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Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen

Titel: Zyklus der Erdenkinder 06 - Ayla und das Lied der Höhlen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jean M. Auel
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nicht geübt, nicht wahr? Und nur, weil du dich für eine junge Frau interessierst, möchtest du plötzlich ein guter Jäger sein, stimmt's?<« Die Stimme, die Galliadal der alten Zelandoni verlieh, klang eindeutig tadelnd.
»>Ich glaube schon.<« Der junge Mann blickte noch beschämter. »>Aber ich bete sie an.<«
»>Du musst dir stets verdienen, was du bekommst. Wenn du dir nicht die Mühe machen willst zu üben, musst du auf andere Weise für die Fähigkeit bezahlen. Entweder gibst du dir Mühe zu üben, oder du gibst etwas anderes her. Was willst du hergeben?<, fragte die alte Frau.
>Ich gebe alles!<« Das Publikum stöhnte auf, denn das war die falsche Antwort.
»>Du könntest dir immer noch die Zeit nehmen, zu üben und das Jagen zu erlernen<, sagte die alte Zelandoni.
>Aber sie wird nicht warten wollen, bis ich gelernt habe, gut zu jagen. Ich bete sie an. Ich möchte ihr nur Fleisch bringen, damit sie mich liebt. Ich wünschte, ich hätte von Geburt an gewusst, wie man jagt.<«
Plötzlich nahmen die Zuhörer und die Darsteller auf dem erhöhten Podest eine Bewegung in ihrer Mitte wahr.
    W olf schlüpfte durch die Menge, streifte hier und da ein Bein, war aber fort, bevor man sah, was einen da berührt hatte. Obwohl die meisten ihn kannten, waren sie immer noch überrascht und schnappten nach Luft oder schrien erschrocken auf, wenn sie ihn bemerkten. Er überrumpelte sogar Ayla, als er unerwartet erschien, sich vor sie setzte und zu ihr aufsah. Levela erschrak, weil er so schnell aufgetaucht war, hatte aber keine Angst.
    »Wolf! Du warst den ganzen Tag fort. Ich hatte mich schon gefragt, wo du bist. Hast wahrscheinlich das ganze Gelände erforscht, nehme ich an.« Ayla zauste ihn am Nackenfell und kraulte ihn hinter den Ohren. Er streckte die Schnauze vor, leckte ihr Hals und Kinn ab, legte dann den Kopf in ihren Schoß und genoss anscheinend ihr Streicheln und Kraulen. Als sie aufhörte, rollte er sich vor ihr zusammen, den Kopf auf den Pfoten, entspannt, aber wachsam.
    Galliadal und die anderen auf dem Podest hatten alles beobachtet, dann lächelte der Mann. »Unser ungewöhnlicher Besucher hätte zu keinem passenderen Zeitpunkt in der Geschichte auftauchen können«, sagte er. Dann fuhr er im entsprechenden Tonfall mit der Erzählung fort.
    »>Ist es das, was du willst? Der geborene Jäger zu sein?<, fragte die alte Zelandoni.
>Ja! Genau das. Ich möchte ein geborener Jäger sein<, erwiderte Wolafon.
>Dann komm in meine Felsnische<, sagte die alte Frau.«
Die Geschichte war nicht mehr humorvoll, sondern hatte einen unheilverkündenden Unterton angenommen.
»Kaum hatte Wolafon die Höhle betreten, da wurde er sehr müde. Er setzte sich auf einen Stapel Wolfsfelle und schlief sofort ein. Als er schließlich erwachte, war ihm, als hätte er lange geschlafen, aber er wusste nicht, wie lange. Die Felsnische war leer, und nichts deutete darauf hin, dass sie je bewohnt gewesen war. Schnell rannte er nach draußen.« Der junge Mann auf dem Podest lief auf Händen und Füßen aus einer imaginären Felsnische.
»Die Sonne schien, und er hatte Durst. Als er zum Fluss lief, stellte er etwas Merkwürdiges fest. Zum einen sah er alles aus einem anderen Blickwinkel, als wäre er näher am Boden. Als er das Flussufer erreichte, spürte er das kalte Wasser an den Füßen, als trüge er keine Füßlinge. Er schaute nach unten und sah überhaupt keine Füße. Er sah Pfoten, die Pfoten eines Wolfs.
Zuerst war er verwirrt. Dann begriff er, was passiert war. Die alte Zelandoni hatte ihm genau das gegeben, worum er sie gebeten hatte. Er wollte der geborene Jäger sein, und nun war er einer. Er war zum Wolf geworden. Das hatte er nicht gemeint, als er darum bat, ein guter Jäger zu sein, doch nun war es zu spät.
Wolafon war so traurig, dass er weinen wollte, hatte aber keine Tränen. Er wartete am Flussufer und begann in der Stille, den Wald auf andere Art wahrzunehmen. Er konnte Dinge hören, die er nie zuvor gehört hatte, und Dinge riechen, deren Vorhandensein er nie geahnt hatte. Er nahm den Geruch vieler Dinge auf, vor allem von Tieren, und als er sich auf ein großes Kaninchen konzentrierte, merkte er, dass er Hunger hatte. Aber jetzt wusste er genau, was zu tun war. Leise und langsam schlich er sich an das Tier an. Obwohl das Kaninchen sehr flink war und Haken schlagen konnte, sah der Wolf die Bewegungen voraus und erwischte es.«
Bei diesem Teil der Geschichte lächelte Ayla in sich hinein. Die meisten Menschen glaubten,

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