0001 - Im Nachtclub der Vampire
nach hinten gekämmt war. Die Hände waren groß wie Bratpfannen, und die Dicke der Arme konnte man schon mit kleinen Baumstämmen vergleichen.
»Hau ab, du Pinscher«, sagte der linkeder beiden Schläger, »sonst machen wir Hackfleisch aus dir und treten dich in einen Eimer.«
»Sorry«, antwortete John gelassen, »aber ich habe mit Mr. Hendricks zu reden.«
»Gehen Sie lieber!« stöhnte Hendricks vom Boden her, »die machen keine Scherze.«
John wurde es zu bunt. »Ich auch nicht«, erwiderte er scharf. »Schätze, meine Kollegen vom Revier werden sich bestimmt für euch interessieren.«
Die beiden Schläger hörten John nicht zu. Der linke von ihnen walzte vor. Die Fußbodendielen vibrierten unter seinen Schritten. Seine Rechte kam mit der Wucht eines Dampfhammers. Aber es war ein viel zu weit hervorgeholter Schlag.
John stoppte ihn mit einem gezielten Karatehieb.
Es war ein Schlag, den nur wenige beherrschten. Das Muskelpaket hatte ihn voll nehmen müssen, verdrehte die Augen, begann plötzlich zu zittern und fiel um wie ein nasser Sack.
John hatte bewußt so reagiert. Er konnte sich auf keine ausgiebige Schlägerei einlassen. Dabei hätte er wahrscheinlich den kürzeren gezogen. Bei solchen Typen mußte man hart und konsequent sein.
Schläger Nummer zwei lief rot an vor Wut. Dann holte er einen Totschläger hervor. Es war ein Bleirohr, mit dem man einem Elefanten den Schädel einschlagen konnte.
John hatte keine Lust, mit einem Dickhäuter verwechselt zu werden.
»Jetzt bist du dran«, versprach der Schläger.
In der nächsten Sekunde blickte er in die Mündung einer Beretta. John hatte die Waffe blitzschnell gezogen.
»Tatsächlich?« fragte er sanft.
Der Schläger blieb stehen. Sein Blick schien sich an der Beretta-Mündung festzusaugen.
»Umdrehen«, befahl John.
Der Typ zögerte.
»Mach schon, verdammt!«
Da schwang der Schläger herum. Tapsig wie ein Bär.
Mit zwei langen Schritten stand der Geisterjäger hinter dem Kerl. Er befand sich noch in der Drehung, als John Sinclair zuschlug. Genau dosiert krachte der Waffenlauf gegen die Schläfe des Schlägers, der daraufhin die Augen verdrehte und sich schlafen legte.
Wieder dröhnte es, als der Körper auf den Boden schlug.
John Sinclair ging zur Tür und winkte Marina Held ins Zimmer. »Kommen Sie, alles klar.«
Marina bekam große Augen, als sie die Kerle erblickte.
»Ich hatte vielleicht eine Angst«, flüsterte sie.
John lächelte beruhigend. »Halb so schlimm. Man muß den Typen nur mal zeigen, wer Herr im Haus ist. Was wollten sie eigentlich von Ihnen, Mr. Hendricks?«
Morton Hendricks hockte noch am Boden. Er hatte sich jetzt etwas aufgerichtet und seinen Rücken gegen die schmutzige Wand gelehnt. Die Hände hielt er auf den Leib gepreßt.
John sah sich den Mann an. Hendricks war ein Wrack. Gezeichnet und ausgelaugt vom Alkohol. Sein Gesicht war hager, die Augen lagen tief in den Höhlen. Sie hatten einen fiebrigen Glanz. Die Kleidung schlotterte an seinem Körper. Alte Hosenträger hielten die schmutzige Cordhose.
»Sie… sie wollten Geld«, sagte Hendricks.
»Und wofür?«
»Ich hatte mir mal was geliehen. Zehn Pfund. Fünfzehn sollte ich zurückzahlen.«
»Wo haben Sie sich das Geld geliehen?«
»Bei einem Verleiher.«
»Also Wucherer.«
Hendricks senkte den Kopf. »Was soll man machen? Ich bin ein armes Schwein und auf jeden Penny angewiesen.«
»Immerhin sind Sie Barbesitzer«, sagte John Sinclair.
Hendricks winkte ab. »Nein, nein, Mister. Nee, das schminken Sie sich mal ab.«
»Wieso? Gehört Ihnen die Bar nicht?«
»Mir?« Morton Hendricks tippte sich gegen die Brust und kicherte hohl. Dann hustete er trocken. »Mist«, keuchte er. »Irgendwann kriege ich noch die Schwindsucht. Wissen Sie, Mister, das mit der Bar war so. Da kam eines Tages ‘ne Puppe zu mir. Das heißt, ich habe sie getroffen. Im Regent Park. Ich saß dort auf einer Bank und ließ mich von der Sonne bescheinen. Wieso die Puppe mich ausgesucht hat, weiß ich nicht. Ist aber egal. Sie kam also an.« Hendricks hob den Kopf. Dann deutete er auf eine wacklige Kommode. »Da ist noch eine Flasche drin«, sagte er. »Geben Sie mir die.«
Marina zog die Tür der Kommode auf und holte eine Ginflasche heraus.
Marina warf dem Mann die Flasche zu. Er fing sie geschickt und routiniert auf. Den Korken zog er mit den Zähnen aus der Öffnung. Dann ließ er den billigen Gin in seine Kehle gluckern. »Auch einen Schluck?« fragte er.
Der Oberinspektor
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