0005 - Ich griff »Nummer eins«
tritt, aber solange er nicht mehr als Drohmittel aufzuweisen hat, als den einen, halb ausgedienten Pete O ‘ Neigh, zeigen ihm sogar diese beiden Schwächlinge die Zähne. Carruzzi ist unbedeutend, das wissen Sie, Chef, aber er hat einen Dickschädel und ist maßlos eitel und ein wenig größenwahnsinnig geworden, seit er sich als Herr der paar Straßen in Bronx fühlt, so daß er keinen Boß mehr über sich dulden wird.«
»Haben Sie Vorschläge?«
»Überwachen Sie die Telefone von Matterson, Reive und Ginger. Bei Carruzzi ist es zwecklos. Er hockt dauernd in Kneipen und telefoniert von dort aus. — Außerdem werde ich eine Anfrage an die Kollegen in Chicago richten, wo sich John Patt aufhält und was er zur Zeit treibt. — Ja, und sobald Brians Villa in der Pine-Street einen Anschluß hat, wollen wir auch ihn überwachen.«
Mister High notierte meine Wünsche. Es stellte sich schon am Abend heraus, daß die Überwachung der Telefone keine schlechte Idee war. Ich befand mich in meiner Wohnung, als ich vom FBI angerufen wurde. Sie hätten ein paar interessante Sachen für mich.
Wir trafen uns in Mister Highs Büro, der Chef, ein Techniker und ich.
»Machen Sie es sich bequem, Jerry«, sagte Mister High. »Es sind zwei interessante Gespräche.« Er nickte dem Techniker zu, und der Mann legte das erste Magnetophonband ein.
»Gespräch zwischen Upton Ginger und Mad Matterson. Anrufer: Upton Ginger.«
»Hallo, Mad«, hörte ich Gingers scharfe Stimme. »Hier ist Up. Kann ich ungestört mit dir reden?«
»Augenblick«, antwortete Matterson, dessen Stimme wie ein schmalziger Tenor klang. Man hörte leise, wie er zu jemanden sagte: »Scheren Sie sich ‘raus!« Dann: »Ja, Ginger. Ungewöhnliche Ehre, dein Anruf.«
»Hat seinen Grund. Harry ist frei.« Einen Augenblick Pause.
»Ja, ich weiß«, sagte Matterson leiser. Ginger sprach Stakkato:
»Ein G-man war bei mir. Wenn ich den Kerl richtig verstanden habe, dann ist Brian scharf auf uns, auf uns alle. Besser, wir einigen uns, damit wir ihm gemeinsam entgegentreten können.«
»Ist Reive mit von der Partie?«
»Natürlich.«
»Dann spiele ich nicht mit.«
»Es wird dir nichts anderes übrigbleiben, Idiot. Du kennst doch Harry. Wenn wir ihm Zeit lassen, sich jeden einzeln vorzuknöpfen, rettet sich keiner von uns.«
»Was willst du gegen ihn unternehmen?«
»Darüber spricht man nicht per Telefon. Kennst du die Snackbar in der 46.? Komm hin! Reive und ich werden dort sein.«
Matterson zeterte lang und breit, daß Reive die Gelegenheit benutzen würde, ihm eins auszuwischen, aber Ginger zerstreute die Bedenken. Sie verabredeten sich für acht Uhr abends. Ich sah nach der Uhr. Es war noch vor acht, aber High, der die Bewegung gesehen hatte, schüttelte den Kopf.
»Zwecklos, Jerry. Belauschen können Sie sie dort nicht, und Sie werden aufhören zu reden, wenn Sie oder ein anderes fremdes Gesicht auftaucht.«
»Gespräch zwischen Upton Ginger und Denis Reive«, meldete der Techniker, während er das zweite Tonband einspannte. »Anrufer Ginger.«
Das Gespräch verlief ungefähr so wie die Unterhaltung mit Matterson und endete auch damit, daß Reive sein Erscheinen um acht Uhr zusagte.
»Sie verbünden sich«, erklärte High, nachdem das Tonband abgerollt war. »›Nummer eins‹ wird es schwer haben.«
***
Ich sah Harry Brian am nächsten Morgen, als ich meinen Wagen gegen zehn Uhr vor seinem Hause parkte. Er kam heraus und begrüßte mich mit einem geradezu freundschaftlichen Händedruck.
»Sie glauben nicht, wie gut es sich in der Freiheit schläft, G-man«, sagte er lachend. »Würden Sie die Freundlichkeit haben, mich zum nächsten Taxistand zu fahren?«
Okay, ich spielte den Chauffeur für den Gangsterboß. Bevor er am Stand in ein Taxi stieg, rief er mir zu:
»Falls Sie mich bei der Verfolgung verlieren sollten, so treffen wir uns am besten in der 19. Straße. Ich fahre zu Mad Matterson.« Sprach es, schlug die Tür zu und gab dem Chauffeur ein Zeichen zum Anfahren.
Mir blieb ein wenig die Spucke weg, aber dann gondelte ich hinterher.
Er hatte nicht gelogen. Er fuhr wirklich in die 19. Straße. Unsere beiden Wagen hielten hintereinander, und wir stiegen fast gleichzeitig aus.
»Tut mir leid, daß ich Ihrem Rat nicht folgen kann, G-man«, sagte Brian, »aber ich muß Mad sprechen. Am besten gehen Sie mit hinauf. Wenn Matterson einen G-man sieht, kommt er nicht auf die Idee, mir eins zu verpassen, und ich, na, ich kann ihn auch schlecht
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