0005 - Ich griff »Nummer eins«
benutzten, vor einer Pinte in der 84. halten. (Den Jaguar hatte ich auf einem Parkplatz abgestellt.) Es war so die übliche Vorortkneipe mit Billardsaal und Hinterzimmer.
In dem Hinterzimmer war eine ganze Meute versammelt, nicht viel weniger als zwanzig Mann. Die meisten trugen bunte Sportpullover, Lederjacken und Be-Bop-Haarschnitt, und kaum einer von dieser Bande Jugendlicher mochte über Zwanzig sein, bis auf drei Männer, die sich, die Hüte im Genick, am Billardtisch vergnügten. Unser Eintreten erregte kein besonderes Aufsehen. Die Jugendlichen fuhren mit Kartenspielen fort. In der rechten Ecke des Saales führten zwei Halbwüchsige einer Gruppe von Kumpanen ein paar neue Jiu-Griffe vor, die sie irgendwo gelernt haben mochten, und mehr als ein halbes Dutzend standen um ein Klavier herum, auf dem einer von ihnen einen Jazz hämmerte, während die anderen mit Knien, Köpfen und Armen den Rhythmus dazu wackelten.
»Hallo, Carlo«, sagte Brian laut durch den Lärm.
Ein Mann, der eben zu einem Billardstoß ansetzte, hielt inne, richtete sich auf und musterte ›Nummer eins‹ aus engen Augen.
»Ach«, stieß er gedehnt aus.
Carruzzi war breit in den Schultern. Er trug einen grell gestreiften Anzug, ein blaues Hemd und einen hellen Schlips. Seine Haut war braun, und sein schwarzes Haar wucherte ihm bis in die niedrige Stirn.
»Wie geht’s, Carlo«, fuhr ›Nummer eins‹ fort und lächelte.
Carruzzi wandte den Kopf. »Mal Ruhe!« brüllte er.
Die Kartenspieler ließen ihre Blätter sinken, der Jazzhämmerer am Piano hörte auf, die Jiu-Boys unterbrachen ihre Rangelei. Es wurde auf einmal sehr still im Raum.
»Ich hätte dich gern gesprochen, Carlo«, sagte Brian.
»Warum?«
»Das ist nicht der richtige Ort, um es zu erklären.«
»Wer ist der Bursche neben dir?«
»Ein G-man!«
Carruzzi brach in lautes Gelächter aus.
»Hört mal her, Jungens!« rief er, immer noch unter Gelächter, seiner Bande zu. »Der Mann da, das ist Harry Brian. Früher mal war er eine Kanone und vorübergehend sogar mein Chef, ein Chef übrigens, der seine Leute verdammt schlecht bezahlte. Jetzt schleppt er einen Schnüffler mit sich, aus Angst, wir könnten ihm ein Härlein krümmen.«
Die Horde stimmte bereitwillig in sein Gelächter ein.
»Irrtum, Carlo«, sagte Brian ruhig. »Der G-man ist nur dabei, um zu verhindern, daß ich mich an dir vergreife.«
Das Lachen brach ab. Einen Augenblick war es still im Raum.
Dann fragte ein langer, blonder Schlacks:
»Sollen wir sie durch die Mangel drehen, Carlo?«
»Schnauze!« knurrte Carruzzi, stellte sein Billardqueue weg und kam um den Tisch herum.
»Ich will dir mal was sagen, Brian«, knurrte er. »Ich weiß genau, was du von mir willst. Ich soll wieder für dich arbeiten, neunzig Prozent des Risikos tragen, und nur zehn Prozent des Verdienstes bekommen. Du willst wieder der Chef sein, aber damit ist Schluß. Hier bin ich der Boß, und ich werde es bleiben. Troll dich, Brian, oder, by Jove, ich werde es dir handgreiflich beibringen lassen, auf wen die Jungens hier hören.«
»Du bist noch ganz so leichtsinnig und hitzköpfig wie früher«, antwortete
›Nummer eins‹ kalt. »Deine Kinderverwahranstalt genügt vielleicht zum Erschrecken von Gemüsehändlern, aber nicht für mich.«
Ich sah, wie es in Carruzzis Augen auffunkelte, und ich fand es an der Zeit, mich einzumischen.
»Schluß«, sagte ich. »Kommen Sie mit, Brian. Und Sie Carruzzi spielen, am besten wieder Billard.«
»Schnauze, G-man«, sagte er.
»Na schön«, antwortete ich und nahm die Null-acht aus dem Halfter. »Reden wir auf andere Weise weiter. — ‘raus mit Ihnen, Brian. Und ihr anderen alle bleibt, schön hier, bis wir abgefahren sind.« Eine entsicherte Null-acht in einer G-man-Faust wirkt eigentlich immer. Sie ließen uns ungeschoren ins Freie.
Draußen lachte Brian.
»Mit Ihrer Kanone haben Sie , Carlo aber bei seinen Leuten um einen guten Teil seines Renommees gebracht.«
»Sie haben bei Ihrem vom FBI gedeckten Rückzug auch nicht gerade an Achtung gewonnen«, versetzte ich.
Wir gingen nebeneinander die 84. hinunter. Vielleicht war in diesem Augenblick bei Brian etwas zu erreichen.
»Es wird Zeit, daß Carruzzi hinter die Gardinen kommt. Er wird ziemlich frech.« Ich sagte das in leichtem Plauderton, aber ›Nummer eins‹ verstand sofort.
»Sie wollen von mir Material gegen ihn, G-man? Vielleicht liefere ich es Ihnen eines Tages, aber noch ist es zu früh.«
Er lächelte mich
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