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0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf

Titel: 0003 - Ich zerschlug die Bande der Fünf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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schlaflose Nacht. In Hemd und Hose lag ich mit gebundenen Händen, Armen, Beinen auf dem Bett und dachte nach. Drüben in meiner Jacke steckte das Papierkügelchen aus den Schnitzeln. Ich hatte, als ich die Zeichnung anfertigte, die Namen der Straßen dazugeschrieben, wie man es macht, wenn man eine Skizze von einer Gegend entwirft. Ich wußte, Phil würde sofort verstehen, wenn das Blatt in seine Hände geriet. Es gab auch keinen Zweifel daran, daß der Zeitungsjunge, der so unentwegt vor unserem Hotel ›Come let me explain‹ pfiff, von Phil dorthin gestellt worden war. Aber es blieb das Problem, wie ich ihm meine Papierkugel zuschustern konnte, ohne aufzufallen. Das Fenster des Zimmers ging zwar zur Straße hinaus, aber es war ganz unmöglich, sich aus dem Bett zu wälzen, ohne Jordan neben mir zu wecken. Ich entwarf einen Schlachtplan für den nächsten Morgen, und ich hoffte inbrünstig, daß er sich ausführen ließ.
    ***
    Vor dem Frühstück wurde ich entfesselt. Ich zog meine Jacke an und fühlte die Papierkugel darin. Wie gestern beschlossen, gingen Callighan und Jordan mit mir in die Stadt, um den Eingang zur Post von dem Fairplay Lane aus zu prüfen. Der Zeitungsjunge stand vor dem Hotel und schrie eine Morgenzeitung aus.
    Ich stoppte meinen Schritt.
    »Warum lest ihr eigentlich nicht in den Zeitungen nach, wie weit sie hinter euch her sind?« fragte ich.
    »Quatsch! Komm!« antwortete Callighan.
    »Mich interessiert’s, was sie Mitleidiges über den armen G-man in eurer Gesellschaft schreiben«, sagte ich, und ehe er es verhindern konnte, war ich mit drei Schritten bei dem Boy. Jordan konnte die Bewegung nicht so schnell mitmachen, und er stand so seitlich von mir. Die Papierkugel hatte ich in der Hand, die ich ausstreckte, um die Zeitung entgegenzunehmen, die der Junge mir diensteifrig reichte.
    Ich kann Ihnen versichern, mir lief der kalte Schweiß den Nacken herunter, als ich ihm mit der gleichen Bewegung die Papierkugel in die Hand drückte. Ich sah seine erstaunt sich weitenden Augen und blickte ihn durchdringend an. Er war ein heller Junge.
    »Fünf Cent, Mister«, sagte er. Es klang noch ein wenig unsicher, aber er zog die Hand zurück und steckte sie in die Hosentasche.
    Das Ganze hatte zwei Sekunden gedauert. Callighan kam mit zwei großen Schritten heran, riß mir die Zeitung aus der Hand, warf sie dem Jungen zu und packte mich am Ärmel.
    »Laß den Blödsinn«, zischte er.
    Ich konnte wieder lächeln.
    »Du scheinst aber eine Menge Angst vor mir zu haben«, sagte ich.
    Er blickte mich von der Seite an.
    »Wenn wir das Postgeld in der Tasche haben, habe ich keine Angst mehr vor dir, G-man«, antwortete er und lächelte dünn.
    ***
    Mein Gedächtnis hatte mich nicht im Stich gelassen. Die Verhältnisse von der Fairplay-Lane-Seite aus waren genauso, wie ich sie den Gangstern geschildert hatte.
    Callighan mochte ein dreimal vorsichtiger Teufel sein, aber jetzt blieb ihm eigentlich nicht mehr viel Grund zum Mißtrauen, und er selbst mochte etwas Ähnliches empfinden, denn er äußerte auf dem Rückweg zu mir: »Bis heute dachte ich, die FBI-Beamten seien das Unbestechlichste, was es in den Staaten gibt.«
    »Es kommt darauf an, womit du sie zu bestechen versuchst«, antwortete ich. »Mit Geld wirst du es nicht schaffen, aber vielleicht mit der Chance, ihr Leben zu retten.«
    Als wir zum Hotel zurückkamen, war der Zeitungsjunge verschwunden.
    Das war einer der längsten Nachmittage, die ich je erlebt habe. Jordan ging kurz nach Tisch fort. Er kehrte gegen vier Uhr zurück und berichtete, daß er einen fünfsitzigen Mercury besorgt habe, der auf einem Parkplatz in der Nähe stünde. Inzwischen hatten sich auch Shakow, Gonzales und Wed eingefunden.
    Callighan erteilte letzte Verhaltensmaßregeln. Sie besaßen fünf Revolver. Drei, die sie den Wärtern abgenommen hatten, und einen, der von Williams stammte. Mit den beiden Jagdgewehren des Farmers konnten sie in diesem Falle nichts anfangen. Außerdem natürlich meinen Revolver. Mit Munition waren sie knapp. Insgesamt hatten sie kaum zwanzig Schuß.
    Eine Waffe erhielt natürlich Wed mit dem ausdrücklichen Befehl, keine andere Richtung als meinen Rücken einzuhalten. Jordan und Gonzales bekamen je eine, während Callighan selbst sich den Revolver des Farmers zuteilte, für den die meiste Munition vorhanden war. Dann verglichen Callighan und Jordan die Uhren, und Punkt fünf Uhr dreißig fuhren sie ab. An der Ecke der Lockseve Street stiegen Jordan,

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