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0005 - Ich griff »Nummer eins«

0005 - Ich griff »Nummer eins«

Titel: 0005 - Ich griff »Nummer eins« Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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Hinterräder in die Rinne rutschten, riß ich den Gang heraus, ließ den Motor im Zwischengas aufheulen und haute den ersten Gang hinein.
    In der kleinen Übersetzung schaffte es der Motor. Er hob den Jaguar aus der Rinne wieder heraus. Noch eine Drehung am Steuerrad, und jetzt rissen die Hauptscheinwerfer den Mann zum dritten Male aus der Dunkelheit.
    Ungewollt entfuhr mir ein Schrei. Es war Brian, der dort lief. Brian, die große ›Nummer eins‹, die dort vor mir fortrannte, genau wie ich es ihm prophezeit hatte, nicht mehr der große, allmächtige Boß, sondern ein kläglicher, gehetzter Mörder. — Ich wechselte nicht den Gang, ich sprang nicht aus dem Wagen. Ich fuhr weiter, und ich kam ihm näher und näher. Er blieb im Scheinwerferlicht wie ein flüchtender Hase, der den Verstand verloren hat. Noch zweihundert, hundertfünfzig, hundert Yard. — Da blieb er stehen, schwang herum, riß das Ding hoch, das er in der Hand trug. Ich sah, es war eine Maschinenpistole. Ich warf mich seitlich flach auf den Sitz, aber ich ließ den Fuß nicht vom Gas. Ich tastete nach meiner MP, die neben mir gelegen hatte. Sie war heruntergefallen, und ich fuhr auf dem Boden mit den Händen entlang, aber ich blieb mit dem Fuß auf dem Gas. Über mir zerklirrten die Windschutzscheiben, und die Splitter rieselten auf mich herab, noch bevor ich die Schüsse hörte, aber ich nahm den Fuß nicht vom Gas. Meine Finger fühlten den Lauf der MP, tasteten sich entlang bis zum Kolben, meine Hände schlossen sich um die Waffe.
    »Jetzt!« dachte ich.
    In diesem Augenblick gellte ein entsetzter Schrei. Etwas stieß gegen den Kühler meines Wagens. Ich hörte den dumpfen Laut eines Falles, richtete mich hoch und trat auf die Bremse. Der Jaguar stand auf der Stelle.
    Ich sprang heraus, die Waffe in den Händen. Nur ein Scheinwerfer brannte noch, aber sein Licht genügte. ›Nummer eins‹ lag unter meinem Wagen, nur Rücken und Kopf sahen hervor.
    Nein, ich habe Harry Brian nicht überfahren. Er lebte, und alles, was er abbekommen hatte, war eine kleine Gehirnerschütterung, die ihn ohnmächtig machte. Er muß bis zum letzten Augenblick, die Maschinenpistole erhoben und feuernd, vor dem anrollenden Jaguar gestanden haben. Dann warf er sich herum, um fortzurennen, und in seiner Verwirrung tat er nicht den naheliegenden Sprung zur Seite, sondern lief geradeaus. Klar, daß der Wagen ihn nach wenigen Schritten überrollte. Der Kühler warf ihn um, so daß er zwischen die Räder zu liegen kam, und bevor der Wagen über ihn rollte und das tiefliegende Getriebe ihn vielleicht ernsthaft verletzt hätte, hatte ich auf die Bremse getreten. Die geringe Geschwindigkeit von zwanzig Meilen, die der Jaguar im ersten Gang höchstens läuft, und der weiche Boden hatten das Auto auf der Stelle zum Stehen gebracht.
    Ich zog Brian unter dem Wagen hervor, schleppte ihn zum Beifahrersitz und ließ den Motor wieder anspringen. Vorsichtig tastete ich mich zur Straße zurück. Die Querrinne konnte ich vermeiden. Auf halbem Wege kamen mir Cops entgegen. In der Aufregung der Jagd hatte ich nicht bemerkt, daß auf der 133. Straße inzwischen ein rundes Dutzend Polizeiwagen sirenenheulend aufgefahren waren.
    Als ich meinen armen, geschundenen Jaguar endlich auf dem Straßenpflaster, wo er von Natur aus hingehörte, zum Stehen brachte, traten Mister High und Phil an meinen Wagen.
    »Tot?« fragte der Chef beim ersten Blick auf den bewegungslosen Brian.
    Ich schüttelte den Kopf. »Nein. Und hier?«
    »Alles in Ordnung«, antwortete Phil. »Pete O‘Neigh warf seine Kanone weg, als die Sirenen heulten. Sam Barrender von der Patt-Bande ist nur leicht verletzt, und Cast Murrow, den Mann, den ›Nummer eins‹ niederschoß, als er mit uns telefonierte, hat es zwar schwer erwischt, aber vielleicht bekommen wir ihn durch.«
    Die Cops suchten das Feld nach dem dritten Mann ab, und sie fanden ihn, aber hier hatte ›Nummer eins‹ zum letzten Male ganze Arbeit geleistet. Der dritte Patt-Mann, Tommy Bliatti mit Namen, war tot.
    ***
    Von Sam Barrender erfuhren wir noch in der gleichen Nacht, was sich seit jenem Augenblick ereignet hatte, als Harry Brian in der 27. Straße im Hause Nummer 184 auftauchte, das Upton Ginger für John Patt gemietet hatte. Es war genauso gewesen, wie wir es uns vorgestellt hatten. ›Nummer eins‹ wollte Patt auf seine Seite ziehen, aber Patt fragte kühl nach Geld. Er hatte Ginger inzwischen auf hunderttausend Dollar hochgedrückt, und Brian konnte eine

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