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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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obwohl die Fenster erleuchtet waren. Einmal glaubte ich, ein Gesiebt hinter der zurückgeschlagenen Gardine gesehen zu haben, aber ich konnte mich auch täuschen. Ich klingelte ein zweites Mal, und als auch ein drittes Läuten erfolglos blieb, drückte ich wütend auf den Knopf und probierte die Widerstandskraft der Klinke. Ich hatte plötzlich das Gefühl, es müsse etwas geschehen sein, obwohl ich nicht zu sagen gewußt hätte, worum es sich dabei hätte handeln können.
    Ich gab mir selber noch zwei Minuten, dann würde ich die Tür eintreten. Fünfzehn Sekunden vorher wurde der Schlüssel im Schloß gedreht, und der gleiche Mann, der mir am Morgen geöffnet hatte, stand vor mir.
    »Warum öffnet ihr nicht?« fauchte ich ihn an, aber er antwortete nicht und wich langsam vor mir zurück ins Zimmer. Warum war der Junge so käsig im Gesicht?
    Ich ging hinter ihm her. Er drehte sich zur Seite weg, sobald er das Wohnzimmer erreicht hatte, und ich befand mich der ganzen Patt-Bande gegenüber. Und vor ihnen stand ein Mann, den ich hier wahrhaftig nicht erwartet hatte. Mit seinem üblichen ironischen Lächeln begrüßte mich Harry Brian, die ›Nummer eins‹.
    »‘n Abend, G-man.«
    Wie gesagt, Harry lächelte, aber die anderen sechs Männer standen da wie Schuljungens, die eine Fensterscheibe zerschmissen haben. Sie ließen die Köpfe hängen, traten unruhig von einem Fuß auf den anderen und knackten mit den Knöcheln der Finger. Auf dem Tisch standen die Überreste einer Mahlzeit. Ganz unwillkürlich zählte ich die Teller. Es waren sieben. Und jetzt erst kam mir zum Bewußtsein, daß hier ein Mann fehlte: John Patt selbst! Und ich wurde sehr wach.
    »‘n Abend, Brian«, antwortete ich langsam. »Hast du mit Patt verhandelt?«
    »Nein«, entgegnete er und ließ mich nicht aus den Augen. »Ich wollte mit ihm sprechen, aber er ist nicht da.« Er grinste flüchtig. »Wahrscheinlich spricht er mit der Konkurrenz.«
    »Ich brauche ihn dringend«, sagte ich und ging langsam auf ihn zu. »Vielleicht ist er in den Schlafzimmern. Ich werde nachsehen, wenn du nichts dagegen hast?«
    »Dagegen habe ich etwas, G-man«, antwortete ›Nummer eins‹ und gleichzeitig mit dem letzten Wort holte er aus und schlug zu.
    Ich hatte die Hand zur Brust hochgerissen, aber ich war wohl doch noch nicht ganz in Ordnung. Jedenfalls reagierte ich nicht schnell genug, und Brians Schlag traf mich ziemlich genau und schleuderte mich gegen die Wand.
    Ich war eine halbe Sekunde lang benommen, und in dieser halben Sekunde wandte sich Brian zu Patts Leuten um und schrie sie an:
    »Los, dreht ihn durch! Glaubt ihr, ich mache die Dreckarbeit? Habt ihr immer noch nicht kapiert, wer hier befiehlt?« Ich sah nicht ganz deutlich, aber ich glaubte ein Schießeisen in seiner Hand zu erkennen. Ich rappelte mich hoch, aber jetzt waren die sechs Jünglinge da, und ich bezog mehr als ich austeilen konnte. Sie blieben mir zu dicht auf der Haut, als daß ich an meine Null-acht gekonnt hätte, und zwei Minuten später wälzten wir uns allesamt auf dem Boden.
    Ich hörte das Lachen von ›Nummer eins‹ durch das Klatschen der Schläge und das Keuchen der Männer. Ich hörte auch seine Stimme:
    »Bringt ihn bloß nicht um! Ich will keine ernsthaften Scherereien. Seine Leute wissen, wohin er gegangen ist, und sie nehmen euch hoch, wenn ihr ihn tötet.«
    Wer endlich auf den guten Gedanken kam, mir eins über den Schädel zu ziehen, weiß ich nicht. Jedenfalls ging bei mir plötzlich das Licht aus, und die Schlacht fand ihr Ende. Länger als fünf Minuten hatte sie ohnedies nicht gedauert. Wie gesagt, ich war doch noch nicht ganz fit.
    Meinen Verstand fand ich wieder in einem dunklen Raum. Ich war nicht gebunden. Ich richtete mich hoch und tastete mich die Mauern entlang. Ich stolperte über eine Kartoffelkiste und faßte in ein Obstregal und begriff. Sie hatten mich im Keller des Hauses eingesperrt.
    Die Tür war aus soliden Eichenbohlen. Ich warf mich ein halbes Dutzend Mal mit der Schulter dagegen, aber das bekam meiner Schulter schlechter als der Tür. Ein geeigneter Gegenstand zum Aufbrechen fand sich auch nicht. Die Latten des Obstregals brachen beim ersten Versuch.
    Ich hämmerte mit den Fäusten und trommelte mit den Absätzen.
    Schließlich hörte ich jemanden die Treppe herunterkommen.
    »Brian läßt dir sagen, du sollst aufhören zu lärmen«, meldete sich die Stimme eines der Gangster. Dann trollte er sich wieder. Schön, was hatte das Krachmachen

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