0005 - Ich griff »Nummer eins«
ich. »Wir haben dich. In fünf Minuten ist eine Kompanie von G-men hier. Du kannst es getrost schon aufgeben.« Die Antwort war eine Kugel, die gegen eine der Monierstangen schlug und sie mit einem singenden Ton zum Vibrieren brachte.
»Na, schön«, rief ich. »Dann eben mit Gewalt!«
Und jetzt bekam ich eine andere Antwort. Vom Hause her rief eine Stimme:
»Es ist nicht Brian. Es ist Pete O‘Neigh! Brian jagt Tommy! Pete versucht mich zu erledigen.«
Wieder das Bellen eines Pistolenschusses, dieses Mal offenbar auf das Haus abgefeuert, denn wir hörten die Kugel nicht.
Ich ließ mich dadurch nicht stören.
»Wer bist du?« brüllte ich.
»Sam Barrender. Ich bin verwundet! Tommy türmte aus dem Seitenfenster, als Brian eindrang und Cast Murrow erschoß, während er mit euch telefonierte.«
Ich frohlockte. Einer von den Patt-Leuten lebte jedenfalls noch und niemand, weder Pete O ‘ Neigh noch ›Nummer eins‹ selbst würde es mehr gelingen, ihn stumm zu machen.
»Bleib in Deckung, Barrender!« rief ich. »Wir holen dich heraus! Wohin rannte Tommy?«
»Ich weiß nicht!«
Phil packte meinen Arm.
»Hörst du!« flüsterte er.
Ich hatte gehört. Es war ein fast verwehtes Geräusch, und es klang wie Pistolenschüsse von weither, und wir hätten nicht sagen können, woher dieses kaum echolaute Geräusch kam, wenn nicht gleich darauf das leichte Hämmern einer Maschinenpistole gefolgt wäre.
»Das kommt aus der Richtung des Flugplatzes!« stellte ich fest. »Das muß Brian selbst sein! Vielleicht kann ich ihn fassen! Mit Pete wirst du fertig. Riskiere nichts!«
Ein Griff an Phils Oberarm, ein kurzes Schütteln, das für einen langen Händedruck galt, und gebückt huschte ich hinter dem Moniereisen weg zum Jaguar zurück.
Ich sagte Ihnen schon, daß links von der 133. Seite weite Felder lagen, die das Vorgelände von dem Flugplatz bildeten. Nach dem Geräusch der Schüsse zu urteilen, mußte sich irgendwo in diesen unbebauten Grasflächen, die aus Sicherheitsgründen für den Flugverkehr kahl gelassen wurden, der Kampf zwischen ›Nummer eins‹ und dem dritten Patt-Mann abspielen.
Ich brauchte Licht, wenn ich den Hauch einer Chance haben wollte, beide in den Feldern zu finden.
Ich enterte den festgefahrenen Jaguar, warf den Rückwärtsgang hinein, startete und nahm den Fuß von der Kupplung, während ich das Steuer scharf einschlug.
Schrammend löste sich der hintere Kotflügel von dem Mauerpfosten. Ich kurbelte am Steuer, während Pete O ‘ Neigh versuchte, mich wegzuputzen, aber Phil zwang ihn durch ein paar gutsitzende Sachen, die Nase einzuziehen.
Der Wagen kam frei. Ich jagte ihn rückwärts, bremste, warf den ersten Gang hinein, drehte ihn herum und schaltete den Scheinwerfer an.
So weit der Scheinwerfer reichte, schienen die Felder aus einer festen und relativ ebenen Grasfläche zu bestehen. Kein Graben befand sich zwischen Straße und Feld. Ich fuhr an. So eben, wie es aussah, war die Grasfläche doch nicht. Der Jaguar holperte wie ein alter Traktor. Ich störte mich nicht daran und brachte ihn bis in den dritten Gang. Er ging vom Holpern zum Springen über. Ich klammerte mich gewissermaßen mit den Zähnen am Steuerrad fest und schaltete den Suchscheinwerfer ein, der geschwenkt werden konnte. Zum Glück war die Beleuchtungseinrichtung beim Anschrammen an die Mauer heil geblieben.
Sie müssen sich das richtig vorstellen, wie ich so über das Feld tanzte, eine Hand am Steuerrad, die andere am Suchlicht, den Fuß auf dem Gashebel.
Ich schwang den Suchscheinwerfer im Halbkreis. Der Boden wurde weicher. Einmal drehten die Räder leer. Ich ließ das Steuerrad los und schaltete blitzschnell in den zweiten Gang hoch. Der Jaguar sprang weiter.
Drei oder vier Minuten vielleicht fuhr ich über diesen Boden, der wahrhaftig nicht fürs Autofahren gedacht war. Dann sah ich etwas, richtiger, glaubte etwas zu sehen, halblinks und schräg vor mir den Schatten einer Gestalt, der sekundenlang vom Suchlicht aus der Dunkelheit gerissen wurde.
Zurück mit dem Scheinwerfer. Ja, dreihundert Yard voraus lief ein Mann.
Ich ließ den Suchscheinwerfer fahren, kurbelte am Steuerrad. Im gleichen Augenblick schlug der Wagen mit den Vorderrädern in eine wassergefüllte Querrinne, daß das Blech eines Kotflügels knallend zerknitterte und das Wasser in den Fond spritzte. Ich glaube, in diesem Augenblick vollbrachte ich die beste Leistung, die ich je als Autofahrer zustande gebracht habe. Noch bevor auch die
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