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0006 - Schach mit dem Dämon

0006 - Schach mit dem Dämon

Titel: 0006 - Schach mit dem Dämon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sagte Powell und hob sein Glas.
    Die Veteranen tranken auf ihren toten Kameraden.
    Superintendent Powell hatte ein schlechtes Gewissen. Sein bester Mann feierte heute Geburtstag, und er, Powell, war nicht da. Der Superintendent entschloß sich, noch, hinzufahren. Er hatte zwar nicht direkt zugesagt, aber er wollte John den Gefallen doch tun.
    Nach außen hin war Powell zwar ein alter Brummbär, aber unter der rauhen Schale schlug ein weiches Herz. Vor allen Dingen für John Sinclair. Der etwa dreißig Jahre jüngere Oberinspektor erinnerte ihn immer an seinen Sohn, der zusammen mit seiner Mutter verunglückt war.
    Seit der Zeit hatte Powell nie mehr geheiratet, er war Witwer geblieben und widmete sich nur noch seiner Arbeit.
    Manchmal jedoch begann er auch zu zweifeln. Vor allen Dingen dann, wenn er erfahren mußte, daß wieder ein alter Bekannter in den Adelsstand erhoben wurde. Währenddessen lief er noch immer ohne dieses für einen englischen Gentleman wichtiges Prädikat herum.
    Man hatte ihn zwar schon vorgeschlagen, aber durch einen schnellen Regierungswechsel war die Sache wieder in Vergessenheit geraten.
    Powell stellte sein leeres Glas auf dem Tablett des Clubbutlers ab. »Ich werde gehen«, sagte er zu dem Mann.
    »Bitte holen Sie mir meinen Mantel, Charles!«
    »Sehr wohl, Sir!«
    Charles verschwand.
    Einer von Powells Clubkameraden hatte die Worte des Superintendenten gehört. »Du willst tatsächlich schon weg?«, erkundigte er sich.
    »Ja, Will!«
    Der schnauzbärtige William Patten grinste. »Hast du irgendwo eine kleine…«
    Powell schüttelte den Kopf. »Nein, aus dem Alter bin ich heraus.«
    Patten wiegte den Kopf. »Man kann nie wissen, alter Junge. Sieh mich an. Ich habe das auch gedacht. Aber dann bin ich eines Tages in meine alte Sauna gekommen und siehe da, die hatten eine neue Besatzung. Girls aller Rassen und Hautfarben. Ich bin wieder richtig munter geworden. Wenn du willst, kann ich dir die Adresse geben. Sie ist ein Geheimtip.«
    »Danke, Will, kein Bedarf.«
    Patten schlug Powell auf die Schulter. »Mach’s gut, alter Junge. Bis zum nächstenmal.«
    Der Butler kam mit der Garderobe. Er half Powell in den Mantel und reichte ihm den Stockschirm. Danach begleitete er den Superintendenten zur Tür.
    Ein Taxi stand vor dem Club immer bereit.
    Powell winkte es heran. Er warf noch einen Blick auf die Uhr. Zwanzig Minuten vor Mitternacht. Wie er John kannte, war die Feier erst jetzt richtig im Gange.
    Der Wagen kam. Kies spritzte unter den Reifen weg. Das Clubgebäude lag in einem kleinen Park. Zwei Laternen streuten vor dem Eingang ihr Licht in die Dunkelheit.
    »Wohin, Sir?« fragte der Fahrer, als Powell eingestiegen war.
    Der Superintendent gab John Sinclairs Adresse. Er ahnte nicht, was ihn dort erwartete…
    ***
    Der Tonarm des Plattenspielers schwang automatisch zurück. Die Musik verstummte.
    Sheila Conolly stand aus ihrem Sessel auf. »Ich lege eine neue Platte auf«, sagte sie.
    »Aber ein Stimmungslied«, rief Bill ihr zu. Er schwenkte sein Glas.
    Sheila mußte auf ihrem Weg zum Plattenspieler an dem Schachbrett vorbei.
    Plötzlich blieb sie stehen. Direkt neben dem Spiel. Ihre Augen wurden groß. Sie beugte den Kopf und wurde bleich.
    Jane Collins hatte etwas bemerkt. »Was ist los?« fragte sie.
    Sheila holte tief Luft. »Das Spiel… die… die Figuren«, flüsterte sie, »sie bewegen sich…«
    »Unmöglich!« Jane Collins raste los wie ein Sprinter aus den Startlöchern.
    Und auch Bill war mißtrauisch geworden. Augenblicklich erinnerte er sich an seinen Traum. Das Gefühl einer drohenden, sich nähernden Gefahr beschlich ihn.
    Er wollte die Frauen warnen, sich nicht mit dem Spiel zu beschäftigen, da war es schon zu spät.
    Jane Collins stieß einen Schrei aus. Er klang erstickt, so als würde sie keine Luft mehr bekommen. Die Detektivin wankte. Sie wollte sich gerade an Sheila festhalten. Im gleichen Augenblick puffte mitten aus dem Brett eine Rauchwolke hoch. Die einzelnen Schachfiguren wurden durch die Luft gewirbelt, vergrößerten sich innerhalb von Sekundenbruchteilen. Schreckliche Fratzen schälten sich aus dem Nebel.
    Bill Conolly sah eine Rauchwand auf sich zukommen. Er wollte noch fliehen, doch da hatte ihn der Rauch schon eingehüllt.
    Etwas Grauenhaftes, Unbegreifliches geschah.
    Der Reporter schrumpfte, immer kleiner wurde er.
    Gewaltige Kräfte preßten seinen Oberkörper zusammen. Stechende Schmerzen rasten hinauf in sein Hirn und explodierten in einem furiosen

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