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0002 - Ich stellte die große Falle

0002 - Ich stellte die große Falle

Titel: 0002 - Ich stellte die große Falle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wandte mich dem jungen Schwarzen zu.
    »Daß Shine ein Ganove ist, steht so fest wie das Empire State Building. Und daß er dich auspressen wird, sobald du etwas im Ring geworden bist, steht fest wie die Freiheitsstatue. Besser, du rückst raus mit dem, was du über ihn weißt, und versuchst dann, auf saubere Art deinen Weg zu machen.«
    Er druckste noch herum. Schon wieder ging die Tür auf, und der Wirt kam mit dem Bier herein.
    Später habe ich mir überlegt, daß es mir hätte auffallen müssen, daß er nicht nach der Art solcher Kneipenwirte das Glas von der Kante aus einfach über den Tisch schob. Er aber kam um den ganzen Tisch herum und trat hinter mich.
    »Also«, ermunterte ich Tom.
    In derselben Sekunde schlug mir der verdammte Bierverkäufer das Glas auf den Schädel.
    Ich hatte den Hut nicht abgesetzt. Das war wohl der Grund, warum ich nicht sofort sang- und klanglos umfiel. Ich blieb auf meinem Stuhl hocken, unfähig zu einer Bewegung, aber merkwürdigerweise sah und hörte ich alles, was in den nächsten drei Sekunden passierte. Fragen Sie einen Spezialisten, welche Teile meines Gehirns den Hauptteil abbekommen hatten.
    Ich hörte den Wirt Tom anbrüllen: »Warum haust du ihm keine rein?«
    Ich sah das runde, gutmütige Gesicht des jungen Schwarzen und obwohl ich paralysiert auf meinem Stuhl saß, erkannte ich in diesem Augenblick, daß Shine den armen Jungen zu dem Spiel gezwungen hatte.
    Ich erhielt einen zweiten Schlag auf den Schädel, offenbar wieder von dem Wirt und offenbar diesmal mit der blanken Faust. Er machte mir nicht viel aus. Im Gegenteil, ich konnte plötzlich wieder meine Glieder gebrauchen. Ich stemmte die Hände auf den Tisch, wollte aufspringen. In dieser Sekunde tauchten vier, fünf Gestalten vor mir auf. Ich weiß nicht, wem die Faust gehörte, die zwischen meinen Augen landete. Ich war wohl doch noch nicht wieder ganz fit gewesen. Jedenfalls, diesen Schlag verdaute ich nicht mehr. Ich fühlte noch, daß ich fiel. Dann Schluß, aus, Dunkelheit.
    Sehr lange konnte ich nicht ohne Verstand gewesen sein. Ich fand mich wieder an der Wand des Zimmers auf dem Gesicht liegend. Ich stemmte mich hoch und fühlte, daß mein Gesicht von einer klebrigen Flüssigkeit naß war, es war wohl eine Mischung aus Blut und Bier, aber sonst ging es mir relativ gut. Meinen Hut hatte ich nicht mehr auf dem Schädel.
    Ich schüttelte ein paarmal den Kopf und hob den Blick. Ich sah die Hosenbeine von fünf oder sechs Männern, und als ich den Kopf noch höher drehte, blickte ich in Stenton Shines höhnische Fratze. Hinter ihm waren nicht nur seine beiden Leibgardisten versammelt, sondern noch vier Jungs, die ich zunächst nicht erkannte. Dann erkannte ich zwei davon doch. Es waren die beiden, die an dem Morgen trainiert hatten, als ich Shine meinen ersten Besuch abstattete. Er hatte also seine gesamte Garde mitgebracht.
    Ich fühlte mich schon wieder ganz wohl. Das ist manchmal so, wenn man eins abbekommen hat. Zunächst erholt man sich schnell, und die Kopfschmerzen folgen erst am nächsten Morgen.
    Vorsichtig tastete ich zur linken Brustseite. Die Bewegung hätte ich mir sparen können. Mein .38er war natürlich weg.
    Shine hatte die Bewegung gesehen. »Ich habe ihn, G-man«, sagte er, und jetzt erst sah ich, daß er meine Waffe in der Hand wog.
    Ich stand ganz auf. Sie ließen mich ruhig hochkommen. Ich holte mein Taschentuch heraus und wischte mir das Gröbste aus dem Gesicht.
    »Okay, Shine«, sagte ich und brachte es fertig, ihn anzugrinsen, »da wären wir also, und wenn du durchziehen willst, so steht dem nichts mehr im Wege.«
    Er betrachtete meinen .38er in seiner Hand, liebevoll, wie es mir schien.
    »Ich täte es gern, G-man«, antwortete er.
    »Na, los«, sagte ich, »aber mich interessiert noch eine Frage, bevor ich von dir die Fahrkarte bekomme. Hast du die Boxer-Morde begangen?«
    Er grinste immer noch. Wenn ich nur noch eine Stunde zu leben gehabt hätte, ich hätte dreißig Minuten davon gegeben, um ihm dieses Grinsen abzugewöhnen.
    »Ich war es nicht, und ich weiß auch nicht, wer es tat, G-man, und was die Fahrkarte angeht, wirklich, ich zahlte sie dir gern, aber ich kann es mir aus bestimmten Gründen nicht leisten. Aber einen Denkzettel sollst du bekommen, der dich hoffentlich davon abhalten wird, deine Nase in meine Sachen zu stecken. Du kannst deinen Leuten ruhig erzählen, wir hätten dich verprügelt. Du bist allein, und wir sind ein Dutzend Leute, die beschwören, wir hätten

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