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Titel: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Pan
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Tanzunterricht wieder aufnehmen, als Gegenleistung für ihre berufliche Mitarbeit in der väterlichen Firma. So erhält sie von 1921 bis 1923 eine erstklassige Ausbildung im klassischen und modernen Tanz, u. a. bei Mary Wigman in Dresden.
    Ihre Beziehungen zu Männern beginnen mit einer kurzen Affäre mit dem Berliner Tennischampion und Frauenschwarm Otto Froitzheim. Ihn hat sie sich kühl für ihre Defloration ausgesucht, die dann kurz und ernüchternd in seiner Wohnung im Herbst 1923 vollzogen wird. Ein halbes Jahr später sind beide verlobt, zwei Jahre später, nach einer ziemlich freudlosen Beziehung, wieder entlobt. Beides, die Erfahrung der bedrückenden Ehe ihrer Eltern wie die abschreckende Beziehung zu Otto Froitzheim, führt dazu, daß sie sich zunächst auf ihre beruflichen Ziele konzentriert. Dabei hilft ihr der jüdische Bankier Harry Sokal, den sie im Sommerurlaub 1923 kennenlernt. Der vier Jahre ältere Mann verliebt sich heftig in sie und wird von diesem Zeitpunkt zunächst ihr Liebhaber, später ihr gutmütiger, fast väterlicher, vor allem aber finanzieller Förderer.
    Ihr erster öffentlicher Auftritt in Berlin im Oktober 1923 wird aber noch von ihrem Vater finanziert: »Dieses Mal hatte ich meinem Vater zu beweisen, daß es keinen anderen Weg für mich gab. Ich mußte ihn überzeugen, erobern und besiegen – endgültig, und darum war mir, als tanzte ich nur für ihn. Ich verausgabte mich völlig, als ob es um Leben oder Sterben ginge«, vertraut sie ihrem Tagebuch an (Riefenstahl, 1990, S. 62). Und es gelingt, die Berliner Presse feiert enthusiastisch die Geburt eines neuen Tanzstars. In den folgenden acht Monaten absolviert sie rund siebzig Auftritte, darunter Gastspiele in Dresden, München, Frankfurt, Köln, Zürich, Innsbruck und Prag. Dort aber zieht sie sich bei einem Sprung auf der Bühne eine Knieverletzung zu, die das schnelle Ende ihrer Karriere als Tänzerin bedeutet.
    Ein Film aus einem spezifisch deutschen Genre – der Bergfilm Berg des Schicksals – gibt ihrem Leben wieder eine neue Wendung. Sie ruft den Regisseur des Films, Dr. Arnold Fanck, an und bittet ihn um ein Gespräch, in dem sie sich als seine neue Hauptdarstellerin anbietet. Obwohl der Bergfilm bis dahin als reine Männerdomäne gegolten hatte, engagiert er die junge Tänzerin. Vermutlich spielt dabei auch die finanzielle Unterstützung durch Harry Sokal eine Rolle: Dieser beteiligt sich mit 25% an den Produktionskosten des Films. Der Film wird ein Riesenerfolg und markiert zugleich den Beginn der neuen Karriere Leni Riefenstahls als Schauspielerin. In den fünf folgenden Filmen Fancks – allesamt im Bergmilieu angesiedelt – ist sie immer die bergsteigende und skifahrende Hauptdarstellerin. »Sportschauspielerin« wird sie deswegen von der Presse genannt.
    Obwohl sie zusammen mit Marlene Dietrich national wie international als einer der weiblichen Stars der Weimarer Republik gilt, sind ihre schauspielerischen Mittel begrenzt. So ist es nur folgerichtig, daß sie 1931 eine eigene Produktionsfirma gründet und – als eine der ersten Frauen in Deutschland – ihren ersten Film Das blaue Licht selbst produziert. Er wird im März 1932 im Ufa-Palast am Zoo erstmals aufgeführt. Das nationale Echo ist zwiespältig, überschwengliches Lob, aber auch sehr harsche Kritik. Von Kitsch, Stillosigkeit und flacher Mystik ist die Rede. International erlebt der Film eine sehr viel positivere Aufnahme. Die scharfe nationale Kritik – sie hält es für »jüdische Kritik« – ist es angeblich, die Leni Riefenstahl für das Gedankengut der Nationalsozialisten empfänglich macht.
    Und dann: Hitler. Ihn sieht sie zum ersten Mal am 27. Februar 1932, bei einer Veranstaltung der NSDAP im Berliner Sportpalast. Marschmusik, Sprechchöre und rund 25.000 Menschen bringen sie in die nötige Stimmung, bis er gegen 22.00 Uhr endlich erscheint: »Mir war, als ob sich die Erdoberfläche vor mir ausbreitete – wie eine Halbkugel, die sich plötzlich in der Mitte spaltet, aus der ein ungeheurer Wasserstrahl herausgeschleudert wurde, so gewaltig, daß er den Himmel berührte und die Erde erschütterte. Ich war wie gelähmt« (Riefenstahl, 1990, S. 152). Drei Monate danach schreibt sie ihm einen Brief, in dem sie ihn um ein persönliches Treffen bittet. Zu ihrer Überraschung schreibt er zurück und lädt zu einem Treffen am 22. und 23. Mai 1932 in Wilhelmshaven ein. Angeblich sind sie sich vom ersten Moment an sympathisch. »Wenn wir einmal an die

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