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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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spöttisch an, und ich wußte, daß er an eine andere Art der Abrechnung mit Carruzzi dachte, an eine Abrechnungsart, bei der die Polizei höchstens die Rolle des Totenbeschauers spielen würde.
    »Ich gehe jetzt nach Hause, G-man«, fuhr er fort. »Wollen Sie mit mir essen?«
    »Danke, wir sehen uns später, Brian.«
    »Daran ist kein Zweifel«, antwortete er.
    ***
    Am Abend des gleichen Tages saß ich wieder in Mister Highs Büro und hörte mir eine Reihe von Tonbändern an, auf denen wir Gespräche der überwachten Nummern aufgenommen hatten.
    Bei zwei Aufnahmen verständigten sich Ginger, Matterson und Reive untereinander über die stattgefundenen Besuche von Brian. Es ging aus diesen Gesprächen ziemlich deutlich hervor, was ›Nummer eins‹ von seinen ehemaligen Angestellten gefordert hatte: die Zusammenlegung der Geschäfte unter seiner Oberleitung. Reive und Matterson hatten sich gewunden, Ginger hatte ihn einfach und scharf hinausgeworfen. Und das Endresultat dieser Gespräche bestand in Upton Gingers Satz:
    »Ich werde unseren Mann anrufen, wie wir es besprochen haben.«
    Das dritte Band war die Aufnahme eines Gespräches, das Upton Ginger mit einer Nummer in Chicago geführt hatte. Sein Wortlaut war folgender:
    »Hier spricht Upton Ginger. John, bist du am Apparat?«
    »Ach, Up. Lange nicht mit dir gesprochen, Was gibt’s?«
    »Einen Job für dich«
    »Wo?«
    »New York.«
    »Hm, Up, mich zieht es wenig nach dem alten York. Fühle mich hier in Chicago ganz wohl. Und ich habe wenig Lust zu einer Zusammenarbeit mit dir. Du hast mir zuviel vom alten Harry gelernt.«
    »Quatsch, John. Wir bieten dir ‘ne ganze Menge. Mehr, als du sonst bekommst.«
    »Wer ist wir?«
    »Matterson, Reive und ich.«
    »Ach, die ganze alte Bande. Wieviel?«
    »Fünfzig!«
    Hier stieß der Gesprächsteilnehmer einen langen Pfiff aus.
    »Und gegen wen?« fragte er dann. »Komm nach New York. Wir reden darüber. Ich zahle die Spesen, auch wenn wir nicht einig werden sollten.«
    »Okay, in zwei Tagen.«
    »Nein, sofort. Nimm das nächste Flugzeug.«
    »Hast du es aber eilig!«
    »Ja, sehr. Kommst du?«
    »In Ordnung. Ich rufe dich an, sobald ich in New York bin.«
    — Ich wandte mich an den Techniker. »Wann wurde das Gespräch geführt?«
    »Zwölf Uhr fünfzehn.«
    »Dann ist er spätestens morgen früh hier«, sagte ich zu Mister High.
    »Wer ist dieser ,John‘?«
    »John Patt natürlich. Die drei Freunde heuern ihn gegen ›Nummer eins‹.«
    Der Chef nickte. »Klar. — Hier ist übrigens der Bericht vom FBI Chicago über Patt, den Sie angefordert haben. Er unterhält zur Zeit eine Bande von sechs Mann. — Glauben Sie, daß er gegen ›Nummer eins‹ gehen wird?«
    »Weiß ich nicht mit Sicherheit. Brian scheint in der Unterwelt viel von seinem Nimbus verloren zu haben. Und für fünfzigtausend Dollar steigt Patt auch in eine risikoreiche Sache ein, zumal ja doch seine Leute den Hauptteil der Gefahr tragen müssen.«
    Ich rieb mir den Schädel.
    »Jetzt wird die Sache gefährlich, Chef. — Können wir Patt nicht einfach verhaften?«
    »Es gibt keine Beweise gegen ihn. Länger als vierundzwanzig Stunden können wir ihn nicht einsperren.«
    »Das ist sinnlos. — Wir schieben damit die Ereignisse bestenfalls nur hinaus, verhindern sie aber nicht. — Patt wird Ginger anrufen, sobald er in New York ist. Wahrscheinlich nennt er eine Adresse. — Benachrichtigen Sie mich dann bitte.«
    Ich erhielt diese Nachricht am anderen Mittag. Patt hatte vom Flugplatz New York aus Ginger angerufen. Ginger hatte ihn in sein Büro bestellt. Er war in einem kleinen Hotel in Haarlem abgestiegen.
    Ich fuhr sofort hin, hörte aber vom Portier, daß Mister Patt inzwischen schon angerufen hatte, sein Gepäck würde wieder abgeholt. Ich warf mich wieder hinter das Steuer und brauste zu Gingers Büro, aber die Sekretärin versicherte, Mr. Ginger sei mit einem anderen Herrn fortgegangen und als ich kurzerhand in Uptons Privatkontor eindrang, mußte ich mich überzeugen, daß sie die Wahrheit sprach.
    Mein nächster Weg führte mich zu einem Kollegen von der Stadtpolizei, den ich von früherer Zusammenarbeit kannte, einen Inspektor Sumer.
    »Fein, Sie mal wiederzusehen, Cotton«, begrüßte er mich.
    »Hörte, Sie waren krank. Was kann ich für Sie tun?«
    Die Kollegen von der Stadtpolizei unterhalten beste Beziehungen zu den kleinen Kreisen der Unterwelt, zu all den Mitläufern, Gelegenheitsdieben und was es sonst für Kroppzeug von dieser Sorte gibt.

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