Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
ausgeschlagen. Sie wusste, dass Jondalar ihn nicht leiden konnte, und vermutete, das Gefühl beruhte auf Gegenseitigkeit. Auch sie hatte nichts für ihn übrig. Dank ihrer Fähigkeit, Nuancen in Körperhaltung und Ausdruck zu deuten, spürte sie stets etwas Tückisches in seinem Verhalten, Falschheit in seinen netten Begrüßungen, Unaufrichtigkeit in seiner aufgesetzten Freundlichkeit, aber sie war ihm gegenüber stets höflich gewesen.
»Ayla hat sich den Kindern dieser Familie angenommen.« Die Erste bemühte sich, jede Empörung aus ihrer Stimme herauszuhalten. Seit man sie zur Ersten gewählt hatte, war die Zelandoni der Vierzehnten zu einem Ärgernis geworden. Ständig versuchte sie, jemanden zu provozieren, insbesondere sie, die Erste. Die Frau war davon ausgegangen, sie wäre an der Reihe, und hatte erwartet, zur Ersten bestimmt zu werden. Sie hatte es nie verwunden, dass die Wahl stattdessen auf die jüngere Zelandoni der Neunten Höhle gefallen war.
»Sie scheinen es nötig zu haben«, meinte derselbe Mann, der schon vorher gesprochen hatte.
Jonayla war an der Schulter eingeschlafen. Ayla breitete die Tragedecke auf dem Boden aus, der junge Gehilfe neben ihr rutschte zur Seite, und sie legte das Kind ab.
»Ja, allerdings.« Die Erste schüttelte den Kopf, dann merkte sie, dass Ayla den Mann nicht kannte. Zweifellos hatte er von ihr gehört, war ihr aber bisher noch nicht vorgestellt worden. »Ich glaube, nicht alle hier haben meine neue Gehilfin bereits kennengelernt. Vielleicht sollten wir sie erst einmal vorstellen.«
»Was ist mit Jonokol geschehen?«, fragte der Zelandoni der Fünften Höhle.
»Er ist zur Neunzehnten Höhle gezogen«, erwiderte die Erste. »Die Weiße Grotte, die letztes Jahr entdeckt wurde, hat ihn fortgelockt. Er war schon immer eher Künstler als Gehilfe, doch jetzt nimmt er die Zelandonia ernst. Er will dafür sorgen, dass alles, was mit der neuen Grotte geschieht, angemessen ist ... nein, mehr als das. Er will, dass es richtig ist. Er hat den Ruf durch diese weiße Grotte erhalten, mehr als es jede Ausbildung hätte bewirken können.«
»Wo ist die Neunzehnte Höhle? Kommen sie dieses Jahr nicht?«
»Ich glaube schon, aber ist sind noch nicht eingetroffen«, erwiderte Die, Die Die Erste Ist. »Ich freue mich darauf, Jonokol wiederzusehen, ich vermisse sein Können, aber zum Glück hat Ayla eigene Fähigkeiten mitgebracht. Sie ist bereits eine erfahrene Heilerin und verfügt über sehr interessante Kenntnisse und Techniken. Ich bin sehr erfreut, dass sie mit ihrer Ausbildung begonnen hat. Ayla, würdest du bitte aufstehen, damit ich dich formell vorstellen kann?«
Ayla erhob sich und trat zu der Ersten, die wartete, bis alle zu ihnen schauten. »Darf ich euch Ayla von den Zelandonii vorstellen, Mutter von Jonayla, gesegnet von Doni, Gehilfin der Zelandoni der Neunten Höhle, der Ersten Unter Denen, Die Der Großen Erdmutter Dienen. Sie ist verbunden mit Jondalar, Sohn von Marthona, der ehemaligen Anführerin der Neunten Höhle, und Bruder von Joharran, dem jetzigen Anführer. Früher war sie eine Mamutoi vom Löwenlager der Mammutjäger, die fern im Osten leben, und eine Gehilfin von Mamut, der sie als Tochter des MammutHerdfeuers adoptierte, das deren Zelandonia ist. Außerdem wurde sie erwählt und körperlich gezeichnet vom Geist des Höhlenlöwen, ihrem Totem, und wird beschützt vom Geist des Höhlenbären. Sie ist die Freundin der Pferde Winnie, Renner und des Fohlens Grau sowie des vierbeinigen Jägers, den sie Wolf nennt.«
Ayla empfand Zelandonis Worte als sehr umfassende Wiedergabe ihrer Namen und Zugehörigkeiten, einschließlich der Erklärungen. Sie wusste nicht, ob sie tatsächlich eine Gehilfin von Mamut gewesen war, aber er hatte sie ans Herdfeuer des Mammut adoptiert und ausgebildet. Die Donier hatte nicht erwähnt, dass Ayla ebenfalls vom Clan adoptiert worden war, den die Zelandonii Flachschädel nannten. Der einzige Hinweis darauf war, dass sie vom Geist des Höhlenbären beschützt wurde. Ayla bezweifelte, ob Zelandoni vollständig begriff, dass sie damit eine von ihnen war, sie war Clan, zumindest bis Broud sie verstoßen, verflucht und zum Fortgehen gezwungen hatte.
Der Mann, der sich vorher geäußert hatte, trat zu Ayla und der Ersten. »Ich bin Zelandoni der Sechsundzwanzigsten Höhe, und im Namen von Doni heiße ich dich zu diesem Sommertreffen willkommen, dessen Gastgeber wir sind.« Er hielt ihr beide Hände hin.
Ayla ergriff sie. »Im Namen der Großen
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