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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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Wölfen und anderen Fleischfressern wäre das Wissen angeboren, wie sie ihre Beute jagen und töten mussten, aber Ayla wusste es besser. Nachdem sie die Benutzung der Steinschleuder gemeistert und heimlich damit geübt hatte, wollte sie den nächsten Schritt tun und richtig damit jagen, obwohl die Jagd den Frauen des Clans verboten war. Viele Fleischfresser stahlen Fleisch von Bruns Clan, kleinere Fleischfresser wie Marder, Hermeline und andere Wiesel, kleine Wildkatzen, Füchse und mittelgroße Jäger wie Vielfraße, Luchse, Wölfe und Hyänen. Ihre Entscheidung, sich dem Tabu des Clans zu widersetzen, rechtfertigte Ayla damit, dass sie nur Fleischfresser jagen würde, Tiere, die dem Clan schadeten. Das Jagen der als Nahrung verwendeten Tiere würde sie den Männern überlassen. So war es ihr gelungen, sich nicht nur als Jägerin hervorzutun, sondern sie hatte auch noch viel über die von ihr gewählte Beute gelernt. In den ersten paar Jahren beobachtete sie die Tiere nur, bis es ihr gelang, das erste zu töten. Daher wusste sie, dass der Jagdtrieb bei Fleischfressern zwar stark ausgeprägt war, aber sie mussten das Jagen alle auf die eine oder andere Weise von den Älteren lernen. Wölfe wurden nicht mit dem Wissen geboren, wie man jagt, die Jungen mussten es von ihrem Rudel lernen.
Ayla wurde wieder in Galliadals Erzählung hineingezogen. »Der Geschmack von warmem Blut in seiner Kehle war köstlich, und Wolafon verschlang das Kaninchen gierig. Er ging zum Fluss zurück, trank erneut und wusch sich das Blut aus dem Fell. Dann suchte er sich schnüffelnd einen sicheren Platz, rollte sich darauf zusammen, bedeckte das Gesicht mit seiner Rute und schlief ein. Als er aufwachte, war es dunkel, doch er konnte bei Nacht besser sehen als je zuvor. Er räkelte sich, hob das Bein und bespritzte einen Busch. Dann ging er wieder auf die Jagd.« Der junge Mann auf dem Podest gab sich alle Mühe, einen Wolf nachzuahmen, und als er das Bein hob, lachte das Publikum.
»Wolafon lebte in der Felsnische, die von der alten Frau verlassen worden war, jagte für sich und genoss es, doch nach einer Weile wurde er einsam. Der Junge war zum Wolf geworden, aber immer noch ein Junge, und überlegte sich, nach Hause zurückzukehren, um seine Mutter wiederzusehen und die reizvolle junge Frau aus dem Süden. Er machte sich auf den Weg zur Höhle seiner Mutter und rannte mit der Leichtigkeit eines Wolfs. Als er ein Rehkitz sah, das sich von seinem Muttertier entfernt hatte, fiel ihm ein, dass das Mädchen aus dem Süden gerne Fleisch aß, und er beschloss, das Kitz zu jagen und ihr zu bringen.
Als sich Wolafon näherte, sahen die Menschen ihn kommen und fürchteten sich. Sie fragten sich, warum der Wolf ein Rehkitz zu ihrer Wohnstätte schleppte. Er sah die hübsche junge Frau, ohne den hochgewachsenen, gut aussehenden blonden Mann neben ihr zu bemerken, der eine neuartige Waffe in der Hand hielt, mit der er Speere viel weiter und schneller schleudern konnte. Doch als der Mann den Speer einlegte, zerrte Wolafon seine Beute zu der Frau und ließ sie ihr vor die Füße fallen. Dann setzte er sich auf die Hinterpfoten und blickte zu ihr auf. Er versuchte ihr zu sagen, dass er sie liebte, aber Wolafon konnte nicht mehr sprechen. Er konnte seine Liebe nur durch seine Taten und Blicke zeigen, und es war offensichtlich, dass er ein Wolf war, der eine Frau liebte.«
Alle Zuhörer drehten sich zu Ayla und dem Wolf zu ihren Füßen um. Die meisten lächelten, einige begannen zu lachen, andere schlugen sich begeistert auf die Knie. Obwohl Galliadal nicht vorgehabt hatte, die Geschichte so zu beenden, erkannte er an der Reaktion der Zuhörer, dass es ein guter Zeitpunkt war, aufzuhören.
Ayla machte es verlegen, im Mittelpunkt zu stehen, und sie schaute zu Jondalar. Auch er lächelte und schlug sich auf die Knie.
»Das war eine gute Geschichte«, meinte er. »Aber nichts davon ist wahr.«
»Einiges schon.« Jondalar blickte auf den Wolf hinunter, der nun wachsam und in beschützender Haltung vor Ayla stand. »Das da ist ein Wolf, der eine Frau liebt.«
Sie streichelte das Tier. »Ja, da magst du Recht haben.«
»Die meisten Geschichten der Geschichtenerzähler sind nicht wahr, enthalten aber oft ein Körnchen Wahrheit oder befriedigen den Wunsch nach einer Antwort. Du musst zugeben, dass es eine gute Geschichte ist. Und wenn jemand nicht weiß, dass du Wolf als sehr jungen Welpen allein in seinem Bau gefunden hast, ohne Mutter, ohne Geschwister, ohne

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