Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
»Wolf ist bei uns«, sagte Ayla.
»Bringt ihn mit herein«, erwiderte Morizan, als er den Vorhang zur Seite schob.
Ayla hatte Manvelars Sohn seit der Löwenjagd nur selten gesehen und schenkte ihm ein herzliches Lächeln. Nachdem alle begrüßt worden waren, fragte Ayla: »Ich muss in die Hütte der Zelandonia, kannst du Wolf bei dir behalten, Jondalar? Manchmal lenkt er so ab, dass wichtige Dinge unterbrochen werden. Ich möchte Zelandoni erst fragen, bevor ich ihn dorthin mitnehme.«
»Wenn es den anderen nichts ausmacht?« Jondalar warf Morizan, Manvelar und den anderen in der Hütte einen fragenden Blick zu.
»Ist schon in Ordnung. Er kann bleiben«, sagte Manvelar.
Ayla beugte sich zu dem Tier herab. »Bleib bei Jondalar«, sagte sie und machte die entsprechende Geste dazu. Er stupste Jonayla mit der Nase an, woraufhin sie fröhlich gluckste, und setzte sich. Mit besorgtem Jaulen sah er den beiden nach, aber er folgte Ayla nicht.
Als sie die beeindruckende Hütte der Zelandonia erreichte, klopfte sie an die Verkleidung und verkündete: »Hier ist Ayla.«
»Komm herein«, hörte sie die vertraute Stimme der Ersten Unter Denen, Die Der Großen Erdmutter Dienen. Der Vorhang am Eingang wurde von einem Gehilfen beiseitegeschoben, und Ayla trat ein. Obwohl Talglampen brannten, war es im Inneren dunkel, und Ayla blieb stehen, bis sich ihre Augen an das Dämmerlicht gewöhnt hatten. Als sie schließlich etwas erkennen konnte, sah sie eine Gruppe von Leuten um die füllige Gestalt der Ersten sitzen. »Setz dich zu uns«, forderte sie Ayla auf. Da sie wusste, dass Dunkelheit vorübergehend blind macht, hatte sie gewartet, bevor sie etwas sagte.
Während Ayla auf sie zuging, wurde Jonayla unruhig. Die Lichtveränderung hatte die Kleine verstört. Zwei Gehilfen machten Ayla Platz, und sie setzte sich, doch bevor sie sich auf die Vorgänge in der Hütte konzentrieren konnte, musste sie das Kind beruhigen. Vielleicht hat sie Hunger, dachte sie, entblößte die Brust und legte Jonayla an. Alle warteten. Außer ihr hatte niemand ein Kind dabei, und Ayla fragte sich, ob sie ein wichtiges Gespräch unterbrochen hatte, aber ihr war nur die Nachricht überbracht worden, Zelandoni wolle sie sehen.
Als Jonayla sich beruhigt hatte, sagte die Erste: »Ich bin froh, dass du hier bist, Ayla. Wir haben dich gestern Abend nicht gesehen.«
»Nein, wir haben es nicht zum Hauptlagerplatz geschafft.«
Einige der Anwesenden, die Ayla noch nicht kannten, waren erstaunt darüber, wie sie bestimmte Worte aussprach. Das machte sie neugierig. So etwas hatten sie noch nie gehört.
»Hast du dich nicht wohlgefühlt, oder war etwas mit dem Kind?«, fragte die Erste.
»Nein, uns ging es gut. Jondalar und ich haben nach den Pferden gesehen, und als wir zurückkamen, sahen wir, dass Lanoga und Bologan sich abmühten, eine Behausung zu errichten. Sie hatten kein Material für eine Hütte und versuchten es mit Zeltstangen. Wir blieben und haben eine Hütte für sie gebaut.«
Die Erste runzelte die Stirn. »Wo waren Tremeda und Laramar?«
»Lanoga sagte, sie hätten sich gestritten, Laramar sei gegangen und Tremeda sei ihm nachgerannt. Janida hat mir gerade erzählt, sie habe Tremeda gestern Abend bei einigen Männern gesehen, die Barma tranken und spielten. Ich schätze, das hat sie abgelenkt.«
»Das mag sein«, sagte die Zelandoni der Neunten Höhle. Obwohl sie die Erste war, fühlte sie sich trotzdem für das Wohlergehen ihrer Höhle verantwortlich. »Die Kinder haben jetzt eine Unterkunft?«
»Ihr habt ihnen eine komplette Hütte gebaut?«, fragte ein Mann, der Ayla unbekannt war.
»Keine so große wie diese.« Ayla lächelte und wedelte mit der Hand, um auf die besondere Größe der Zelandoniahütte hinzudeuten. Jonayla war anscheinend satt. Sie ließ die Brustwarze los, und Ayla legte sich die Kleine über die Schulter und klopfte ihr auf den Rücken. »Sie teilen sie sich mit niemandem, daher ist sie gerade groß genug für die Kinder, Tremeda und Laramar, falls er sich entschließt, zurückzukommen. «
»Wie freundlich von euch«, sagte jemand. Das klang eher spöttisch. Ayla blickte sich um. Die Zelandoni der Vierzehnten, eine ältere, ziemlich hagere Frau, deren dünnes Haar sich immer aus ihrem Knoten zu lösen schien, hatte die Bemerkung fallenlassen.
Madroman, der zusammen mit dem Zelandoni der Fünften neben der Vierzehnten saß, warf Ayla einen herablassenden Blick zu. Ihm hatte Jondalar in jungen Jahren bei einem Kampf die Vorderzähne
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