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Titel: Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Pan
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sweetheart« Mary Pickford über die erste femme fatale der Filmgeschichte, Theda Bara, oder »die Göttliche« Greta Garbo zum »Latin lover« Rudolpho Valentino in den USA, vom Stummfilmstar Asta Nielsen über Lilian Harvey zum »blonden Hans« Albers in Deutschland.
    Noch einmal: Warum gerade Marlene Dietrich und Leni Riefenstahl? Die Antwort liegt zum einen in der überraschenden zeitlichen und sozialen Nähe zwischen beiden. Sie sind in einem ähnlichen soziokulturellen Kontext aufgewachsen und haben beide – national wie international – fast ihr ganzes Leben als herausragende Galionsfiguren der Unterhaltungsindustrie gewirkt. Darüber hinaus aber haben beide nachhaltiger als die meisten anderen Stars die Ära des Films verlassen und sich politisch betätigt. Trotz des ähnlichen Hintergrunds engagierte sich die Dietrich gegen, die Riefenstahl für Hitler und den Faschismus. Das ist erklärungsbedürftig. Hat beides womöglich etwas mit der histrionischen Persönlichkeitsstruktur zu tun? Aber gravierender ist dies: Wenn sich Stars gesellschaftspolitisch engagieren, welche Risiken sind eigentlich damit verbunden? Beide Fragen sollen zunächst exemplarisch, an den beiden »Lenis«, in den folgenden Kapiteln systematisch, am Verhältnis von Star und Fan, untersucht werden.
    Zuerst also Marlene Dietrich: Sie kommt am 27. Dezember 1901 in Berlin-Schöneberg als zweite Tochter eines Berliner Polizeileutnants zur Welt, der eine Frau aus einer wohlhabenden Berliner Uhrmacher- und Juweliersfamilie geheiratet hatte. Er muß ein zwar fescher, aber sehr autoritärer Vater und Ehemann gewesen sein, der sich mehr für die Hausmädchen als für seine Frau interessierte (vgl. zum Folgenden Salber, 2001). Die Ehe der Eltern wird getrennt, noch bevor Leni, wie der Vater seine zweite Tochter nannte, eingeschult wird. Bereits 1907 stirbt Louis Erich Otto Dietrich, Leni ist gerade mal fünf Jahre alt. Die Mutter führt danach ein strenges Regiment, will sie doch den auch bei ihren Töchtern befürchteten Leichtsinn des väterlichen Schwerenöters ausgleichen. 1914 zieht die Familie nach Dessau, wo die Mutter Haushälterin des Hauptmanns Eduard von Losch wird. Ihn bezeichnet Marlene in ihren Tagebüchern als Vater. 1916 wird er an der Ostfront verwundet, die Mutter besucht ihn im Lazarett und heiratet ihn dort. Wenig später stirbt er, Marlene hat mit 15 Jahren zum zweiten Mal ihren Vater verloren. Ab Frühjahr 1917 lebt die Familie wieder in Berlin, ab jetzt jedoch unter dem Namen von Losch.
    Marlene fühlt sich jetzt in ihrer kleinen Familie in eine Außenseiterrolle gedrängt, obwohl sie sich nach Kräften bemüht, der strengen Erziehung der Mutter gerecht zu werden. Sie sucht den Ausgleich in Schwärmereien und Verliebtheiten. Schließlich schickt die Mutter sie 1919 in ein Pensionat nach Weimar, wo sie sich an der Musikhochschule im Fach Violine einschreibt. Sie nimmt Privatunterricht bei einem Professor, dessen Geliebte sie für kurze Zeit wird, bis die Mutter sie entsetzt wieder nach Berlin holt. Mit dem Traum von der gefeierten Geigensolistin ist es jedoch bald vorbei: Ein überstrapaziertes Handgelenk setzt der Ausbildung ein Ende.
    Inzwischen aber haben in Berlin die wilden 20er Jahre begonnen, in denen auch Marlene in Tanzgruppen und als Model den Auftritt auf der Bühne sucht. Ihre Freunde nennen sie alsbald das »Girl vom Kurfürstendamm«. Schließlich nimmt sie Schauspielunterricht, lernt Fechten, Gymnastik, Englisch und Gesang. Dies alles verhilft ihr zwischen 1922 und 1929 zu kleinen Rollen in 26 Theaterstücken. Die Vermittlung eines Onkels führt endlich auch zu einer ersten Rolle in einem Film.
    Sie lernt und genießt, sich auch außerhalb ihrer Arbeit in Szene zu setzen, so trägt sie häufig ein transparentes Kleid, dazu das Monokel ihres Vaters, manchmal auch eine Boa, einen roten Fuchspelz oder ein Wolfsfell. Man beginnt in Berlin, auf das »Girl vom Kurfürstendamm« aufmerksam zu werden.
    Schon bei ihrem zweiten Film verliebt sie sich passenderweise in den Aufnahmeleiter Rudolf Sieber, den sie am 17. Mai 1923 im Alter von 21 Jahren heiratet. Bald darauf wird sie schwanger, im Dezember 1924 kommt ihre Tochter Maria Elisabeth zur Welt. Die erotische Beziehung zwischen den Eheleuten kühlt ab: Sie nennt ihn »Papa« oder »Papilein«, er sucht sein Glück in neuen Liebschaften. Dennoch bleibt die Ehe der beiden stabil, er wird nach und nach zu ihrem Berater und Manager. Nun beginnt ihre Karriere zu

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