Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen
speziellen Hütten untergebracht, während passende Männer für sie ausgewählt wurden. In der anderen Hütte wohnten die Frauen, die sich entschieden hatten, die roten Fransen zu tragen, um in diesem Sommer als Donii-Frauen zu dienen. Sie würden sich den jungen Männern zur Verfügung stellen, die einen Mannbarkeitsgürtel trugen, um sie in den Bedürfnissen einer Frau zu unterweisen.
Die Wonnen waren eine Gabe der Mutter, und die Zelandonia betrachteten es als eine heilige Pflicht, dafür zu sorgen, dass die erste Erfahrung junger Erwachsener angemessen und lehrreich war. Junge Frauen und junge Männer gleichermaßen sollten lernen, die Große Gabe der Mutter wertzuschätzen, und ältere, erfahrenere Menschen sollten sie vorführen und erklären, um die Gabe beim ersten Mal unter den diskreten, aber wachsamen Augen der Zelandonia mit ihnen zu teilen. Dieser Übergangsritus war so wichtig, dass man ihn nicht einer Zufallsbegegnung überlassen wollte.
Die beiden Nebenhütten wurden gut bewacht, da die meisten Männer sie beinahe unwiderstehlich fanden. Einige Männer konnten nicht einmal in die Richtung der Hütten schauen, ohne erregt zu werden. Männer, vor allem junge, die ihre Mannbarkeitsriten bereits hinter sich hatten, aber noch nicht verbunden waren, versuchten hineinzuspähen und sich manchmal in die Hütte der jungen Frauen zu schleichen, und auch einige ältere Männer trieben sich gerne in der Nähe herum in der Hoffnung, einen Blick zu erhaschen. Fast jeder verfügbare Mann wünschte sich, für die Ersten Riten einer jungen Frau ausgewählt zu werden, wenngleich damit auch eine gewisse Beklommenheit verbunden war. Sie wussten, sie würden beobachtet werden, und fürchteten, ihre Sache vielleicht nicht gut genug zu machen, doch es verschaffte ihnen auch ein besonderes Gefühl der Befriedigung, wenn es ihnen gelungen war. Die meisten Männer hatten aufregende Erinnerungen an ihre DoniiFrauen, als sie zum Mann wurden.
Aber allen, die mit der wichtigen Aufgabe betraut wurden, die von der Mutter erhaltene Gabe der Wonnen zu teilen und zu lehren, wurden auch Beschränkungen auferlegt. Weder die auserwählten Männer noch die Donii-Frauen durften im gesamten Jahr nach der Zeremonie eine engere Verbindung mit den Jüngeren eingehen. Diese galten als leicht zu beeinflussen und zu verletzlich, und das nicht ohne Grund. Es war nicht ungewöhnlich für eine junge Frau, die eine angenehme erste Erfahrung mit einem älteren Mann gemacht hatte, dass sie diese wiederholen wollte, obwohl es verboten war. Nach den Ersten Riten konnte sie jeden anderen Mann haben, den sie wollte - und der sie auch wollte -, doch das machte den ersten Partner umso anziehender. Jondalar war oft auserwählt worden, bevor er auf seine Große Reise ging, und er hatte gelernt, den manchmal recht zudringlichen jungen Frauen, mit denen er ein liebevolles zeremonielles Erlebnis geteilt hatte, aus dem Weg zu gehen, wenn sie versuchten, ihn allein zu erwischen. Aber für die Männer war es in gewissem Sinne leichter. Für sie war es ein einmaliges Ereignis, eine Nacht besonderer Wonnen.
Von den Donii-Frauen wurde erwartet, dass sie den ganzen Sommer oder länger zur Verfügung standen, vor allem, wenn sie Gehilfinnen waren. Junge Männer hatten einen ständigen Drang, und es dauerte eine Weile, bis sie begriffen, dass die Frauen andere Bedürfnisse hatten und auf verschiedene Weise zu befriedigen waren. Aber von den DoniiFrauen wurde verlangt, dafür zu sorgen, dass die jungen Männer keine dauerhafte Bindung zu ihnen entwickelten, was manchmal schwierig war.
Jondalars Donii-Frau war die Erste, als sie noch den Namen Zolena trug, und sie hatte ihn gut unterrichtet. Später, nachdem er mehrere Jahre bei Dalanar verbracht hatte und in die Neunte Höhle zurückkehrte, war er oft erwählt worden. In der Zeit seiner Mannbarkeit hatte er sich jedoch so sehr in Zolena verliebt, dass er keine der anderen DoniiFrauen haben wollte. Mehr noch, er wollte sie zu seiner Gefährtin machen, trotz des Altersunterschieds. Die Schwierigkeit bestand darin, dass auch sie starke Gefühle für den hochgewachsenen, gut aussehenden, äußerst charismatischen jungen Mann mit dem hellblonden Haar und den ungewöhnlich strahlenden blauen Augen entwickelte, und das hatte für sie beide Probleme mit sich gebracht.
Als sie Manvelars Hütte erreichten, klopften sie auf die Holzverkleidung am Eingang und verkündeten mit lauter Stimme, wer sie waren. Er bat sie, hereinzukommen.
Weitere Kostenlose Bücher