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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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die Stelle, an der sie mich vermuteten.
    Wie in der Nacht zog ich mich einige Fuß vom Klippenrand zurück und ließ sie ihre Ehrensalven verschießen. Rago tätschelte die Gewehre, zeigte die Zähne und sagte immer wieder: »Sir, du sie alle tot — tot — bumm — bumm!«
    »Mach's halblang!« brummte ich.
    Als auf dem Schiff das Feuer eingestellt wurde, kroch ich wieder auf den Klippenrand zu. Ein paar Büschel Seegras, die dort standen, gaben Deckung genug.
    Man arbeitete wieder an Deck. Mit gekrümmten Rücken, scheue Blicke zur Klippe werfend, bemühten sich fünf Matrosen, ein Boot flottzumachen.
    Ich knöpfte mir einen vor. Die Gewehre waren sehr gut eingeschossen, und ich konnte es mir leisten, ihm die Kugel durch die Schulter zu jagen.
    Aus einem halben Dutzend Gewehren erhielt ich eine rasende Antwort. Sechs bis acht Mann mußten, die Kolben an den Schultern, in Deckung bereitstehen. Aber es nutzte nichts mehr. Wieder hatten sie eine Arbeitskraft verloren, und ich rechnete damit, daß es Flybert schwerfallen würde, seine Leute noch aus den Deckungen hinauszutreiben.
    Sie hörten mit dem Schießen auf. Ich kroch an meinen Beobachtungsposten zurück. Dann bellte unten ein einzelner Schuß auf, nicht aus einem Gewehr, sondern aus einem Revolver. Wenige Augenblicke später flog ein Körper in Lei nenjacke und -hose über Bord. Ich erkannte, daß es einer der Mischlingsmatrosen war. Sie mochten sich geweigert haben, wieder an Deck zu gehen, und Flybert hatte die Revolte brutal mit einem Revolverschuß unterdrückt.
    Aber ich sah noch etwas anderes. Große, spitze Dreiecke tauchten plötzlich aus dem Wasser auf, bewegten sich, die Wellen wie Pflüge durchschneidend, auf die Stelle zu, wo der Mann im Wasser versunken war, quirlten dort das Wasser zu Schaum. Ich sah riesige, schmutzig-weiße Leiber aufblitzen, einen großen Schwanz durch die Luft schlagen. Rago lag neben mir.
    »Haie!« sagte er mit seiner tiefen Eingeborenenstimme. »Sie kommen nur einmal im Jahr an die Küste von Panafarut, mal früher, mal später. Dieses Jahr sind sie früh.«
    Über dem ganzen Küstenstrich hing lähmend das Entsetzen. Ich wußte, auch die auf dem Schiff starrten jetzt auf das Schauspiel im Wasser.
    Es dauerte nicht lange. Das wilde Gequirle ebbte ab, nur eine schwache Rötung blieb, die langsam verlief; aber auch die Flossen, die spitzen dreieckigen Segel, blieben an der Oberfläche, zogen in engen Kreisen um das Schiff.
    Es wurde Mittag, ohne daß etwas geschah. Vielleicht gab Hybert es jetzt doch auf, beeilte sich, die Reparatur zu beenden und abzudampfen.
    Gegen drei Uhr aber kam wieder Leben in die Besatzung der ›Flyer‹. Ich merkte es zuerst daran, daß ein großer Schrank aus der Kapitänskajüte herausgeschoben wurde. Die, die ihn schoben, achteten darauf, hinter ihm zu bleiben. Sie bugsierten ihn zum Achterdeck. Der Schrank blieb nicht das einzige Teil, das sie dorthin trugen. Ich begriff, sie bauten eine Art Schutzwall, hinter dem sie vor meinen Kugeln sicher waren, und sie sicherten das Achterdeck ab, um die Taucherarbeiten wiederaufnehmen zu können.
    Ich vergnügte mich damit, die Arbeiten ein wenig zu stören. Ich feuerte dazwischen, und sie beantworteten jeden Schuß von mir mit zwei Dutzend aus ihren Gewehren. Sie waren sehr vorsichtig. Ich traf niemanden. Dabei fragte ich mich, wie sie beim Tauchen mit den Haien fertig werden wollten.
    Unter dem Geschieße ging der Nachmittag hin, aber ich konnte nicht verhindern, daß sie auf dem Achterdeck eine Wand aus allen nur denkbaren Gegenständen aufbauten, die mir die Einsicht nahm. Außerdem wurde es Zeit, daß ich mit meinen Kugeln zu sparen begann. Ich hatte nur noch sieben Schuß.
    Unablässig kreisten die ganze Zeit über die Dreiecke um die ›Flyer‹. Und jetzt, nachdem sie ihr Hinterdeck gesichert hatten, bot Flybert mir ein Schauspiel, das großartig war und mir einige Achtung abnötigte. Er ließ Dynamitpatronen ins Wasser werfen, um die Haie zu verscheuchen.
    Bald links, bald rechts, stieg unter donnerndem Krachen eine Wasserfontäne an den Flanken der Yacht hoch. Die Kreise, die die Dreiecke um das Schiff zogen, wurden weiter und weiter. Schließlich verschwanden die unheimlichen Flossen ganz.
    Einer, dem eine Detonation die Schwimmblase zerrissen hatte, schwamm, den Bauch nach oben, inmitten einer Unzahl kleinerer getöteter Fische. Er war ein beachtlicher Bursche von vielleicht vierzehn Fuß Länge. Sein tief gespaltenes Maul stand zwei Handbreit

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