0002 - Ich stellte die große Falle
’ne Harke ist.«
Er ging nicht darauf ein.
»Hau ab, so schnell du kannst, G-man«, setzte er seinen Sermon fort. »Ich will dich nicht in meiner Nähe, und du nützt dir selbst nicht, wenn du hier bleibst. Du findest keine Freunde in der Bowery.«
Ich spielte mit dem .38er. »Eines verstehe ich nicht, Shine«, sagte ich nachdenklich. »Wenn du deiner Sache so sicher bist, wenn du so genau weißt, daß ich dir nicht gefährlich werden kann, daß ich keine Zeugen gegen dich finde, warum willst du mich dann unbedingt aus der Bowery entfernen?«
Meine Frage verblüffte ihn für einen Augenblick. Dann antwortete er knapp: »Ich kann dich hier nicht brauchen. Verschwinde, oder wir machen dich fertig.«
Mir riß der Geduldsfaden. Ich trat hinter dem Schrank hervor und baute mich nahe vor Shine auf.
»Ich werde dir etwas sagen, großer Mann«, sagte ich. »Ich habe für dieses Zimmer fünfzehn Dollar bezahlt, und nach den Gesetzen des Staates habe ich damit das Hausrecht erworben. Ich kann jeden hinauswerfen, den ich hinauszuwerfen wünsche. Und dich werfe ich jetzt hinaus. Raus!«
Ich stieß ihn vor den Schlips, daß er gegen seine Leibwache torkelte.
»Raus!« befahl ich noch einmal und half mit einer Bewegung meiner Hand nach, in der ich den Revolver hielt.
Sie traten den Rückzug an. Keiner sagte etwas, aber Stenton Shine sah mich mit einem Blick an, der eindeutig war. Ich wartete, bis unten die Haustür hinter ihnen zuschlug, dann zog ich mich an und klingelte an der Nebentür bei Mr. Arruzzo. Es dauerte eine ganze Weile, bis er sich bequemte zu öffnen und seinen Kopf durch einen Türspalt steckte. Er war noch im Nachthemd.
»Ich glaube, Ihnen könnte man das Haus über dem Kopf abreißen, bevor Sie aus Ihrem gesunden Schlummer erwachen«, knurrte ich.
»Ich habe nichts gehört, Sir«, versicherte er in seinem schlechten Englisch. Das war natürlich Quatsch. Er hatte genau mitbekommen, was gespielt wurde, aber er hütete sich, sich einzumischen.
»Bestellen Sie einen Schreiner, der die Tür in Ordnung bringt«, sagte ich. »Ich bezahle es.«
Ich ging zur nächsten Telefonzelle und rief Robert Trown an. Seine verschlafene Stimme meldete sich.
»Hier ist Cotton, Trown. Wieviel Mumm haben Sie in den Knochen?«
»Wenn ich frisch aus dem Bett komme, noch nicht viel, aber sonst ’ne ganze Menge.« Der Junge war in Ordnung.
»Hören Sie, Trown, ich muß wissen, warum Stenton Shine so unruhig wird, wenn er einen G-man in seiner Nähe weiß. Können Sie das herausfinden?«
»Ich Kann’s versuchen, aber was erwarten Sie denn auch? Ein Mann, der so dunkle Geschäfte betreibt, lebt eben nicht gern auf Tuchfühlung mit einem Polizisten.«
»Nein, Trown, er muß einen besonderen Grund haben. Er weiß genau, daß ich seine üblichen Geschäfte nicht stören kann. Ein G-man in seiner Nachbarschaft, den er kennt, ist besser für ihn als einer, der als Milchmann auftritt. Ich bin sicher, normalerweise würde er meine Anwesenheit kaum zur Kenntnis nehmen, aber jetzt störe ich ihn. Er muß irgend etwas Vorhaben, bei dem er mich nicht brauchen kann.«
»Okay, ich werde mich auf die Socken machen. Rufen Sie mich heute abend an, aber spät. Vor Mitternacht werde ich sicherlich nichts in Erfahrung bringen können.«
Ich legte auf. Im Augenblick hatte ich nichts Besseres zu tun, als durch die Straßen zu bummeln. New York ist eine Stadt mit acht Millionen Einwohnern, aber ein Stadtteil, das ist nicht mehr als ein Dorf. Jeder Fremde fällt auf, und ich spürte es an den Blicken, die die Frauen mir zuwarfen, die in den Haustüren standen. Es gab in der 115. Straße keinen Menschen mehr, der nicht wußte, daß ich ein G-man war, und sie behandelten mich entsprechend: nämlich wie den letzten Dreck.
Als ich es leid war, mich mit Blicken anspucken zu lassen, fiel mir ein, ich könnte versuchen, ob ich bei den beiden anderen Großen des Boxgeschäftes, bei Lesby Firestone und John Goodman, mehr Glück hatte. Die Adressen hatte mir Trown gegeben. Beide wohnten ebenfalls im Bowery-Bezirk. Ich fuhr hin, zuerst zu Firestone und dann zu Goodman.
Nun, ich werde Sie mit der Schilderung leerer Gespräche zwischen einem Beamten des FBI und zwei Gangstern verschonen. Goodman sah aus wie ein Gummiball, und Firestone war ein erstaunlich jung wirkender Mann, obwohl er nahe der Fünfzig war. Er mußte einen ganzen Kosmetiksalon für sich allein beschäftigen.
Wie immer sie aussahen, für mich war bitter, daß beide sich kein Theater
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