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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Es gibt keine bessere Möglichkeit, Hinweise zu bekommen, als sich mit solchen Leuten gutzustellen.
    »Mir ist ein Mann aus Chicago abhanden gekommen, bevor ich ihn richtig erwischte. Er heißt John Patt. Ich lasse Ihnen sein Bild vom Archiv herüberschicken, Sumer. Spitzen Sie Ihre Leute auf ihn an. Ich muß wissen, wo er sich aufhält. Es dürfte nicht schwer sein, ihn zu finden, denn er hat sechs andere Leute aus Chicago bei sich oder läßt sie in wenigen Tagen nachkommen. — Wollen Sie mich anrufen, Sumer, sobald Sie seinen Aufenthaltsort kennen?«
    »Selbstverständlich, Cotton«, erklärte er. »Helfe Ihnen gern.«
    Der versprochene Anruf erreichte mich rund sechsunddreißig Stunden später.
    »Haben ihn, Cotton«, sagte Sumer. »Er ist mit seinen Leuten in ein leerstehendes Haus gezogen, das er gemietet hat. Die Adresse lautet: 27. Straße, Nummer 184.«
    Ich sauste sofort los. Nummer 184 war eines der typischen Einfamilienholzhäuser, wie sie bei uns fertig geliefert und aufgestellt werden. Es war gerade die richtige Zeit, und ich traf John Patt und seine Leute bei einem Frühstück, das einer von ihnen mit einer Schürze um den Bauch und in Hemdsärmeln zubereitet hatte.
    »Hier ist ein G-man«, verkündete derjenige, der mich eingelassen hatte, denn nur durch Vorzeigen meines Ausweises konnte ich den Eintritt erzwingen.
    Patt saß im Kreise seiner Getreuen im Wohnzimmer und schaufelte Ei mit Schinken in sich hinein. Er zählte rund fünfundvierzig Jahre, aber sein erdgraues, kantiges Gesicht wirkte auf irgendeine Weise zeitlos. Seine Augen waren klein und sehr blau. Erstaunlich war der Gegensatz zwischen seiner massigen Figur und seinen schmalen und schlanken Fingern, die Finger eines Kunstschützen, der mit der Pistole mit der Geschwindigkeit eines Taschenspielers umzugehen verstand.
    Die Leute um ihn herum bedeuteten eine der schönsten Sammlungen von Ganoven, die ich je zu Gesicht bekommen hatte. Aber ich würdigte sie zunächst keiner besonderen Beachtung.
    »Willst du mir das Frühstück verderben, Schnüffler«, knurrte Patt zur Begrüßung.
    Ich zog mir einen Stuhl heran.
    »Reden wir klar miteinander, John. Warum bist du aus Chicago hergekommen?«
    »Weil mir die Luft nicht gefiel.«
    Ich ging auf die Späße nicht ein.
    »Patt, ich weiß genau, aus welchem Grund du hier bist. Man hat dir eine Menge Geld geboten, wenn du Harry Brian, deinen ehemaligen Chef, aus dem Wege räumst. Du siehst, unsere Informationen stimmen genau. Wir wissen, womit wir zu rechnen haben, und ich versichere dir, wir werden es dir schwer machen, deinen Auftrag auszuführen. — Du hast bisher Glück gehabt, und wir konnten dich nicht fassen, aber dieses Mal ist Schluß. Wenn Brians Leiche gefunden wird, wissen wir genau, wo wir den Täter suchen müssen.«
    Er schaufelte weiter in seinem Frühstück, aber ich ließ mich dadurch nicht täuschen. Er war beeindruckt. Ich hieb weiter in die Kerbe.
    »Es ist sonst nicht meine Art, Leuten von deiner Sorte einen guten Rat zu geben, aber heute gebe ich dir einen guten Rat. Laß die Finger aus dem Geschäft und nimm samt deinen Ganoven die nächste Maschine nach Chicago zurück. Du kennst Brian. Er ist immer noch gefährlich, und du hast es nicht nur mit Brian zu tun, sondern auch mit uns.«
    Er schwieg.
    »Wirst du abreisen?« fragte ich.
    Er schwieg weiter. Ich stand auf.
    »Ich gebe dir zwölf Stunden Bedenkzeit. Heute abend um neun Uhr frage ich dich, ob du die Flugkarten besorgt hast.«
    »Und wenn nicht?« knurrte er
    »Das wirst du sehen«, antwortete ich und verließ das Zimmer. Mein letzter Satz war eine leere Drohung. Ich hatte nichts gegen ihn in der Hand. Natürlich konnte ich ihn und seine Leute überwachen lassen, aber ich zweifelte daran, ob das genügte, seine und Gingers Pläne z u durchkreuzen.
    ***
    Ich verbrachte einen unruhigen Tag. Ich versuchte, Brian in seiner Wohnung zu erreichen, aber er war nicht anwesend. Niemand reagierte auf mein Klingeln und Klopfen.
    Abends um neun Uhr holte ich den Jaguar wieder aus dem Stall und fuhr hinaus zu dem Haus in der 27. Straße.
    Während ich meinen Wagen am rechten Straßenrand parkte, registrierte mein Ohr ein Geräusch, ein dumpfes »Plopp«. Ich schenkte ihm keine Aufmerksamkeit und dachte an einen Stein, der gegen das Blech geschlagen sein mochte.
    Ich schlug die Tür des Wagens zu, schlenderte durch den kleinen verwahrlosten Vorgarten und drückte auf den Klingelknopf von Nummer 184.
    Es rührte sich nichts im Haus,

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