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0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai

Titel: 0001 - Ich jagte den Diamanten-Hai
Autoren: Delfried Kaufmann
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weit von mir sah ich Flybert, Creoly und Kapitän Bread zwischen ihren Leuten stehen.
    Man warf dem Mann, der immer noch unten im Wasser schrie, einen Rettungsring am Seil zu, zog ihn an Bord. Keine fünf Minuten später stand er triefend in der Gruppe. Von allen Seiten wurde auf ihn eingeredet, bis Flybert schließlich ›Ruhe‹ brüllte.
    Es wurde still. »Erzähle!« herrschte er den Mann an.
    Dem zitterten nicht nur die Knie. Stotternd brachte er hervor: »Ich wollte eben die Jakobsleiter einziehen, blickte vorher über Bord, da hing er direkt unter mir. Er packte mich, bevor ich eine Gegenbewegung machen konnte und zog mich mit 'runter.«
    »Er stürzte also mit dir ins Wasser?« vergewisserte sich Flybert.
    Der Mann zögerte einen Augenblick, dann antwortete er: »Ja, natürlich, er riß mich mit!«
    Ich grinste in meinem Versteck. Der Bursche glaubte, ich sei mit ihm über Bord gegangen. Das war gut.
    Flybert schrie die Umstehenden an: »An eure Plätze! Habt ihr den Anker noch nicht oben? Bread, geben Sie Befehl an den Maschinenraum! Wir hauen sofort ab!«
    Ich hörte die Nervosität in seiner Stimme flackern.
    Die Männer trollten sich. Flybert und Creoly gingen mit dem Kapitän auf die Kommandobrücke. Der Koch war einer der letzten, der zu seiner Kombüse trottete. Er war ein feister Mischling mit chinesischem Einschlag. Als er die Klinke faßte und die Tür hinter sich zuziehen wollte, sprang ich hinter ihn, stieß in seinen Rücken, daß er quer durch die Kombüse gegen sein Topfregal sauste. Die Töpfe prasselten auf ihn hinunter. Bevor er sich von seinem Schreck erholt hatte, stand ich in der Kombüse und zog die Tür hinter mir zu.
    Die Kochkombüse ist auf den Schiffen für die Mannschaft ›verbotenes Gebiet‹. Man will damit verhindern, daß sie den Koch um Rum anbettelt oder bestiehlt. Ich war hier in ziemlicher Sicherheit, wenn natürlich auch der Kapitän, Flybert oder Creoly jederzeit hier auftauchen konnten. Ich zog die Vorhänge vor die Bullaugen zum Deck hin zu und beschäftigte mich dann mit dem Koch.
    Er raffte sich eben aus seinen Töpfen hoch. Ich stand nur und sah ihn an. Er bekam Kniezittern und war keines Wortes fähig.
    »Na«, sagte ich, »was gibt es heute zum Abendbrot?«
    Er schluckte, dann winselte er: »Bohnen und Speck.«
    »Schön«, sagte ich, »darauf hätte ich auch einmal Appetit, aber leider habe ich keine Zeit. Zieh dich aus!«
    Er starrte mich verständnislos aus seinen geschlitzten Augen an.
    »Runter mit deinen Klamotten!« wiederholte ich. »Du sollst aus deinen Kleidern steigen!«
    Er knöpfte mit bebenden Fingern seine Leinenjacke auf, streifte sie ab, stieg aus den Hosen und stand in leicht schwärzlichem Unterzeug da.
    »Okay«, sagte ich. »Gib es her!«
    Er warf mir die Kleidungsstücke zu, und ich zog sie mit einiger Überwindung an.
    In diesem Augenblick ging ein Zittern durch das Schiff. Das Stampfen der Maschine, das überall zu spüren war, veränderte seinen Rhythmus. Die ›Flyer‹ fuhr.
    Ich rieb mir den Schädel. Wenn sie zu weit vom Ufer fort war, bevor ich die Maschine zum Stillstand brachte, konnte es bitter für mich werden. Wenn ich mir auch eine Schwimmtour von vier oder fünf Stunden zutraute, der Henker mochte wissen, wie die Meeresströmungen vor der Insel liefen. Wenn es der Teufel wollte, wurde ich trotz aller Bewegungen und Anstrengungen statt zur Insel hin immer weiter von ihr fortgetragen.
    Ich stieg eilig in die Hosen des Koches. Dann ging ich auf ihn zu. Er kroch vor mir geradezu in sein Regal hinein.
    Ich fesselte und knebelte ihn und ließ ihn zu Boden gleiten. Dann löschte ich das Licht, schloß die Kombüsentür von außen ab und warf den Schlüssel über Bord.
    Die ›Flyer‹ machte bereits beachtliche Fahrt. Ich hörte das Rauschen der Bugwelle. An Steuerbord glitten einige Lichter vorüber. Vielleicht waren es die Eingeborenen auf Fischfang, vielleicht auch die Lichter des Hafens von Panafarut.
    Das Deck der Yacht war für meinen Geschmack reichlich beleuchtet, wenn auch die Aufbauten schwere Schlagschatten warfen.
    Oben, hinter dem Glas der Kommandobrücke, sah ich das bärtige Gesicht Kapitän Breads und daneben die hagere Maske Flyberts, beschattet von dem ewigen Panamahut.
    Ich stieß an eine Werkzeugkiste, hob sie auf und stellte sie mir auf den Kopf, wie viele Eingeborene und oft auch die Mischlinge ihre Lasten tragen.
    Den Weg zur Maschinenraumluke kannte ich. Ich steuerte sie geradewegs an und brachte es fertig,
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