendet. Ist das richtig, Ayla?«
    Ayla hatte nicht damit gerechnet, so rasch befragt zu werden und damit im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie fühlte sich überrumpelt, hätte aber ohnehin nicht gewusst, wie sie lügen sollte, selbst wenn sie gewollt hätte.
    »Ja, Zelandoni, das ist richtig.«
»Ist das richtig, Laramar?«
»Ja, sie war nur allzu bereit. Nachgelaufen ist sie mir«,
    sagte er.
Die Erste unterdrückte den Wunsch, ihn vor Übertreibungen zu warnen, und fuhr fort: »Und was passierte dann?« Sie überlegte noch, ob sie Ayla oder Jondalar fragen sollte,
    als Laramar schon dazwischenfuhr.
»Das siehst du doch, was passiert ist. Bevor ich wusste,
wie mir geschah, hat Jondalar mich ins Gesicht geschlagen«, sagte er.
»Du hast das Wort, Jondalar.«
Der große Mann senkte den Kopf und schluckte. »Genau
so war es. Ich sah ihn mit Ayla und habe ihn von ihr gezogen und auf ihn eingeschlagen. Ich weiß, dass es falsch war.
Es gibt keine Entschuldigung dafür«,

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