Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
deines Herdfeuers sorgen, Laramar?«, fragte Zelandoni.
Der Mann runzelte die Stirn. »Soll Jondalar das doch machen«, sagte er dann. »Mir kann er nichts geben, was ich haben will. Er kann mir mein Gesicht nicht zurückgeben, und ich bekomme nicht die Genugtuung, ihm das zuzufügen, was er mit mir angestellt hat. Wenn er sich so darum reißt, sich um alles zu kümmern und alles wiedergutzumachen, soll doch er das faule, hinterhältige, zänkische Weib und ihre Brut versorgen.«
»Er mag sehr in deiner Schuld stehen, Laramar, aber die Verantwortung für eine so große Familie wie die deine zu übernehmen, ist zu viel verlangt von einem Mann, der eine eigene Familie hat«, wandte Joharran ein.
»Lass es gut sein, Joharran. Ich mache es«, sagte Jondalar. »Wenn er das möchte, dann bin ich dazu bereit. Wenn er nicht die Verantwortung für sein Herdfeuer übernehmen will, muss es jemand anderes tun. Die Kinder brauchen jemanden, der sich um sie kümmert.«
»Meinst du nicht, du solltest vorher mit Ayla darüber sprechen?«, fragte Proleva laut. »Eine so große Verantwortung wird unweigerlich ihre eigene Familie beeinträchtigen.« Dabei kümmern die beiden sich schon jetzt mehr um diese Familie als Laramar und Tremeda zusammen, dachte sie, sprach es aber nicht aus.
»Nein, Proleva, er hat Recht«, sagte Ayla. »Was Jondalar Laramar angetan hat, ist auch meine Schuld. Mir war nicht klar, wohin es führen würde, aber es ist ebenso meine Schuld wie seine. Wenn Laramar sich entschädigt fühlt, indem wir die Verantwortung für seine Familie übernehmen, dann lassen wir uns darauf ein.«
»Und, Laramar? Nimmst du das als Entschädigung an?«, fragte die Erste.
»Ja, wenn ich dann mit euch allen nichts mehr zu tun habe, warum nicht?«, sagte Laramar und lachte. »Viel Spaß mit ihr, Jondalar.«
»Und was ist mit dir, Tremeda? Bist du zufrieden mit dieser Vereinbarung?«, fragte Zelandoni.
»Baut er mir so ein neues Zuhause wie ihr?« Sie deutete auf Ayla.
»Ja, ich sorge dafür, dass du eine neue Wohnstatt bekommst«, versprach Jondalar. »Möchtest du sie in der Neunten oder in der Fünften Höhle haben?«
»Wenn ich schon deine zweite Gefährtin werden soll, Jondalar«, sagte sie und gab sich kokett, »dann bleibe ich doch in der Neunten. Da bin ich sowieso zu Hause.«
»Hör zu, Tremeda«, sagte Jondalar und sah ihr direkt in die Augen. »Ich nehme dich nicht als zweite Gefährtin. Ich habe gesagt, ich übernehme die Verantwortung, für dich und deine Kinder zu sorgen. Ich habe gesagt, ich werde dir eine Wohnstatt bauen. Das ist das ganze Ausmaß meiner Verpflichtungen dir gegenüber, das leiste ich als Wiedergutmachung für die Verletzungen, die ich deinem Gefährten zugefügt habe. Auf keinen Fall bist du auch nur annähernd eine zweite Gefährtin, Tremeda! Ist das klar?«
Laramar lachte. »Sag nicht, ich hätte dich nicht gewarnt, Jondalar. Ich habe dir ja gesagt, sie ist ein hinterhältiges, zänkisches Weib. Sie wird dich ausnutzen, wo sie nur kann.« Er lachte wieder. »Vielleicht ist das alles ja doch nicht so schlecht. Es wird mir einige Befriedigung verschaffen, wenn ich sehe, wie du dich mit ihr abplagen musst.«
»Bist du sicher, dass du dort schwimmen gehen möchtest,
Ayla?«, fragte Jondalar.
»Bevor du mit Marona da warst, war es unser Platz, und
es ist immer noch die beste Stelle zum Schwimmen, vor allem jetzt, wo der Fluss stromabwärts aufgewühlt und
schlammig ist. Seit ich gekommen bin, konnte ich kein einziges Mal richtig schwimmen, und bald brechen wir wieder
auf«, erwiderte sie.
»Aber bist du sicher, dass du kräftig genug bist, um zu
schwimmen?«
»Ja, aber mach dir keine Sorgen. Eigentlich will ich
hauptsächlich am Ufer in der Sonne liegen. Ich möchte vor
allem aus der Hütte heraus und etwas Zeit mit dir allein
verbringen, ohne all die anderen um uns herum, jetzt,
nachdem Zelandoni endlich auch der Meinung ist, dass ich
wieder bei Kräften bin«, sagte Ayla. »Ich war drauf und
dran, mich auf Winnie zu schwingen und irgendwohin zu
reiten. Ich weiß, dass Zelandoni sich Sorgen macht, aber
mir fehlt nichts mehr. Ich muss einfach ins Freie und mich
bewegen.«
Zelandoni war sehr bekümmert darüber gewesen, dass sie
nicht genügend auf Ayla geachtet hatte, und war überfürsorglich, was im Grunde gar nicht ihrer Art entsprach.
Sie fühlte sich mehr als verantwortlich dafür, dass die junge
Frau beinahe gestorben wäre, und tat alles, damit Ayla wieder gesund wurde. Jondalar war ganz ihrer
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